Eichstätt
Der General als Künstler

Zum Tod von Rudolf Thieser

27.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Rudolf Thieser verstarb mit 93 Jahren. - Foto: EK-Archiv

Eichstätt/Bischofswiesen (EK) Der Künstlerring gedenkt seines Ehrenmitglieds Herrn Generalmajor a. D. Rudolf Thieser. Der ehemalige Vorsitzende des Künstlerrings ist am 21. Juli an seinem Alterssitz Bischofswiese/Strub verstorben.

Rudolf Thieser leitete die Geschicke des Eichstätter Künstlerrings als Geschäftsführender Vorsitzender und als Vorsitzender von 1988 bis 1995. Dabei lag ihm das Wohlergehen des Vereins stets sehr am Herzen. Sitzungen und Ausstellungen wurden von ihm generalstabsmäßig vorbereitet und durchgeführt. Er verstand es, die Vielfalt der Kunstschaffenden unter dem Zeichen des Schöpferischen zu einer Einheit zusammenzufügen, eine nicht immer leichte Aufgabe.

Darüber hinaus eröffnete er in vielen Mal- und Zeichenkursen unzähligen Menschen den Zugang zum kreativen Schaffen und ermöglichte ihnen die Teilnahme an Ausstellungen, um die Ergebnisse dem Eichstätter Publikum zu präsentieren.

Vorrangig in seiner künstlerischen Auffassung war ihm, die Augen zu öffnen für die Schönheit des Altmühltals, sei es in der Vielfalt der Natur wie auch im typischen Baustil der Jurahäuser und der Dörfer. So kann man in vielen privaten Häusern, aber auch in Ämtern und Institutionen seine Werke entdecken. Es war vorwiegend die Federzeichnung, die er als Autodidakt zu einer immer größeren Virtuosität entwickelte. Klein im Format, jedoch groß im Ausdruck. Zart in der Linie, aber bestimmt im Duktus.

Der gebürtige Ingolstädter war nach dem Abitur als Offizier zum Kriegsdienst eingezogen worden und an mehreren Fronten im Einsatz. Mehrmals schwer verwundet, wurde er mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. Nach dem Krieg kehrte er nach Ingolstadt zurück, absolvierte eine Kaufmannslehre und gründete eine Familie, aus der eine Tochter und zwei Söhne hervorgingen. 1951 kam er zum Bundesgrenzschutz. Ausgezeichnet mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ging er 1981 als Brigadegeneral in den Ruhestand. Zuvor bereits, 1975, hatte er, der berufsmäßig den Dienstsitz häufig wechseln musste, seinen Wohnsitz zunächst nach Preith, später dann nach Eichstätt verlegt.

Die Stadt hatte er bereits als Kind mit dem Fahrrad erkundet und schätzen und lieben gelernt. Er ließ sich zum Stadtführer ausbilden, um Einheimischen wie Gästen die Schönheiten der Stadt zu zeigen. Dieses Ziel hatte er sich auch in seiner künstlerischen Betätigung gesetzt. Er widmete sich vielen markanten, aber auch unscheinbaren Plätzen, Gebäuden und Straßen in der Stadt und auf dem Land und hielt sie auf Papier fest. Ebenso unterrichtete er viele Hobby-Künstler in seinen zahlreichen Kursen bei der Volkshochschule. Die Stadt Eichstätt verlieh ihm im Jahr 2005 die Bürgermedaille.

2007 verabschiedete er sich aus der Stadt und zog in ein Seniorenheim in Bischofswiese in die Nähe seines Sohnes. Dort verbrachte er seinen Lebensabend – nicht ohne immer wieder an Eichstätt zu denken. So vermachte er 2008 eine ganze Reihe von künstlerischen Arbeiten der Stadt. In seinen künstlerischen Arbeiten hat sich Rudolf Thieser ein Denkmal geschaffen.

Rupert Fieger/Hermann Redl