Eichstätt
Der Boden macht den Unterschied

Die Getreideernte im Landkreis Eichstätt ist in dieser Woche zu Ende gegangen Die Ergebnisse sind durchwachsen

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Die Ernte ist beendet, die Lager sind prall gefüllt. Christian Hufsky von der Raiffeisen Handelsgesellschaft (RHG) ist verantwortlich für das zentralen Lagerhaus in Seuversholz, in dem ein großer Teil der Getreideernte aus dem Eichstätter Raum landet. - Foto: Auer

Eichstätt (EK) In dieser Woche ist im Landkreis Eichstätt die Getreideernte zu Ende gegangen, die Mähdrescher haben auch noch die wenigen letzten Felder abgeerntet. Zeit für eine Bilanz - und die fällt für dieses Jahr leider ziemlich durchwachsen aus. Das liegt vor allem an der Trockenheit im Juni.

Den Überblick über die Situation im gesamten Landkreis plus Ingolstädter Stadtgebiet hat Heinz Zacherl, Fachberater für Pflanzenbau im Ingolstädter Landwirtschaftsamt. Die Wintergerste sei heuer eigentlich ganz gut ausgefallen, berichtet er. "Eine normale, gute Ernte." Bei der Sommergerste, dem klassischen "Braugetreide", sah das leider anders aus. Der Ertrag selbst sei nicht wirklich schlecht, aber was hilft's? Der Eiweißgehalt der Sommergerste ist fast flächendeckend so hoch, dass die Körner von den Brauern abgelehnt werden müssen, weil das zum Beispiel Probleme für den Bierschaum gibt. Nur zehn Prozent der Ware erfüllen die Kriterien für Braugetreide, sagt Zacherl, ansonsten sind die Werte zum Teil "brutal hoch. In diesen Dimensionen habe ich das noch nicht erlebt." Den Ausschlag dafür gaben zwei heiße Wochen vom 10. bis 25. Juni. Die Pflanzen stellten in ihrer Not das Wachstum ein und konzentrierten sich stattdessen auf die Eiweißeinlagerung. Die spannende Frage ist nun, ob die Brauereien möglicherweise höhere Eiweißwerte zulassen, um überhaupt an ausreichend einheimische Ware zu kommen, meint Zacherl.

Beim Weizen ist in diesem Sommer "die Streuung gigantisch". Auf trockenen Böden ist die Ernte miserabel ausgefallen, zum Beispiel auf den Gerolfinger Kiesböden, wo pro Hektar nicht einmal 40 Doppelzentner eingefahren wurden. Die fetten Böden von Kösching und Großmehring dagegen lieferten in Bestlage sogar teilweise mehr als 100 Doppelzentner. Der übliche Eichstätter Landkreisdurchschnitt von 70 Doppelzentnern bleibt dennoch heuer unerreichbar. Ebenfalls enttäuschend war der Raps. Auch hier gibt es aber je nach Bodenqualität eine große Spreizung. Zacherl ist überzeugt, dass der entscheidende Faktor beim gesamten Getreideanbau in Zukunft die Zucht von trockenheitsunempfindlichen Sorten sei. Der Klimawandel lasse da keine andere Wahl.

Bei den Kartoffeln erwartet Experte Zacherl von der Menge her eine gute Ernte - aber auch hier wird es an der Qualität hapern. In Trockenphasen stellen die Knollen nämlich das Wachstum ein, wenn es dann später wieder regnet, kommt es oft zur "Kindelbildung", das heißt, die Knollen bilden kleine Auswüchse. Die Zuckerrüben reagieren da wesentlich gutmütiger: "Die sind heuer sehr schön", sagt Zacherl. Dasselbe gilt für den Mais. Probleme gibt es allerdings in den Gebieten nördlich der Altmühl, die am 30. Juli vom Hagelsturm getroffen wurden. Darüber weiß vor allem Christian Hufsky, der Geschäftsführer der Raiffeisen Handels GmbH mit ihrem riesigen Lagerhaus in Seuversholz Bescheid. Die Ernte habe heuer sehr früh begonnen, als Folge der Trockenheit seien die Sommergerste und dann vor allem der Weizen in die "Notreife" gegangen. Am Ende seien ungewöhnlicherweise die verschiedenen Getreidesorten gleichzeitig reif gewesen. Die Ernte sei dann immer wieder von Regentagen unterbrochen worden. Das war nicht einfach für die Bauern. Der Hagel auf der Jurahöhe hat viele Stammkunden des Seuversholzer Lagerhauses getroffen. "Es gibt Dörfer mit 80 bis 95 Prozent Hagelschaden, andere haben 40 bis 50 Prozent Verlust." Bauern, die ihren Raps noch nicht gedroschen hatten, mussten Totalausfall melden. Besonders problematisch: "Es sind welche dabei, die nicht hagelversichert sind", sagt Hufsky. Und wer seinen Weizen bis zuletzt wegen diverser Regentage nicht vom Feld brachte, hat ein echtes Problem: "Diese letzten Partien sind als Mehlgetreide nicht mehr geeignet."

Bei der Preisentwicklung kann Hufsky den Bauern keine große Hoffnung machen: In der Schwarzmeerregion und in Frankreich gab es Rekordernten, die europäischen Lager sind prall gefüllt. Die Preise seien also ungefähr auf dem Niveau des letzten Jahres. "Die Bäume wachsen auch 2017/2018 nicht in den Himmel." Ein Kunde, so berichtet Hufsky, habe ihm neulich gesagt: "Man muss es sich leisten können, Bauer zu sein."

Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Josef Kroll, bestätigte am Freitag all diese Einschätzungen. So stark wie noch selten habe heuer die Ernte von der Lage, der jeweiligen Niederschlagsmenge und der Qualität der Böden abgehangen. "Die Bauern mit den guten Böden sind zufrieden, auf den schlechten Böden ist die Ernte sehr mager ausgefallen." Und das treffe bei dem unbefriedigenden Marktpreis natürlich die Landwirte hart.