Eichstätt
Wer zahlt die Rechnung?

Raumgutachten der Universität für ehemalige Maria-Ward-Schule liegt vor Kanzler: "Große Hürden"

29.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

In aller Eile haben Mitarbeiter des Bautrupps der Diözese im September 2014 das Gebäude der Maria-Ward-Realschule als Asylunterkunft ertüchtigt. Aktuelle Aufnahmen vom Zustand des Gebäudes hat die Regierung unserer Zeitung nicht gestattet. Man wolle "den Druck" aus den Verhandlungen zur Rückabwicklung nehmen, gab Pressesprecher Martin Nell als Grund an. ‹ŒArch - foto: Schneider

Eichstätt (EK) Ab 31.Juli wird die Asylunterkunft Maria Ward abgewickelt. Dann ist der Weg frei für die Katholische Universität als Mieter. Seit 2014 ist in dem Gabrieli-Bau eine Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht. Bevor die Uni aber einziehen könnte, müsste das Haus grundlegend saniert werden.

Wie die Bezirksregierung bestätigte, ziehen bis Ende Juli alle Bewohner aus dem Haus aus, "danach finden erforderliche Rückbaumaßnahmen statt". Bekanntlich hatte das Bistum das Gebäude der Regierung von Oberbayern von Anfang an entgeltlos überlassen. Nun steht nicht nur der Rückbau, sondern auch eine Grundsanierung des ehemaligen denkmalgeschützten Domherrnhofs an - etwa die energetische Instandsetzung, die Barrierefreiheit und vor allem auch der Brandschutz. Letztlich alles Dinge, die schon lange vorher klar waren. Nun hakt es aber wohl bei der Finanzierung dieses Unterfangens. Das ist offenbar nicht abschließend geklärt - obwohl seit Anfang Februar bekannt ist, dass die Asylunterkunft abgewickelt wird und die Diözese dann das Gebäude wie schon 2014 angekündigt der unter akuter Raumnot leidenden Katholischen Universität zur Verfügung stellen will. Die hat unmittelbar danach ein Gutachten für das Gebäude, das Raumprogramm und auch den Zustand in Auftrag gegeben, das nun vorliegt, wie Kanzler Thomas Kleinert unserer Zeitung auf Anfrage bestätigte.

Das Gutachten ist inzwischen an das Bistum, namentlich an Generalvikar Isidor Vollnhals, als Gebäudeeigentümer weitergeleitet. "Das Gutachten enthält das Raumkonzept für die universitäre Nutzung", erklärte Kleinert. Zudem habe das beauftragte Institut für Hochschulentwicklung HIS eine ganze Reihe an Hürden offengelegt, so Kleinert weiter. "Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie sind diese Hürden zu überwinden" Dabei darf man aber auch nicht vor der Überlegung haltmachen, ob sie überhaupt zu überwinden sind. Will heißen: Sind die notwendigen Baumaßnahmen finanziell so auf einen potenziellen Mieter umzulegen, dass es nicht überteuert wird? Denn, das machte Kleinert gegenüber unserer Zeitung deutlich: "Wir als Uni können nur zu marktüblichen Konditionen anmieten."

Das Ganze muss letztlich wohl auch unter einer Vorgabe von Bischof Gregor Maria Hanke betrachtet werden, der im November in einem Interview mit unserer Zeitung unmissverständlich zum Ausdruck gebracht hat, dass die Diözese nicht in die Sanierung des Gebäudes einsteigen werde: Es könne "sicher nicht sein, dass das Bistum Bauträger egal für welche Nutzung wird. Das geht nicht. Ich bin gegen eine weitere kirchliche Großbaustelle in Eichstätt", so Hanke damals.

Ob und welcher Dritte das übernehmen könnte, ist offen. Ein Verkauf der großen Immobilie dürfte für das Bistum nicht in Frage kommen. Das war schon einmal auf der Agenda: Vor drei Jahren gab es Überlegungen, den Gabrieli-Bau einem Fremdinvestor für ein Hotel zu übergeben. Das hat sich dann aber zerschlagen. Auch die Planungen, das einerseits unter Raumnot leidende und andererseits über das ganze Stadtgebiet verteilte Ordinariat dort unterzubringen, sind mittlerweile vom Tisch. Weil sich alles so lang hinzieht, hat auch die Caritas - sie war ein weiterer Interessent für das Gebäude, ist ihre Zentrale doch direkt nebenan - schon lange abgewunken.

Für Kanzler Thomas Kleinert geht es nach wie vor um eines: Er wolle "Klarheit". Schließlich zieht sich die Hängepartie, wo die Uni ihren dringenden Platzbedarf stillen kann, nun schon seit mehreren Jahren hin. Bereits der 2014 zurückgetretene KU-Präsident Richard Schenk hatte von Anfang an auf das große Areal spekuliert. Seitens der Diözese will man sich nun allerdings nicht vorschnell festlegen: "Es ist angesichts der komplexen Probleme noch keine abschließende Beurteilung möglich", erklärte eine Bistumssprecherin auf Anfrage. Man wolle nun alle Parteien "zeitnah", wohl im Laufe der nächsten Wochen, an einen Tisch holen und die Lage besprechen. Für die Befriedigung der immensen Raumnot an der KU hilft dem Kanzler wohl auch nicht, dass die Dom-Augusto-Stiftung vergangene Woche grünes Licht gegeben hat, ihr Gebäude am Domplatz für 2,4 Millionen Euro zu sanieren.

 

Kommentar von Marco Schneider

Muss diese Hängepartie wirklich sein? Dass die Maria-Ward-Realschule nicht auf ewig eine Asylunterkunft bleiben wird, war von Anfang an abzusehen. Jetzt, da klar ist, dass das Gebäude am 31. Juli leer stehen wird und dann die damals eingezogenen Zwischen- und Schutzwände rückgebaut werden, zeigt sich, dass kurzfristig und vor allem perspektivlos gedacht wurde: Denn die Fragen der Barrierefreiheit, des Brandschutzes oder auch der energetischen Sanierung hatten sich eigentlich schon gestellt, als die Realschule ausgezogen ist. Immer und immer wieder wurde nachgefragt, was mit dem Gebäude passiert. Und immer und immer wieder hieß es: „Es gibt noch keine Planungen für danach.“ Zumindest der Grobrahmen war allerdings doch klar. 

Jetzt ist die Uni, die schon seit Jahren ihr Interesse an dem Gebäude bekundet hat – und zwar mehr als deutlich – wieder die Leidtragende: Kurz vor der beabsichtigten Abwicklung der Erstaufnahme steht der Kanzler nur mit einem Gutachten in der Hand da und der Zusage, dass man ihm und der KU das Haus zur Verfügung stellen wolle. Von Klarheit ist man weit entfernt. 

Wenn der Bischof gegen eine kirchliche Großbaustelle ist, hätte man sich viel früher Gedanken darüber machen müssen, wer die Kosten für die (egal für welche Nutzung notwendigen) Maßnahmen trägt.