Eichstätt
Der Jugendmigrationsdienst kommt

Gute Nachricht am Runden Tisch Integration – Jetzt werden Räume in Eichstätt gesucht

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Eichstätt (EK) Der Landkreis Eichstätt bekommt einen Jugendmigrationsdienst. „Damit geht eine unserer langjährigen Forderung in Erfüllung“, sagte Caritas-Migrationsberaterin Irene Groborz am Runden Tisch Integration. Jetzt müssen allerdings noch Räume gefunden werden.

Caritas-Kreisstelle und Kolping-Bildungswerk Eichstätt hatten zu dem herbstlichen Treffen in den Räumen der Caritas in der Weißenburger Straße Vertreter von Kommunen, Schulen, Sozialverbänden, Kirchen und anderen Organisationen an den Tisch gebracht, unter ihnen den Eichstätter Oberbürgermeister Andreas Steppberger und Dompfarrer Josef Blomenhofer.

Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland in Neumarkt wird den Dienst anbieten. Deren Leiterin Monika Rilk informierte: Es handele sich um ein Angebot für zwölf- bis 27-jährige Menschen mit Bleiberecht, der zu 80 Prozent vom Bundesfamilienministerium finanziert werde.

Mit einer Vollzeitkraft sollen unter anderem Einzelfall- und Hausaufgabenhilfen sowie Qualifizierungsunterricht für den Übergang von Schule zu Beruf und Seminare über interkulturelle Kompetenzen angeboten werden. „Die jungen Menschen kommen ja nicht nur in eine neue Welt, sondern befinden sich auch im Wandel vom Jugendlichen zum Erwachsenen“, beschrieb Rilk die doppelte Herausforderung.

„Da sind sicherlich auch Kooperationsprojekte von einheimischen Jugendlichen und solchen mit Migrationshintergrund möglich, die für alle von Vorteil sind“, bemerkte der Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Eichstätt, Ewald Kommer. Erste Herausforderung für den Jugendmigrationsdienst ist es allerdings, in Eichstätt geeignete Räume zu finden. Monika Rilk bat um Unterstützung.

Auf die weiterhin äußerst kritische Wohnraumsituation für Migranten ging Irene Groborz ein. Ein Aufruf vor einem Jahr „hat leider null Resonanz gehabt“. Um die Dringlichkeit des Problems zu unterstreichen, erwähnte Groborz den Fall einer Klientin mit zwei kleinen Kindern, „die derzeit als Notlösung auf engstem Raum untergebracht sind und verzweifelt eine Wohnung suchen“. Ein Lichtblick seien die derzeit geplanten geförderten Wohnungen des St. Gundekar-Werkes in der Eichstätter Spitalstadt. Auf die müsse man allerdings noch warten.

Kommer informierte darüber, dass das Kolping-Bildungswerk Eichstätt neben drei Integrations- und zwei Alphabetisierungskursen erstmals auch einen achtwöchigen Einstiegskurs für 25 Asylbewerber aus Syrien, Eritrea, dem Iran und Irak anbietet, also für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive. Dieser finde unweit des Kolping-Bildungswerkes in den Räumen statt, aus denen vor Kurzem das Lateinamerikainstitut ausgezogen ist. Ein weiterer solcher Kurs ist in Kinding geplant, Kolping denkt auch an Angebote in der Eichstätter Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward und in verschiedenen Orten des Landkreises.

Caritas-Asylberater Simon Kolbe brachte mit Sorge zum Ausdruck, dass er verstärkt eine Unterteilung in „gute und schlechte Flüchtlinge“ erlebe. Asylsuchende, die eine weniger gute Bleibeperspektive haben, fühlten sich zunehmend unter Druck gesetzt. Dies führe auch zu psychischen Problemen.

Da sich Betroffene mit ihren Nöten oft zuerst an Ehrenamtliche wenden würden, sei die Lage auch für diese oft immer wieder schwierig. „Eichstätt ist Vorzeigeobjekt in der Fluchtarbeit“, lobt Kolbe, mahnte aber auch umso mehr „zivilgesellschaftliches Engagement“ und Ehrenamtliche zu fördern. „Denn wenn sie nicht mehr mitmachen, haben wir ein enormes Problem.“

Zur Nachricht, dass es im Landkreis Eichstätt keine Übergangsklassen für zugewanderte Schulkinder ohne Deutschkenntnisse geben soll, gab es kein einheitliches Meinungsbild. Während sich beispielsweise der Rektor der Grundschule am Graben, Florian Rieß, weiterhin für diese aussprach, äußerte Caritas-Asylberater Simon Kolbe sich skeptisch aufgrund der vorübergehenden Isolierung von Kindern mit Migrationshintergrund von einheimischen Jungen und Mädchen.