Eichstätt
Dem Tod entronnen

In der Galerie Bildfläche zeigt Günter Valda seine Fotoausstellung "wiederbelebt"

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Elf Porträts von Menschen, die bereits klinisch tot waren, hat Günter Valda eingefangen. Diese Bilder haben schon bei der Eröffnung am Donnerstagabend die Menschen in ihren Bann gezogen. - Fotos: jbk

Eichstätt (EK) „Wir werden alle sterben.“ Mit dieser banalen und zugleich verstörenden Wahrheit eröffnete Andreas Hochholzer am Gründonnerstagabend die Fotoausstellung „wiederbelebt“ in der Galerie Bildfläche. Der Termin war gut gewählt für seine, wie Galerist Hubert Klotzeck anmerkte, bisher „tiefgründigste“ Vernissage.

Zwölf Menschen sind es, die den Besucher in großen Schwarz-Weiß-Porträts entgegentreten. Jedes der Gesichter erzählt von einem anderen Schicksal, und doch haben sie eines gemeinsam: Sie waren schon einmal klinisch tot.

Zum Beispiel Margarete Lakmayer: „Am 8. Mai 2004 wurde ich von meinem Ehemann in leblosem Zustand auf dem Küchenboden liegend vorgefunden. Der Hartnäckigkeit des Notarztes Dr. Posch vom Krankenhaus Mödling ist es zu verdanken, dass meine Herztätigkeit wieder einsetzte.“ Die alte Dame hatte einen Herzkreislaufstillstand erlitten – und das große Glück, durch eine rechtzeitige Reanimation dem Tod zu entrinnen. Ihren Erfahrungsbericht hat sie selbst, wie alle anderen Porträtierten, in aufgeschrieben.

Die Frage nach dem Tod ist, wie Günter Valda sagt, „starker Tobak“. Er muss es wissen, denn der 39-Jährige hat diese „Lazarus-Schicksale“ dokumentiert. Auf die Idee brachte ihn sein Beruf. 15 Jahre lang hat der gebürtige Österreicher als Krankenpfleger im Wiener Uni-Klinikum auf einer Erstversorgungsstation gearbeitet. Dort kam er auch mit Herz-Kreislauf-Patienten in Kontakt. Das Projekt war für Valda, das wird deutlich spürbar, ein sehr persönliches Anliegen. „Ich wollte das einfach für mich versuchen, zu verstehen, diese Situation nachzuvollziehen.“

Alle Porträts sind bei den ehemaligen Patienten zu Hause entstanden. Diese ganz bewusste Entscheidung des Künstlers schafft eine Nähe und Authentizität, die teilweise schon fast bedrückend wirkt. Aber Valda ist kein Voyeur, eher im Gegenteil. „Ich bin ein schüchterner Mensch, es war für mich sehr schwer, diesen Leuten so nahezutreten.“ Dass die porträtierten Personen so entspannt wirken, ist Teil der Leistung des Fotografen: „Ich habe versucht, den Druck auf mich zu laden, indem ich mich auf unbekanntem Terrain bewege.“ Welche große emotionale Wirkung die dabei entstandenen Bilder entfesseln, zeigte sich deutlich an der Reaktion des Publikums. „Ich bin zutiefst beeindruckt“, schrieb eine Besucherin der Vernissage ins Gästebuch und drückte damit aus, was viele andere wohl ähnlich empfanden.

Neben der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod verfolgt Valda mit seinem Projekt auch eine ganz konkrete Absicht. Dass er gerade zwölf Bilder seiner insgesamt 40 Porträts ausgewählt hat, ist kein Zufall: Nur etwa elf Prozent aller Menschen überleben einen Herzkreislaufstillstand. Dabei kommt es entscheidend auf die Erste Hilfe an. Alle der gezeigten Personen verdanken ihr „neues Leben“ einem couragierten Mitmenschen. Der Tod ist letztlich unvermeidlich. Aber die Valdas Porträtfotos zeigen auch, wie schön und wertvoll gleichzeitig jedes einzelne Leben ist.

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Mai in der Galerie Bildfläche am Bahnhofplatz in Eichstätt zu sehen.