Eichstätt
Auf dem "Mars" erstickt

Enzo Hilzinger (16) war eine Woche bei einem Space-Camp in den USA Simulierte Weltraummission

20.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Foto: - kx

Eichstätt (EK) Voller Eindrücke und Erfahrungen zurück - sozusagen fast aus dem Weltall: Enzo Hilzinger. Der 16-Jährige war als einer von zwei Deutschen beim "Space Camp" in Huntsville. Der Schüler des Eichstätter Willibald-Gymnasiums hat dabei nicht nur viel Theorie gelernt.

Enzo Hilzingers Fazit ist klar: "Ich habe gelernt, meine Ängste zu überwinden und dass man sich in einem Team aufeinander verlassen kann." Die Höhenangst, die der Elftklässler hat, sei weg gewesen. Und dass man mit Menschen zusammenarbeiten kann, die man vorher noch nie gesehen hat, sei eine ebenso wichtige Erfahrung, die er mitnehme aus zehn Tagen Aufenthalt im "Space & Rocket Center" in Huntsville (Alabama). Nur eines, das weiß er ganz bestimmt: "In eine Rakete steige ich nicht mehr." Drei simulierte Weltraummissionen hat er mitgemacht. Warum die Angst? "Ich hab' gesehen, was alles passieren kann, welche Gefahren das Ganze birgt." Aber von vorne - denn in dem über einwöchigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, wo er zusammen mit seiner Lehrerin Maren Bauer (kleines Foto) war, war eine ganze Menge Programm untergebracht.

Dass die Wahl zur Teilnahme am "Space Camp" ausgerechnet auf Enzo Hilzinger vom Eichstätter Willibald-Gymnasium gefallen ist, liegt ein bisschen an Bundestagsabgeordnetem Reinhard Brandl (CSU). Er hatte, wie berichtet, seine ehemalige Schule beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt vorgeschlagen. Aus doch einigen Meldungen von Schülern hat sich am Ende Hilzinger als der passende Kandidat herauskristallisiert: weil seine Englischkenntnisse entsprechend bewertet wurden und ihn Raumfahrt schon immer interessiert hat. Haben andere Kids mit der Carrerabahn gespielt, baute der kleine Enzo lieber Raketen mit den Legobausteinen nach, erzählt sein Vater Michael.

Das ist dem 16-jährigen Inchinger jetzt auch in den USA zugutegekommen: Das Bauen einer Rakete, die mit Schwarzpulver zu starten war, war nämlich Bestandteil eines kleinen Wettkampfes unter den einzelnen Teams. Dabei gehörte Hilzinger zu einer recht internationalen Gruppe, in der neben ihm noch 13 andere Jugendliche aus Norwegen, Neuseeland, Taiwan, Indien und den USA waren. "Aber wir haben uns nach anfänglicher Schüchternheit gut verstanden", sagt Hilzinger. Die zweite deutsche Teilnehmerin, Julia Klein aus Bottrop, war nicht in seinem Team.

Die theoretischen Vorträge, die es gab, haben ihm den Aufenthalt aber nicht vermiest. Im Gegenteil: "Da hat man viel gelernt, aber merken konnte man sich das nicht alles." Viel lustiger war es dann offenbar beim Tauchen und dem damit verbundenen Experimentieren mit der Schwerelosigkeit in acht Metern Tiefe. "Wir haben da mit Bowlingkugeln Basketball gespielt."

Einen Hitzeschild mussten sie bauen, um ein Ei - das in dem Fall einen Astronauten darstellen sollte - vor einem fünfminütigen Bunsenbrennereinsatz zu schützen. Und dann sollte es noch einen Raumanzug für das Ei geben mit den Auflagen stoß- und hitzefest. "Das ist schiefgegangen." Warum? "Wir haben die Alufolie falsch herum verwendet." Der kleine ovale Astronautendarsteller ist quasi verendet. Übrigens genauso wie Hilzinger und seine Mit-Camper bei einer simulierten Marsmission. Nach einem dreistündigen "Marsflug" und der Landung auf dem vierten Planeten unseres Sonnensystems sind sie wegen ein paar falscher Knöpfe in der Marsstation alle erstickt. Aber natürlich nur im Spiel. "Wir haben es auch verkackt, als wir im Kontrollcenter die Landung einer Rakete gesteuert haben." Die sei im Wasser gelandet statt auf dem Land. "Überfordert", sagt Hilzinger und quittiert es mit einem Lächeln.

Seine Lehrerin Maren Bauer, Physikfachbetreuerin am WG, hört ihm bei seinen Erzählungen fasziniert zu. Aber sie hat nicht minder Abenteuerliches erlebt mit ihren Lehrerkollegen aus der ganzen Welt. Das Spannendste: der simulierte Untergang eines Hubschraubers im Wasser, aus dem man dann auftauchen musste. Ohne Glasfenster. "Wenn da das Wasser von allen Seiten auf dich einströmt, merkst du erst, was dieses Element für eine Wucht hat." Eine beeindruckende Begegnung habe es mit dem Wikipedia-Gründer Jimmy Wales gegeben. Und dann wäre da noch die Fahrt mit einer Art Cyberspace. "Da wollte ich erst nicht mitfahren", sagt Bauer, und schiebt dann hinterher: "Aber auf das erste Mal folgten dann noch ein paar Fahrten."

Jetzt verarbeiten die beiden ihre Erlebnisse. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt zumindest Enzo vorerst nicht: Für ihn geht es heute auf Studienfahrt nach Schottland. Durchdenken wird er das Ganze auf jeden Fall noch etliche Male. Vielleicht sind diese Erfahrungen ja nun wirkliche Hilfestellung für die Auswahl seines künftigen Berufs - "irgendwas mit der digitalen Welt".