Eichstätt
Zentrale Praxis in der Klinik

Abends und an den Wochenenden: Im Eichstätter Krankenhaus gibt es jetzt einen Bereitschaftsdienst

26.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Betriebsdirektor Marco Fürsich (rechts) in der Tür zum Behandlungsraum der KVB-Praxis. Die liegt im ersten Stock der Eichstätter Klinik nahe der Ambulanz. - Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Für die ambulante medizinische Versorgung von nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen gibt es jetzt an der Eichstätter Klinik eine Bereitschaftspraxis. Damit soll nicht nur das Personal der Klinik-Notaufnahme entlastet werden, sondern sich auch die Wartezeit für die Patienten reduzieren.

Starke Halsschmerzen, Fieber über 39 Grad, akute Bauch- oder Rückenschmerzen am Mittwochabend um 16 Uhr. Der Hausarzt hat bereits zu, aber die genannten Symptome sollten möglichst schnell behandelt werden, um einigermaßen schmerzfrei in den nächsten Tag zu kommen. Einen Besuch in der Notaufnahme einer Klinik rechtfertigen sie aber nicht unbedingt. Bislang war hier ein Anruf bei der 116 117 notwendig, um herauszufinden, welcher Arzt gerade wo "Bereitschaft schiebt". Seit vergangener Woche gibt es an der Klinik in Eichstätt aber nun eine sogenannte Bereitschaftspraxis. Eingerichtet hat sie die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB).

Damit endet die bisherige Regelung, dass ein Arzt nachts und an den Wochenenden seine Praxis aufsperrte und den Bereitschaftsdienst übernahm - samt Hausbesuchen für bettlägerige Patienten. Die Belastung für Ärzte soll dadurch deutlich reduziert werden; zudem finde man immer weniger junge Mediziner, die sich das Landarzt-Dasein eben wegen dieser Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit antun, heißt es von der KVB. "Wir begrüßen diese zentrale Einrichtung sehr", sagt der Eichstätter Kardiologe Dr. Bernhard Mödl, Zweiter Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Ingolstadt-Eichstätt. Dadurch könne die Versorgung langfristig sichergestellt werden, so Mödl.

Seit Jahren kritisieren vornehmlich die Klinik-Verantwortlichen in Eichstätt die oftmals überfüllte und teils überlastete Notaufnahme. Da waren eben nicht nur Grippewellen dran schuld, sondern auch Patienten mit Bagatellerkrankungen. Dies soll nun merklich zurückgehen, hofft Fürsich.

Untergekommen ist die Praxis also seit gut einer Woche im ersten Obergeschoss in unmittelbarer Nähe zur Ambulanz. Die beiden Zimmer werden tagsüber für die "elektive Aufnahme" - also für geplante Operationsvorbereitungen - genutzt. Wenn die Bereitschaftspraxis in Betrieb geht, wird einfach das Schild umgedreht.

"Für uns ist das sehr praktisch", sagt der Betriebsdirektor der Eichstätter Klinik, Marco Fürsich. Alles sei an einem Ort konzentriert. "Das bedeutet auch eine Entlastung für die Patienten", zeigt sich Fürsich überzeugt. Denn: Man könne die Krankheitsfälle genau aufteilen. Jeder, der sich an der Ambulanzaufnahme in der Klinik anmeldet, werde kurz in der Notaufnahme gecheckt. "Dort wird entschieden: Was bleibt bei uns, was geht in die Bereitschaftspraxis der KVB" Er finde das einen "sehr positiven Weg". Die ersten Tage seien nun gut gelaufen, berichtet Fürsich, es habe eine gute Resonanz gegeben. Dienst tun hier übrigens vornehmlich niedergelassene Ärzte aus der Region, die nach Mitteilung von KVB-Sprecherin Brigitte Grain zu diesem Bereitschaftsdienst verpflichtet sind. Für die Region Ingolstadt, Eichstätt und Neuburg sind das insgesamt 280 Ärzte, die für die drei Praxen (Eichstätt, Neuburg und Klinikum Ingolstadt) sowie den Nachtdienst zur Verfügung stehen.

Die Bereitschaftspraxis ist nicht rund um die Uhr geöffnet (siehe eigenen Bericht). In den übrigen Zeiten - vor allem nachts - übernimmt die Klinik die Patienten. "Dafür haben wir einen Kooperationsvertrag geschlossen", sagt Fürsich. Wer bettlägrig ist, muss allerdings auch künftig nicht die Klinik aufsuchen: Hier werden ergänzend wie bisher medizinisch notwendige Hausbesuche durchgeführt, teilt die KVB mit. Hier sehen die Ärzte im Landkreis aber noch Gesprächsbedarf: "Das Dienstgebiet reicht jetzt nachts von Titting bis Schrobenhausen", sagt Mödl. "Da kann es passieren, dass der Kollege aus Titting nachts nach Schrobenhausen muss und umgekehrt." Da müsse man jetzt drei bis sechs Monate ins Land gehen lassen und beobachten; möglicherweise sei, so Mödl, hier eine Nachjustierung erforderlich.