Eichstätt
Dem Todeszauber entronnen

Arnim Doerfer sprach am Gabrieli-Gymnasium über Papua-Neuguinea

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Eichstätt (buk) Eine Religionsstunde besonderer Art erlebten rund 40 evangelische und katholische Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Gabrieli-Gymnasiums: Auf Einladung der evangelischen Religionslehrerin Barbara Krewin kam der evangelische Pappenheimer Dekanatsmissionspfarrer Arnim Doerfer (kleines Foto) aus Langenaltheim an die Schule und berichtete über seine Arbeit als Missionar im Bergland von Papua-Neuguinea und die dort herrschenden Lebensumstände.

Doerfer wurde 1964 als Kind eines Missionarsehepaars in Papua-Neuguinea geboren und wuchs dort auf. Insgesamt verbrachte der heute 52-Jährige rund 25 Jahre in Papua, wo schon sein Vater als Missionar und seine Mutter als Krankenschwester gearbeitet hatten. Das Land liege heute "nicht im Mainstream des Reisetourismus", auch Rucksacktouristen kämen kaum dorthin, und laut Warnung des Auswärtigen Amts gilt es als "gefährlich". Das sieht Doerfer anders: "Auf dem Land ist es friedlich!" In der Stadt sei allerdings nachts auf den Straßen Vorsicht geboten.

Anhand einer Kunstpostkarte verdeutlichte Doerfer nicht nur die Spaltung zwischen Dorf und Stadt, sondern auch die in Tradition und Moderne und deren Auswirkung auf den Einzelnen und die Gesellschaft: Das Motiv der Postkarte des Künstlers Maik Yomba Kagi aus dem Jahr 2000 stellt eine "gespaltene Frau" dar, die zur Hälfte modern gekleidet ist, zur Hälfte in Eingeborenen-Tracht auftritt.

In den Städten hätten die Menschen "ein hohes Bildungsniveau, aber keine Arbeit". Er selbst sei als Missionar vor allem in den Bergdörfern unterwegs, wo die Menschen ein ganz anderes Leben führen, fernab von Supermärkten, Schulen und Hochschulen. Allerdings habe jeder ein Handy - noch im hintersten Urwald gebe es Internetzugang.

Zu den Dörfern auf den Hängen müsse man mühsam hochsteigen, aber auch Flüsse sind wichtige Verkehrsadern: "Mein Hauptarbeitsgerät ist das Boot", sagte Doerfer, der für rund 10 000 Menschen in insgesamt 50 Gemeinden zuständig war - "wie viele das genau sind, kann man nicht sagen, denn die Geburten werden dort nicht registriert." Rund 80 Prozent der Bevölkerung seien jünger als 18 Jahre. Wenn er in manche Bergdörfer komme, werde er bestaunt: "Die Kinder erschrecken bei meinem Anblick, manche haben noch nie einen Weißen gesehen und glauben, ein Toter sei wiedergekehrt." Denn die Toten stelle man sich als weiß vor. "Da muss man erst Ängste abbauen."

Engagiert informierte der Missionspfarrer die Schüler über die Ausbeutung der Kobalt- und Nickelminen des Landes durch große Gesellschaften - "die können alles kaufen, auch jeder Mensch hat seinen Preis!" Ist eine Mine erschöpft, ziehen sich diese Gesellschaften wieder zurück, dem Land bleibe nichts vom Gewinn. Als Missionspfarrer könne er da nur zwischen Empörung und Resignation schwanken.

Schließlich schilderte Doerfer auch skurrile eigene Erlebnisse: Einmal habe ein Magier einen "Todeszauber" über ihn und seine Familie verhängt: Gespannt warteten alle Dorfbewohner darauf, ob binnen einiger Monate ein Familienmitglied sterben würde - "und wir wussten da gar nichts davon". Die Prophezeiung des Zauberers erfüllte sich nicht - "da ließ sich dann der Zauberer von mir taufen". ‹ŒFoto: Buckl