Eichstätt
Der vergessene Pfad am Geißberg

Der "Schwertschlagersteig" ist heute den Eichstättern kaum noch bekannt

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Das "Felsentor" mit Kreuz dominiert mit seiner Form den Jurahang am Geißberg. - Fotos: Pfaller

Eichstätt (EK) Joseph Schwertschlager, 1853 in Eichstätt geboren, wurde 1877 zum Priester geweiht und 1884 Professor. In Anerkennung seiner "Verdienste um die Erforschung der Bayerischen Flora" ernannte ihn die Bayerische Botanische Gesellschaft zum Mitglied. 1924 starb Professor Dr. Joseph Schwertschlager. Zur Erinnerung an den leidenschaftlichen Botaniker und Naturforscher widmete man ihm den wildromantischen Felsensteig am Geißberg in Eichstätt, und sein Name wurde zur Kennzeichnung an geeigneter Stelle in den Fels gemeißelt.

Der Schwertschlager gewidmete Steig ist heute nur noch von Wintershof her zu erreichen. Sein Beginn liegt nahe der Westenkreuzung nach einem eingezäunten privaten Wiesengrundstück. Die "Steinbrüchler" nutzten ihn Jahrzehnte als kurzen Weg in die Steinbrüche bei Wintershof. Er führt hinter dem gegen Steinschlag errichteten Zaun rund 30 Meter hoch parallel zur B 13 den Hang hinauf. Nach 50 Metern teilt sich der Steig, und ein Weg führt nach rechts steil nach oben.

Plötzlich steht man überrascht vor einer imposanten Höhle, im Volksmund "Hexenloch" genannt. Der Eingang führt schräg abwärts, und die Decke ist ein Felsspalt, durch den angeblich bei Annäherung die Hexen entweichen konnten - so die Sage. Generationen von Jugendlichen hörten immer wieder Geistergeschichten über diese Höhle, deren Wände früher voller Tropfsteine waren und im Fackellicht gespenstische Formen annahmen. Diese Höhle ist die größte im Geißberg.

Steigt man zur Abzweigung wieder den Steig nach unten, geht es unter dem Felsentor, auch "Weißenburger Tor" genannt, vorbei. Dieses kolossale Felsmassiv ragt jetzt markant aus dem Steilhang heraus, nachdem die Steinformationen am Geißberg freigeschnitten sind. Dieser Felsen hat einen dreieckigen Durchblick. Die rechte Felswand war bis vor ein paar Jahrzehnten mit einer Kreuzigungsgruppe geschmückt, die heute in der Aussegnungshalle des Eichstätter Ostenfriedhofs zu finden ist. Vermutlich wollte man diese historischen Figuren nicht weiter der rauen Witterung im Berghang aussetzen. Die Feuerwehr Eichstätt hatte sie aus der Wand geholt, heute ist an dieser Stelle ein schlichtes Kreuz angebracht.

Leider ist der Schwertschlagersteig durch die Felssicherungsmaßnahmen teilweise kaum noch zu erkennen und nur über einen Trampelpfad begehbar. Ehemalige Natursteintreppen sind nicht mehr auffindbar, und die Felswand mit dem eingemeißelten Hinweis "Schwertschlagersteig" ist entweder unter Spritzbeton verschwunden oder durch die gefällten Bäume und Buschwerk nicht mehr zu sehen.

Folgt man dem Steig weiter nach Westen, sieht man oben in der Felswand eine ausgemeißelte Nische. Nun geht es nur auf Händen und Füßen weiter nach oben, um den Pfad wieder zu erreichen. Dieser nur noch ein Meter breite Weg führt nun überraschend an der Mauernische vorbei, und man sieht in ihr eine angebrachte Tafel mit der Inschrift: "Zum Andenken an Professor Dr. J. Schwertschlager". Der Pfad führt um einen Felsen herum, und dort wartet die "Einsiedlerhöhle". Über diese Höhle gibt es die Vermutung, dass hier in früherer Zeit ein Einsiedler lebte. In der Nische soll zur Meditation eine Votivtafel gewesen sein.

Um eine große Felswand herum schlängelt sich der Pfad zum "Einsiedlerbrunnen", der durch in Fels geschlagene Stufen erreichbar ist. Es handelt sich um eine große, schalenförmige Vertiefung in der Felswand, in der sich der Regen von Westen her sammelt. Ob diese Teilstücke des Pfades noch existieren, ist durch die Felssanierung und herumliegendes Strauchwerk schwer zu sagen.

Weiter in Richtung Schönblick taucht eine weitere Höhle auf, im Volksmund das "Weißenburger Loch" genannt - eine über zwei Meter hohe Felsspalte, die sich nach innen stark verengt und kein weiteres Vordringen zulässt. Neugierige Buben krochen so weit wie möglich hinein und sahen bei Kerzenlicht eine Erweiterung der Höhle. Das "Weißenburger Loch" führt laut Volksmund bis nach Weißenburg.

Es gab vor Jahrzehnten schon Expertenstreit über die Erhaltung der Jurahänge mit ihren wunderschönen Felspartien und Trockenrasenflächen. Die Beweidung mit Schafherden würde zur Verkarstung des Altmühltales führen, wurde befürchtet. Der Lauf der Zeit zeigte das Gegenteil. Nur durch Beweidung und Entbuschung der Hänge kann man die Flora und Fauna des Jura erhalten. Die Trockenbiotope zwischen Treuchtlingen und Kelheim werden vernetzt, was für die Wanderschäferei notwendig ist. Man kann eine große Anzahl von hüfthohen Eiben in den Büschen erkennen, vermutlich aufgeforstet, die in einigen Jahren diese Landschaft noch verschönern werden.

Es wäre natürlich eine Bereicherung für die Eichstätter Umgebung, im Rahmen der geplanten mehrjährigen Pflegemaßnahmen der Unteren Naturschutzbehörde einen Höhlenwanderweg auf dem Fundament des Schwertschlagersteigs zu schaffen.