Eichstätt
Deutlich mehr Straftaten

In der Kriminalstatistik der Polizeiinspektion spielen Zuwanderer eine große Rolle

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

"Lieber einmal zu viel 110 wählen als einmal zu wenig": Polizeichef Heinz Rindlbacher (hinten) und Hauptkommissar Dietmar Brückel nehmen jeden Notruf ernst. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Der Landkreis Eichstätt ist nach wie vor ein sehr sicheres Pflaster - im Vergleich der Kriminalstatistik das sicherste in Oberbayern. Und doch ist er keine Insel der Seligen: Die Zahl der Straftaten ist markant gestiegen - und dabei spielt die Zuwanderungsthematik eine Rolle.

1352 Straftaten hat der Leiter der Eichstätter Polizeiinspektion, Heinz Rindlbacher, in der gestern vorgestellten Kriminalstatistik 2016 für seinen Einzugsbereich aufgelistet. Das sind 257 mehr als 2015 - ein bemerkenswertes Plus von 23,47 Prozent. Das sei hauptsächlich auf eine starke Zunahme bei den Rohheitsdelikten einschließlich der Körperverletzungen zurückzuführen, erklärt der Polizeichef. In der Jahresstatistik der PI finden sich 292 Rohheitsdelikte (plus 38 Prozent), davon 232 Körperverletzungen (41 Prozent). Das sei in erster Linie auf Auseinandersetzungen von Bewohnern untereinander in den Flüchtlingsunterkünften zurückzuführen, erklärt Rindlbacher. Bei den Rohheitsdelikten waren 76 der 232 Tatverdächtigen Zuwanderer (32,76 Prozent), bei den Körperverletzungen 73 von insgesamt 191 (38,20 Prozent).

Die Aufklärungsquote solcher Delikte ist mit 93,8 Prozent sehr hoch. "In den Unterkünften leben Menschen unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion oft auf engem Raum zusammen", erklärt Heinz Rindlbacher. Er lobt hier ausdrücklich die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer und auch des Teams von "Jonas Better Place" in der Eichstätter Erstaufnahmeeinrichtung: "Die leisten hervorragende Arbeit." Der Polizeichef betont, dass die meisten der Flüchtlinge selbst nur friedlich leben und sich integrieren wollten - "manche aber eben leider nicht". Und diese schlagen sich nun als vermehrt auftretende Einzelfälle in der Kriminalstatistik nieder. Dazu zählen auch Fälle von häuslicher Gewalt.

Einen erheblichen Zuwachs gab es bei den Sexualdelikten: Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurde eine Steigerung von sieben auf 26 Fälle festgestellt. Dies bedeutet einen Anstieg von 271,4 Prozent. Drei dieser Taten wurden von Zuwanderern begangen. Zusätzlich wurde bei den Beleidigungen auf sexueller Basis, die sogenannten "Grapscher", bis zur Änderung des Strafgesetzbuches eine Steigerung von sechs auf 22 Fälle festgestellt, dies bedeutet einen Anstieg von 266,7 Prozent. Elf dieser 22 Delikte (50 Prozent) wurden von Zuwanderern begangen. Hier haben die Eichstätter Beamten insgesamt sechs tatverdächtige Zuwanderer ermittelt.

Von den 1352 registrierten Straftaten konnten also 930 aufgeklärt werden, dabei wurden insgesamt 700 Tatverdächtige ermittelt (565 Männer und 135 Frauen). 131 Tatverdächtige sind Zuwanderer (18,7 Prozent), gegen sie wurde in 201 der insgesamt 1352 Straftaten ermittelt. Die Erstaufnahmeeinrichtung Maria-Ward wirkt sich folgerichtig auch auf die Statistik für die Stadt Eichstätt negativ aus: Bei 909 aller gemeldeten Straftaten war Eichstätt der Tatort, das ist ein Plus von 41,59 Prozent. Dabei geht es jedoch nicht nur um Schlägereien unter den Bewohnern, dabei schlägt auch die Serie von Sachbeschädigung wegen Graffitis zu Buche: Hier gab es 58 Fälle gegen 15 im Vorjahr (plus 287 Prozent). Allein 49 dieser Fälle wurden allerdings einem einzigen Täter, einem 22-Jährigen aus München, nachgewiesen (wir berichteten).

Insgesamt liegt die Aufklärungsquote für die Polizeiinspektion Eichstätt bei 68,8 Prozent - und ist damit besser als der bayernweite Durchschnitt (63,7 Prozent). Mit der niedrigen Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen von nur 21,1 Prozent ist Rindlbacher aber noch lange nicht zufrieden. Hier gab es 19 Fälle (plus 46 Prozent), darunter zwei regelrechte Einbruchsserien in Rebdorf und in Eitensheim: offenbar Banden auf Beutezug, die bisher nicht dingfest gemacht werden konnten. Deshalb mahnt Rindlbacher immer wieder dringend zur Wachsamkeit in der Nachbarschaft: Auffälligkeiten, etwa fremde Lieferwagen, sollten umgehend der Polizei gemeldet werden: "Lieber einmal zu viel 110 wählen als einmal zu wenig. Wir sind nicht böse, wenn es sich als Irrtum herausstellt."

Auch wenn der Landkreis Eichstätt 2016 mit einer Häufigkeitszahl von 2640 Straftaten auf 100 000 Einwohner seinen Tabellenplatz zwei in der Liste der sichersten Landkreise Bayerns eingebüßt hat und auf Platz fünf gefallen ist: Er ist immer noch der sicherste in Oberbayern und damit auch in der Region, hinter Würzburg (ohne Stadt, 2238), Schweinfurt (ohne Stadt, 2489), Aichach-Friedberg (2651) und Aschaffenburg (ohne Stadt, 2636), aber vor Pfaffenhofen (3784), Neuburg-Schrobenhausen (3868) und der Stadt Ingolstadt (8267). Die Stadt Eichstätt kommt allerdings mit einer Häufigkeitsfallzahl von 6780 schon nahe am bayernweiten Durchschnittswert von 6871 Straftaten pro 100 000 Einwohner - aus den oben genannten Gründen.