Eichstätt
Wissenschaftlicher Wetterfrosch

Exaktere Analyse von Pollen möglich: Uni Eichstätt präsentiert neue Messstation

22.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Alte Bauernregeln und ein Thermometer reichen heutzutage nicht mehr aus, um genaue Aussagen über Wetter und Klima zu treffen. Dafür braucht es schon mehr, etwa eine moderne Messstation. Eine solche gibt es jetzt an der KU - pünktlich zum heutigen Welttag der Meteorologie.

Seit November steht sie hinter der Mensa der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und zeichnet im Minutentakt nach dem Standard des Deutschen Wetterdienstes einzelne Messdaten hinsichtlich Temperatur, Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Niederschlag, Wind sowie unterschiedliche Strahlungen und das Pollenaufkommen auf. "Diese neue Messstation ist ein wichtiges Standbein für die Forschung in diesem Bereich in Eichstätt", betont Susanne Jochner-Oette, Professorin für Physische Geographie, Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung an der KU.

Im Rahmen von verschiedenen Lehrveranstaltungen und Projekten, wie etwa dem Arbeitskreis (AK) Wetterschau, werten Studenten die einzelnen Daten aus und verarbeiten diese in ihren Bachelor- oder Masterarbeiten. Den AK gibt es seit 2013 und er besteht aktuell aus 13 Geographiestudenten. Ihr Arbeitsbereich beinhaltet die regelmäßige Kontrolle der Wetterstation sowie die monatliche Auswertung der Daten. Zudem erstellen die Studenten Monatsrückblicke, in denen unter anderem unterschiedliche Wetterphänomene beschrieben werden.

Zusammen mit ihren Studenten hat Jochner-Oette bereits unterschiedliche Studien zum Klima in der Stadt durchgeführt. So konnten beispielsweise anhand von Flechten auf Bäumen die Luftverschmutzung untersucht oder durch die einzelnen Wachstumsstadien von Erbsenpflanzen die Temperaturunterschiede im Stadtgebiet aufgezeichnet werden.

Neben der neuen Wetterstation gibt es auf dem Dach der Uni-Mensa auch eine neue Pollenfalle. Pro Minute saugt diese zehn Liter Luft an, so viel, wie ein Mensch in dieser Zeit atmet. Die sich in der Luft befindenden Pollen bleiben dann auf einem Streifen, der mit Vaseline bestrichen ist, hängen und werden im Anschluss mikroskopisch untersucht. "Durch diese Methode können wir beispielsweise Beginn und Verlauf der Pollensaison exakter dokumentieren", erklärt Jochner-Oette.

Eine genaue Analyse des Pollenvorkommens ist nur eines von mehreren Zielen der Wetterstation. "Nun besteht auch die Möglichkeit kurzwellige und langwellige Strahlungen zu messen", betont die Wissenschaftlerin. Das bedeute, dass somit die Strahlungen der Sonne sowie die der Erde zusätzlich ausgewertet werden können. Eine Eigenschaft, die die alte Wetterstation in der Seminargärtnerei nicht hatte. Diese werde aber weiterhin als mobiles Gerät verwendet, beispielsweise im Rahmen von Praktika.

Die einzelnen Messwerte dienen einem weiteren wichtigen Faktor. Jochner-Oette setzt diese in Bezug zur Entwicklung der Vegetation im Jahresverlauf, der sogenannten Phänologie. So haben Studenten vor Kurzem im Eichstätter Hofgarten damit begonnen, die einzelnen Stadien von Blattknospen und Blüten zu dokumentieren. Auf diese Weise ist es in Zukunft möglich, Daten aus mehreren Jahren zu vergleichen, um den Einfluss des Klimawandels auf die Vegetation zu untersuchen. "Wichtig ist uns, dass wir durch diese Messstation in ein paar Jahren einen Rückblick auf das hiesige Wetter werfen, das Klima in Eichstätt charakterisieren und das Pollenvorkommen intensiver erforschen können", fasst Jochner-Oette die Ziele der Wetterstation zusammen.

Da die neue Messstation vorwiegend der Forschung diene, gebe es keine klassische Wetterprognose und auch keine Angaben zum aktuellen Pollenflug für die Bevölkerung in Eichstätt, betont die Professorin. Dennoch können ausgewählte Werte der 20 000 Euro teuren Station unter www.ku.de/wetter öffentlich eingesehen werden. Daneben stehen auch die Daten der vergangenen Monate als Diagramme und Grafiken zu Verfügung.

Eine exakte Einschätzung zum allgemeinen Klima in Eichstätt kann die Wissenschaftlerin nicht genau machen, nur in einem ist sie sich sicher: "Viel Nebel und weniger Sonne als in Freiburg", sagt sie schmunzelnd.