Eichstätt
"Das Neue Universum"

Jürgen Lüben (71) aus Lingen bekam mit 15 ein Buch mit Abbildungen von Eichstätt

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

 

Eichstätt (EK) Dank einer faszinierenden alten Luftaufnahme von 1957 erfüllte sich ein Ehepaar aus dem norddeutschen Emsland endlich den Wunsch einer Reise ins Altmühltal. Die Aufnahme zeigt die Stadt in einer Art 3-D-Luftaufnahme.

Es ist einer seiner großen Jugendträume, den sich Jürgen Lüben aus Lingen im Emsland jetzt erfüllt. Endlich einmal Eichstätt und das Altmühltal „live“ zu erleben. Denn Lüben kannte die Stadt zwar seit über 55 Jahren aus einem Sachbuch mit dem Titel „Das Neue Universum“, das er zu seinem 15. Geburtstag geschenkt bekommen hatte und in dem Eichstätt auf einer außergewöhnlichen Luftaufnahme abgebildet ist. Jetzt 55 Jahre später ist er von Lingen im Emsland/Niedersachsen mit seiner Frau Brigitte ins 640 Kilometer entfernte Eichstätt gereist und erkundete eine knappe Woche lang, was er bisher nur von der alten, aber unvergessenen Luftbildaufnahme Eichstätts aus den 1950er Jahren hatte erahnen können.

Bei dem Geschenk, das Lüben 1958 bekam, handelte es sich um eines jener für die 50er Jahre so typischen Jahresbände, die eine Fülle von faszinierenden Informationen und Sachtexten zu Fragen und Themen aus Wissenschaft und Forschung, aber auch unterhaltsame Beiträge enthielten. „Es war aber nur ein einziges Kapitel, das mich in meiner Jugend nicht mehr losgelassen hat“, erinnert sich Lüben. Unter der Rubrik „Technik und Bauwerke“ faszinierte den damals 15-Jährigen, der sich bereits für das Segelfliegen zu interessieren begann, der Abschnitt „Landkarten aus der Luft“.

Zweifellos, die Aufnahme auf Seite 360 des Buches ist faszinierend: Sie zeigt Eichstätt aus einer Flughöhe von 2000 Meter Höhe, aufgenommen mit einer Fluggeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern, und war vom damaligen Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr freigegeben worden. Mitten in einem Fleckerlteppich von Wiesen und Feldern, Steinbrüchen und Waldstücken liegt die Stadt zu Füßen ihrer imposanten historischen Gebäude, der Willibaldsburg und des St. Walburg-Klosters. Doch diese Aufnahme an sich ist nicht wirklich etwas Besonderes.

Erst durch das auf der gegenüberliegenden Seite des Buches eingeheftete zweifarbige Abbild der Luftaufnahme und der für die Leser dazu gereichten Spezialbrille, einer Anaglyphenbrille, wird die über 50 Jahre alte Luftaufnahme Eichstätts zu einer faszinierenden Erinnerung und gleichzeitig zu einem Phänomen für jeden Betrachter. Durch die Anaglyphenbrille, einer Art Vorreiter der 3-D-Technik, erscheint das zweifarbig (blau-rot) gedruckte Abbild der Luftaufnahme in seiner dreidimensionalen Ausdehnung.

Einmal die zweifarbige Anaglyphenbrille vor Augen, mag man sie angesichts des großartigen Raummodells von Eichstätt – heute würde man 3-D-Format sagen – gar nicht mehr absetzen. Besonders reizvoll wirkt die Eichstätter Innenstadt in dieser plastischen Ansicht – jedes einzelne Haus, jedes Gässchen, jeder Baum ist klar zu erkennen. In jeden Innenhof und Garten scheint man hineinsehen zu können, so klar ermöglicht die Anaglyphentechnik den dreidimensionalen Blick auf die Stadt von 1957. Wie kleine Würfel reihen sich die Altstadthäuser und Kirchengebäude aneinander, eingerahmt von dem imposanten Klostergebäude Sankt Walburgs und den Bergrücken des Frauenbergs mit der Willibaldsburg.

Dass das rüstige und unternehmungslustige Ehepaar aus Norddeutschland die Stadt nun nach 55 Jahren persönlich erkunden und per Fahrrad Altmühltouren unternehmen konnte, darüber ist es sehr stolz und glücklich. „Es war einfach phantastisch, durch eine Stadt zu bummeln, die wir nur von einer alten Aufnahme her kannten. Schade, dass Eichstätt über 600 Kilometer vom Emsland entfernt liegt, sonst würden wir sicher viel häufiger wiederkommen.“