Eichstätt
Dank an die Stars der armen Kinder

Bischof Hanke sendet Sternsinger für ihren Dienst aus Besuche in Rathaus und Landratsamt

02.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Foto: Marco Schneider

Eichstätt (EK) Gut 200 Sternsinger aus dem ganzen Bistum hat Bischof Gregor Maria Hanke am Samstag im Eichstätter Dom für ihren Dienst gesegnet - stellvertretend für die gut 7000 Buben und Mädchen, die in den kommenden Tagen allerorten von Haus zu Haus ziehen.

Die Köpfe recken sich weg vom Gemüsekauf am Wochenmarkt, es wird beinahe schon andächtig still am Eichstätter Marktplatz: Gut 200 königlich gekleidete Buben und Mädchen bahnen sich durch Schneematsch ihren Weg, ziehen hinter ihrem "Stern über Betlehem" her in Richtung Rathaus. "Mei, und das bei dem Wetter", werden die Kinder von Passanten bemitleidet. Es ist nasskalt, der Himmel schickt Schneeregen nach unten. Aber die Sternsinger, die hier gerade unterwegs sind, sind hart im Nehmen. "Die gehen oft, drei, vier Tage bei diesem Wetter", weiß Bistums-Ministrantenreferentin Sarah Hairbucher. Und bei einer großen gemeinschaftlichen Aussendungsfeier wie der am Samstag in Eichstätt spürten die Kinder: "Das, was wir machen, machen wir nicht allein, sondern viele andere auch."

Es seine tolle Gemeinschaftsaktion: Immerhin engagierten sich Hairbuchers Schätzung zufolge rund 7000 Kinder im ganzen Bistum als Dreikönige, um Spenden für Projekte in Ländern wie Indien oder Afrika zu sammeln. Vergangenes Jahr kamen so allein im Bistum Eichstätt etwa 1,1 Millionen Euro zusammen. "Ihr sammelt für die Kinder, damit Licht in ihr Leben fällt, damit sie Hoffnung haben", sagt Bischof Gregor Maria Hanke zuvor beim Pontifikalgottesdienst im Dom. "Ihr seid die wahren Stars für diese Kinder." Hanke verweist auf das Beispielland Indien, wohin das Bistum durch die seit über 50 Jahren währende Partnerschaft mit dem Bistum Poona gute Beziehungen hat. Er nennt die dort viel verbreitete Kinderarbeit beim Namen: "Dieses Schicksal teilen viele auf der Welt." Durch die Sternsinger-Aktion, die in den kommenden Tagen in vielen Pfarreien startet, "leuchtet etwas auf".

Hanke dankt den Kindern für ihre Bereitschaft, durch das Mitwirken an der Aktion anderen zu helfen und den Segen in die Häuser zu bringen: "Ihr ladet die Menschen von der Krippe her ein, das Herz aufzumachen." Er als Bischof sei "stolz auf euch". Hanke schließt sich nach dem Gottesdienst auch dem großen Zug an, den die Buben und Mädchen aus allen Teilen des Bistums durch Eichstätt machen, begleitet von der Stadtkapelle unter Leitung von Markus Julius Beck.

Am Eichstätter Rathaus steigt eine Gruppe Sternsinger aus Mitteleschenbach (Kreis Ansbach) auf den Balkon zu Zweiter Bürgermeisterin Claudia Grund. Die Mitteleschenbacher sind zusammen mit ihrem aus Sornhüll stammenden Pfarrer Michael Harrer da. Grund bedankt sich für den "Segen des Christkinds", den die Gruppe Rathaus und Stadt zugesprochen haben.

Es geht weiter zum Landratsamt, wo Landrat Anton Knapp selbst auf dem großen Balkon der ehemaligen Fürstbischofsresidenz steht und die Sternsinger freudig begrüßt: "Es ist mir eine echte Ehre." Für ihn wecke das auch Erinnerungen an die eigene Jugendzeit, wo er in Gaimersheim als Dreikönig unterwegs gewesen sei. "Dieser gute Brauch schweißt zusammen." Das Wichtigste aber sei, so Knapp: "Die Gaben, die Ihr sammelt, helfen den Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen."

Im Alten Stadttheater feiern die Kinder und Jugendlichen ein großes Sternsingerfest. Sie erfahren viel über die Projekte, für die sie in den kommenden Tagen unterwegs sind. Eine kleine indische Begrüßungszeremonie gehört ebenso dazu wie ein Film über Kinderarbeit. Der lässt es im Festsaal aber sehr still werden, "da wird es einem richtig schlecht", meint ein Sternsinger. Aber umgekehrt auch: "Durch die Erfahrungen heute gestärkt können unsere Sternsinger jetzt hinaus gehen und ihren Dienst tun", sagt Ministrantenreferentin Hairbucher. Sabrina Assies vom Kindermissionswerk erklärt den Kindern, dass ihr Engagement Früchte trägt: Sie habe viele Projekte bereits besucht, "eure Hilfe bietet den Kindern die Chance auf eine bessere Zukunft".

Das Dreikönigssingen findet heuer zum 60. Mal statt und gilt als weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Seit zwei Jahren gehört das Sternsingen auch zum Immateriellen Weltkulturerbe der Unesco. Bundesweit beteiligen sich jedes Jahr etwa 330 000 Kinder und Jugendliche sowie 90 000 Helfer an der Aktion. Träger sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Gruppen aus Lenting, Hepbger, Eitensheim, Buxheim und Pietenfeld fahren am kommenden Wochenende, wenn in der Heimat die Arbeit größtenteils getan ist, nach Berlin und repräsentieren ihre Kollegen aus ganz Deutschland bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.