Eichstätt
"Das Sammeln von Briefmarken ist out"

Vereinsvorsitzender Rudolf Nieberle nimmt Stellung zur Entwicklung bei Eichstätter Philatelisten: Noch 28 Mitglieder

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Eichstätt (nie) Nachdenkliche Gesichter gab es in der Jahresversammlung des Briefmarkensammlervereins Eichstätt. Vorsitzender Rudolf Nieberle erläuterte den Mitgliedern, dass es der Verein wegen der gesunkenen Mitgliederzahl und der Altersstruktur schwer haben werde, mittelfristig weiter zu bestehen.

Damit ist der Eichstätter Verein nicht alleine in Deutschland. Die Mitgliederzahl des Bundes Deutscher Philatelisten hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu halbiert. Die Prognosen der 1960er- und 1970er-Jahre, bei denen den Sammlern enorme Wertsteigerungen vorhergesagt wurden, haben sich nicht bestätigt. Eine Sammlerzeitschrift bezeichnete diese Marken als diejenigen, die "kein Sammler mehr haben will". Außerdem habe die Ausgabenpolitik, die stetig wachsenden Ausgaben mit identischen inzwischen nass- und selbstklebenden Marken, dazu geführt, dass auch langjährige Sammler aus Kostengründen ihr Sammelgebiet Deutschland beenden. Auch werden in der Briefpost kaum noch Marken verwendet. Infopost und Absenderfreistempel haben diese abgelöst. Viele Vereine haben auch das Problem, dass sie keinen Vorstand mehr wählen können, da sich niemand mehr als Vorsitzender zur Verfügung stellt. Die Vereine werden aufgelöst. Es gibt auch kaum Neumitglieder in den Vereinen. "Das Sammeln von Briefmarken ist leider out", stellte der Vorsitzende fest.

In seinem Rückblick sagte Nieberle, dass nunmehr noch 28 Mitglieder dem Verein angehören. Drei Todesfälle und zwei altersbedingte Austritte ließen die Zahl weiter sinken. Neueintritte gab es keine. So ging auch der Besuch der elf Vereinsabende leicht zurück. Neben den Briefmarken mit den verschiedenen Länder- oder Motivsammlungen hatten auch die heimatgeschichtlichen Bereiche mit vorphilatelistischen Belegen, den Ansichtskarten und den Ganzsachen einen wichtigen Stellenwert. Das Interesse an den Fachmessen und Tauschtagen war weiterhin vorhanden. Auch die Geselligkeit wurde durch ein Sommerfest und eine Jahresabschlussfeier gepflegt. Immer wieder wird der Verein gebeten, Sammlungen anzuschauen und zu bewerten. Dabei stellt sich heraus, dass einfaches Sammeln aus der Tagespost zwar seinen Reiz, aber nahezu keinen Wertertrag hat. Auch die Anschaffung von themenbezogenen Sammlungen wie Madonnen, Tiere oder Sportereignisse auf Briefmarken wurden von Händlern als Wertanlage angeboten und haben einiges gekostet. Sie finden aber nur Abnehmer zu billigsten Preisen. Nur wer in hochwertiges Material investiert hat, kann sich Hoffnung auf gute Erlöse machen.

Kassier Gerhard Hauf musste für das vergangene Jahr einen leichten Verlust vermelden, der durch den Kauf einer Dokumentenkamera entstand. Ab kommendem Jahr werden die Verbandsabgaben deutlich angehoben. Es bleibt aber das Ziel des Vereins, den Vereinsbeitrag in gleicher Höhe zu belassen.

Geehrt wurde Wolfgang Seibold aus Gaimersheim. Er gehört dem Verein seit 15 Jahren an und bekam die silberne Ehrennadel. Erster größerer Pflichttermin für die Sammler ist vom 3. bis 5. März die internationale Briefmarkenbörse in München/Freimann.