Eichstätt
Die Hüter der Grenzen

Feldgeschworene aus dem Landkreis geehrt "Sie kennen Ihre Pappenheimer"

20.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Ehrung in feierlichem Rahmen: Feldgeschworene aus dem Landkreis Eichstätt erhielten zu ihrem Jubiläum im Spiegelsaal der Residenz Urkunden des Bayerischen Finanzministers. Überreicht wurden sie von Landrat Anton Knapp und den Repräsentanten des Vermessungsamtes, Anton Nieberle und Anton Waffler, im Beisein mehrerer Bürgermeister. - Foto: Auer

Eichstätt (EK) Das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern übt nicht etwa der Feuerwehrler aus - sondern der Feldgeschworene. Vielen ist das Amt, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert reichen, nicht mehr geläufig. Und dennoch sind sie bis heute aktiv und unverzichtbar. Jetzt wurden in Eichstätt Jubilare geehrt.

Im Spiegelsaal der Residenz überreichte Landrat Anton Knapp im Namen des Staatsministers der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat Ehrenurkunden an eine Reihe von langjährigen Feldgeschworenen aus dem gesamten Kreisgebiet. Simon Gruber aus Pförring wurde für 50 Jahre Tätigkeit als Feldgeschworener ausgezeichnet. Josef Flieger (Titting) und Matthias Osiander (Schönfeld) sind seit 40 Jahren in diesem Ehrenamt tätig. Die Ehrenurkunde für 25 Jahre erhielten Georg Schmailzl (Schafshill), Andreas Baumeister (Titting) sowie Lorenz Fuchs, Franz Göbel, Josef Hiermer und Karl Schröder (alle Kipfenberg). Etliche Jubilare hatten allerdings nicht teilnehmen können. Gekommen waren hingegen Bürgermeister, um den Dank der jeweiligen Gemeinden zu bekunden, ebenso Vermessungsdirektor Anton Nieberle als Stellvertetender Leiter des Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Ingolstadt und der neue Eichstätter Außenstellenleiter, Anton Waffler. Landrat Knapp und Anton Nieberle erklärten für die Öffentlichkeit, was es mit den Feldgeschworenen auf sich hat. In früheren Jahrhunderten, in heutiger Form etwa ab dem 16./17. Jahrhundert, waren diese Männer in Vierer- oder Siebener-Teams in ihrem Dorf für die korrekte Kennzeichnung aller Grundstücksgrenzen verantwortlich - von daher rührt auch der oft verwendete Name "Siebener". Sie setzten Grenzsteine, wussten den exakten Verlauf von Trennlinien und markierten ihre Steine mit geheimen Zeichen, um heimliche Grenzänderungen aufdecken zu können. In einer Zeit, in der es noch keinerlei Flurkarten gab, waren sie die entscheidenden, über jeden Zweifel erhabenen Grenzhüter, die auch in der Lage waren, Streitigkeiten zwischen Grundstücksnachbarn zu klären, gegebenenfalls auch zu schlichten. Heute gibt es zwar längst die staatlichen Vermessungsämter. Aber die Feldgeschworenen werden immer noch gebraucht. Sie sind die Helfer bei sämtlichen Vermessungsarbeiten vor Ort, setzen zusammen mit den Ingenieuren neue Grenzsteine, helfen den Bürgern, wenn bestehende Markierungen geortet werden sollen und weisen darauf hin, wenn Grenzsteine aus Versehen von den Bauern mit ihren riesigen Pflügen weggeackert wurden. Der "Siebener" gilt etwas auf dem Dorf. Und Vermessungsdirektor Anton Nieberle sagte bei der Ehrung, er sei bei strittigen Grenzziehungen immer erleichtert, wenn er vor Ort auf einen der Feldgeschworenen stoße. "Sie haben die Orts- und Menschenkenntnis. Sie kennen Ihre Pappenheimer."

Im Landkreis Eichstätt wurden vom Vermessungsamt allein im vergangenen Jahr über 400 amtliche Vermessungen vorgenommen. Es wurden 2700 Grenzpunkte neu markiert. In Bayern gibt es etwa 24 000 Feldgeschworene.