Eichstätt
Schotten dicht

Zerwürfnis: Paradeis-Ensemble wohl künftig getrennt Josef Deß hat Zwischentüren zugeschraubt

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Die Idylle trügt: Das Paradeis, eines der wertvollsten Baudenkmäler der Stadt, ist in zwei Gebäude unterteilt - in das Vorder- und das Hinterhaus, jeweils mit einem anderen Eigentümer. Weil sich diese offenbar nicht einig werden, werden beide Häuser wohl getrennt. Das künftige Café im Paradeis wird dann allein im vorderen Gebäude betrieben, die Nutzung des hinteren ist noch offen. - Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Das Café im Paradeis wird es in der Form, wie man es rund 25 Jahre kannte, wohl nicht mehr geben. Die Eigentümer des historischen Gebäudeensembles am Eichstätter Marktplatz, Josef Deß und Hans Kirschner, sind offensichtlich tief zerstritten. "Ich habe die Zwischentüren zugeschraubt", ließ Deß auf Anfrage unserer Zeitung wissen.

Bekanntlich ist das Paradeis in zwei Gebäude unterteilt: Das vordere gehört Hans Kirschner, das hintere Josef Deß. Dieser hatte das bedeutende Baudenkmal gemeinsam mit Ludwig Bauer von 1985 bis 1989 aufwendig restauriert. 1990 eröffnete hier das Café im Paradeis, das sich schnell zu einem Magnet und zu einem Aushängeschild für Eichstätt entwickelte. Seit Oktober 2015 ist das Paradeis allerdings geschlossen, nachdem die Pächterfamilie den Gasthof Krone am Domplatz übernommen hat.

Die beiden Gebäude seien eine "bauliche und wirtschaftliche Einheit", betont Josef Deß erneut. Nur mit der Einheit der beiden Eigentümer scheint es nicht weit her zu sein. Deß jedenfalls ist überzeugt davon, dass das Vorderhaus "nicht in die richtigen Hände kam", als Ludwig Bauer es im Jahr 2010 an Immobilienmakler Hans Kirschner verkaufte. Dass die beiden nicht miteinander können, tritt jetzt offen zutage, als es um die Zukunft des Ensembles geht - hier herrschen augenscheinlich höchst unterschiedliche Ansichten vor. Deß, ein leidenschaftlicher Denkmalschützer, lehnt "jeden Eingriff in die historische Bausubstanz" energisch ab - "das kann man nur schlechter machen" -, während Kirschner beispielsweise mit dem Gedanken gespielt haben soll, neue Toiletten in den Eingangsbereich des Hauses von Deß einzubauen. "Das ist eine gotische Halle. Die ist unantastbar", zeigt sich Deß jetzt noch empört. Das Zerwürfnis scheint mittlerweile so weit fortgeschritten zu sein, dass Deß die Schotten dichtgemacht hat: "Die Türen bleiben zu und Ende." Allerdings zu seinem "großen Bedauern", wie er hinzufügt. Denn: "Kirschner betreibt die Trennung der Häuser."

Kann das Café im Paradeis nur auf das vordere Gebäude konzentriert werden, obwohl sich beispielsweise die Toiletten im hinteren Gebäude befinden, ebenso der Festsaal, die Stube und weitere Gasträume? Offenbar schon: Denn Kirschner verfolgt Pläne, wonach ein Betrieb des Cafés allein im Vorderhaus möglich wäre. Das bestätigt Stadtheimatpfleger Rainer Tredt, der am Dienstag gemeinsam mit Vertretern des Landesamts für Denkmalpflege und des Stadtbauamts bei einem Ortstermin im Paradeis war. "Aus denkmalpflegerischer und heimatpflegerischer Sicht spricht eigentlich nichts dagegen", so Tredt auf Anfrage des EICHSTÄTTER KURIER - nachdem die Eingriffe "einigermaßen glimpflich" und damit wohl verkraftbar wären.

"Es ist allerdings niemand davon begeistert", spricht Tredt das Auseinanderdriften der beiden Häuser an. Dies sei "negativ für die Stadtentwicklung", denn es handle sich um eine schöne Einheit und "Volkes Seele hängt am Paradeis": Die Trennung sei "unglücklich bis zum Gehtnichtmehr und total schade", weil es auch vollkommen unklar sei, was dann mit dem hinteren Gebäude geschehen soll.

Und Kirschner? Der will sich nicht explizit zu der Angelegenheit äußern. Nur so viel, dass der Bauantrag nun so schnell wie möglich eingereicht werden soll, um dann rasch mit dem Umbau beginnen zu können: "Es muss vorwärtsgehen." Über einen möglichen Zeitplan ließ er nichts verlauten: "Wenn's fertig ist, wird's wieder aufgemacht."