Eichstätt
Damals war's noch kalt

Vor 50 Jahren übernahm der Böse-Buben-Club den Schäfflertanz und orientierte sich am Münchener Vorbild Nächstes Tanzjahr 2022

15.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Auch zu Ehren von Bischof Joseph Schröffer traten die BBC-Schäfflertänzer vor 50 Jahren auf. Das Bild entstand am 15. Januar 1966 vor dem Bischofshaus. ‹ŒArch - foto: Historischer Verein

Eichstätt (EK) Vor genau 50 Jahren hat der Böse-Buben-Club (BBC) in den Eichstätter Schäfflertanz neuen Schwung gebracht. Seit 1966 tanzen die Fassmacher im traditionellen siebenjährigen Rhythmus - das nächste Mal 2022.

Eichstätt (EK) Vor genau 50 Jahren hat der Böse-Buben-Club (BBC) in den Eichstätter Schäfflertanz neuen Schwung gebracht. Seit 1966 tanzen die Fassmacher im traditionellen siebenjährigen Rhythmus - das nächste Mal 2022.

Von 39 damals aktiven Tänzern, Buttengretln, Fassschlägern und Kasperln leben noch 16 - und es ist ihnen zu wünschen, dass sie das nächste Tanzjahr 2022 als "Edelzuschauer" genießen können. Dann heißt es am 6. Januar um 13.30 Uhr vor dem Bischofshaus wieder: "Oba heit ist koit!"

ANNO DAZUMAL

Eine wichtige soziale Neuerung 1966 war die Gründung der "Stiftung Schäfflertanz". Von den Zinserträgen bekommen bedürftige Bewohner der Altenheime Geburtstagsgeschenke überreicht. Der Stadtrat hat am 6. April 1966 die "nichtrechtsfähige Stiftung" angenommen, die von der Stadtkämmerei verwaltet wird. Den Grundstock bildete der Erlös von 4000 Mark aus dem ersten BBC-Schäfflertanzjahr. Heuer sind fast 70 €…000 Euro auf dem Konto. Zwischen 40 und 60 Personen wurden je Kalenderjahr eine kleine Freude gemacht. Der Eichstätter Schäfflertanz geht auf das Jahr 1903 zurück, als der Turnverein Eichstätt, "Mitglied im XII. Kreis Bayern, Grenzturngau Ingolstadt" mit großer Begeisterung an das Einstudieren der doch recht komplizierten Tanzschritte ging. Einer der Initiatoren und Vortänzer war der Kaufmann, China- und Afrikakämpfer Ludwig Kelz. Bei der Ausstattung und Bekleidung orientierten sich die Eichstätter Schäffler am Münchner Vorbild.

Nach dem ersten großen Spektakel wurde 1929, 1933 und 1949 getanzt. 1966 waren es die musik- und kulturbegeisterten Bösen Buben. Sie griffen die Idee auf, schlüpften in die roten Kittel, trommelten Musikanten zusammen, Kasperl und verpflichteten Mädchen als Buttngretln und ließen sich von "Bundestrainer" Franz Xaver Müller die Tanzschritte beibringen.

Neben Müller waren Heinz Eisenhart (Reifenschwinger), Hans Saerve (Organisator), Alois Breindl (Fahnenträger) und Wilhelm Wieser (Vortänzer, auch schon 1949) die "grauen Eminenzen" der Schäffler. Die Musik machten die "Eichiner Buam", zur Verstärkung der Tanztruppe war die Freiwillige Feuerwehr leicht zu überreden.

Von den Tänzern und Mitwirkenden aus dem Jahr 1966 sind noch am Leben: Hartwig und Josef Bauer, Heinz, Helmut, Max und Wolfgang Buchner, Herbert Dauser, Georg und Siegfried Haidl, Otmar Hausfelder, Ilse Jenuwein, Josef Kirschner, Arno Lehnhardt, Hans Liebold, Hubert Maus sowie Irmgard Wittig. "Um den Zusammenhalt der Schäfflertruppe auch während der langen Tanzpausen zu festigen", erzählte Wolfgang Buchner, "unternehmen wir in jedem Jahr eine Wanderung." So seien sie am vergangenen Dreikönigstag nach Schernfeld gepilgert: "Des war a Mordsgaudi."

Seit Langem ist Auftakt des Schäfflertanzes am Dreikönigstag, 6. Januar. Vor 50 Jahren aber war Start vor dem Rathaus für Oberbürgermeister Hans Hutter, seine Beamtenschaft und die Bürger von Eichstätt am Samstag, 15. Januar. Weil es einst richtige Winter gab, und es sechs Grad minus kalt war, passte der Text vom "Oba heit ist koit" gut. Ehrentänze gebührten Bischof Joseph Schröffer, dem späteren Kurienkardinal, und Äbtissin Augustina Weihermüller sowie ihren Schwestern von Sankt Walburg. Der Tanz für Landrat Hans Pappenberger stieg erst am 12. Februar.

In den Wochen bis zum Faschingsdienstag, 22. Februar 1966, ging es in der Stadt und dem Landkreis hoch her. Die Schäfflertänzer haben sicher je ein Paar Schuhe durchgetanzt: 79-mal waren sie gerufen worden. Hartwig Bauer hat zu den Tanzwochen Verse "geschmiedet". Daraus eine Kostprobe: "Ja, ja die Zeit war herrlich. - I glaub, a jeda würd', seids ehrlich, - das ganze Gspui, is net zum Lacha, - gern no amal von vorn mitmacha."