Eichstätt
Das Leben nach dem Kirchenjahr gestalten

Pater Manfred Laschinger betreute seit 2010 das Kinderdorf Jetzt verlässt der Geistliche Marienstein

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Pater Manfred Laschinger in der Kinderdorf-Kirche. Am Sonntag hält er hier seinen Abschiedsgottesdienst. Am Montag zieht der Herz-Jesu-Missionar nach Donauwörth, wo er sich neuen Aufgaben stellen muss. Leichten Herzens verlässt Pater Laschinger seine Schützlinge aber nicht. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Der Blumenschmuck für den Abschiedsgottesdienst steht bereit, die letzte Predigt, die er im Kinderdorf Marienstein halten wird, hat Pater Manfred Laschinger bereits verfasst.

Der Herz-Jesu-Missionar wird sich am Sonntag um 9 Uhr von seiner langjährigen Wirkungsstätte verabschieden. Dass er schweren Herzens geht, daran lässt der 72-Jährige keinen Zweifel. Seit 2010 wirkte er im Kinderdorf. Zuvor hat Pater Laschinger zwar mit Unterbrechungen, aber lange Zeit, das geistliche Leben und die Knabenrealschule in Rebdorf mitgeprägt.

Pater Laschinger ist ein gebürtiger Donauwörther. Dort hat er die Herz-Jesu-Missionare kennengelernt und ist ihnen beigetreten. Zum Priester wurde er 1967 geweiht. 1972 kam er nach Rebdorf, wo er Präfekt des damaligen Internates wurde und als Deutsch- und Religionslehrer eingesetzt war. Das Internat leitete er ab 1980. Acht Jahre später erfolgte der Ruf nach Steinerskirchen, wo Pater Laschinger das Besinnungshaus leitete. In dieser Zeit wurde der Gutshof Steinerskirchen auf den ökologischen Landbau umgestellt. „Dort war ich knapp 20 Jahre – eine schöne Zeit. Da konnte ich guten Gewissens weggehen“, berichtet der Geistliche. Denn 2007 gab es den nächsten Umbruch in seinem Leben. „Der Provinzial kam nach Steinerskirchen und fragte mich, ob ich wieder nach Rebdorf gehen würde“, erzählt Laschinger weiter. „Das traute ich mir zu.“ Zu seinen Aufgaben als Ordensmann – er kam als Superior, also als Vorsteher der klösterlichen Gemeinschaft – half Laschinger im Internat und lehrte erneut das Fach Religion. „Ich bin immer gern in die Schule gegangen.“ Außerdem wurde er vom Bistum zum Mentor für Studenten der Katholischen Universität ernannt. „Eine wunderbare Aufgabe“, wie Pater Laschinger schwärmt. Er war der spirituelle und menschliche Begleiter von Studenten der Religionspädagogik, von Laientheologen und von Lehramtsstudierenden, die Religion als Hauptfach hatten.

Auch den Abschied von dieser Aufgabe bedauerte der Geistliche. Dafür waren andere Talente gefordert. Die Herz-Jesu-Missionare verkauften das Kloster in Rebdorf an die Diözese – keine einfachen Verhandlungen. Und schon wartete die nächste Herausforderung. Die Maria-Stern-Schwestern verließen 2010 das Kinderdorf Marienstein und es stellte sich die Frage, wie es dort seelsorgerisch weitergehen würde. Pater Laschinger stellte sich dieser Aufgabe. Auch sie erforderte ein gewisses Maß an Diplomatie: Seelsorgerisch gehört das Kinderdorf zur Pfarrei Rebdorf; gleichzeitig handelt es sich um eine Einrichtung der Caritas. Als Erstes überlegte er, wie er Kinder, die oft seelische Verwundungen davongetragen haben und kirchenfern aufgewachsen sind, erreichen könne. Dabei ließ sich Laschinger von zwei Grundsätzen leiten: Er wohnte im Kinderdorf mit den Kindern und Jugendlichen und er gestaltete das Leben nach dem Kirchenjahr.

„Ich glaube, es ist mir gut gelungen, den Kindern Religion nahezubringen.“ Oft seien es gerade die konfessionslosen Kinder, die sich für Glauben interessieren und nachfragen. „Hin und wieder gibt es eine Taufe, drei insgesamt hatte ich hier.“

Zu den Sonntagsgottesdiensten kommen viele Auswärtige. „Das ist mir wichtig“, sagt Pater Laschinger, „einen reinen Anstaltsgottesdienst wollte ich nie.“ Die Kinder sollten erleben, dass Glaube und Kirche vielen Leuten wichtig sind. „Es wäre wichtig, dass es kontinuierlich weitergeht“, betont Pater Laschinger. Doch der Turnus regelmäßiger Gottesdienste dürfte nicht aufrecht zu erhalten sein. Das ist etwas, das Laschinger schmerzt. Wenn es keine regelmäßigen Sonntagsmessen mehr gibt, fürchtet er, dass die auswärtigen Gläubigen ausbleiben und genau das einsetzt, was er stets vermeiden wollte: Anstaltsgottesdienste.