Eichstätt
Um den Schlaf gebracht

Schienenverkehr auf der Strecke Ingolstadt Treuchtlingen hat wieder zugenommen

07.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Ein Güterzug donnert durchs malerische Altmühltal. In den vergangenen Wochen hat der Schienenverkehr auf der Strecke zwischen Ingolstadt und Treuchtlingen merklich zugenommen. Grund seien Baumaßnahmen auf der Hauptmagistrale Nürnberg - Regensburg, die noch bis Mitte September andauern, teilt die Bahn mit. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt/Solnhofen (EK) Bahnlärm ist im Altmühltal stets ein Thema. Im Fokus stehen dabei die lauten Güterzüge. Über eine längere Zeit war es im wahrsten Sinne des Wortes ruhiger geworden, doch jetzt hat der Verkehr auf der Schiene offensichtlich wieder zugenommen.

Heiner Hertrich, Vorsitzender des Verkehrsvereins Solnhofen, hat sich mit einem Brief an die Bahn gewandt. Hertrich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem komplexen Thema. Er fordert seit Langem vehement die Umrüstung der Züge auf ein leiseres Bremssystem. Bahnlärm mache krank, sagt er. Das sei auch erwiesen.

Er wollte von der Deutschen Bahn unter anderem wissen, worauf die erhöhte Frequenz auf der Strecke Ingolstadt - Treuchtlingen zurückzuführen ist und welchen Stellenwert dieser Schienenstrang für den Verkehr überhaupt hat. Schließlich sollte es nach dem Ausbau der Güterzugstrecke München - Olching - Treuchtlingen keinen Grund mehr geben, Güterzüge aus München durch das Altmühltal fahren zu lassen.

Da widerspricht die Bahn, wie aus dem Antwortschreiben hervorgeht, das dem EICHSTÄTTER KURIER vorliegt. Die Strecke Treuchtlingen - Ingolstadt habe auch nach dem erwähnten Ausbau der Strecke Olching - Augsburg eine wichtige Funktion für den Schienengüterverkehr. "Im aufkommensstarken Raum Ingolstadt beginnende und endende Güterzüge in und aus Richtung Norden fahren in der Regel über diese Strecke. Daneben kann es in Spitzenstunden durchaus erforderlich sein, Züge von und nach München über Ingolstadt verkehren zu lassen, da die Strecke über Augsburg - insbesondere nördlich Augsburgs - keine freien Kapazitäten mehr hat", heißt es weiter in dem Schreiben. Bei größeren Bauarbeiten diene dieser Schienenstrang zudem als Umleitungsstrecke, insbesondere zwischen Treuchtlingen - Donauwörth - Augsburg oder Nürnberg - Regensburg. Gleiches gelte bei kurzfristigen Sperrungen dieser Strecken wegen Störungen.

Aktuell fahren viele Güterzüge durchs Altmühltal, weil auf der Hauptmagistrale zwischen Nürnberg und Regensburg Baumaßnahmen durchgeführt werden. Die Züge werden über Regensburg, Ingolstadt, Treuchtlingen und Nürnberg umgeleitet. Dieser Zustand, so die Bahn, werde bis 13. September anhalten.

Diese Aussage beruhigt Hertrich nicht wirklich. Die einzige Maßnahme, die wirklich helfe, sei die Umrüstung der Waggons auf ein leises Bremssystem, die sogenannte LL-Sohle, oder - wahrscheinlich noch besser - auf Scheibenbremsen. Lärmschutzwälle dagegen hätten im Altmühltal, in dem der Schall die Hänge hinausgetragen werde, keinen Wert. Abgesehen davon verschandeln sie die Gegend.

Aber der Umbau ist teuer und kommt nicht recht voran, zürnt Hertrich. Das liegt seiner Ansicht nach an Prestigeprojekten der Bahn, aktuell Stuttgart 21. Diese Baumaßnahme werde schon jetzt zwei Milliarden Euro teurer als ursprünglich veranschlagt, und auch diese Summe werde nicht reichen, prognostiziert der Solnhofener. Aber auch wenn Stuttgart 21 funktioniere, bringe das allenfalls an dieser einen Stelle einen positiven Effekt. LL-Sohlen dagegen würden bundesweit bei den Bürgern für Erleichterung sorgen. Hertrich denkt da nicht zuletzt ans Rheinland.

Die Bürgermeister entlang der Bahnstrecke Ingolstadt - Treuchtlingen haben schon vor Längerem einen informellen Arbeitskreis gebildet. Sprecher ist der Dollnsteiner Rathauschef Wolfgang Roßkopf. Er werde sich nach dem Ende der Ferien wieder verstärkt dem Thema "Bahnlärm" widmen, versicherte er.