Eichstätt
Spaziergängerin vergewaltigt

Mann vergeht sich mitten in Eichstätt an 60 Jahre alter Frau Tat geschah bereits am Donnerstag

16.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Heidi Strobl erklärte sich mit der Frau, die am Donnerstagabend offenbar Opfer einer Vergewaltigung geworden war, solidarisch und forderte gestern Abend bei ihrer Kundgebung nahe des Tatorts die Frauen auf, für ihre Rechte einzustehen und laut zu werden. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Eine 60-jährige Frau ist offenbar beim Herzogsteg mitten in Eichstätt vergewaltigt worden. Die Polizei hatte das Verbrechen, das sich bereits am Donnerstagabend ereignet hat, zunächst nicht bestätigen wollen. Inzwischen läuft die Fahndung nach dem unbekannten Täter.

Wie die Polizei gestern mitteilte, war die Frau am Donnerstag gegen 23 Uhr mit ihrem Hund entlang der Altmühl spazieren, als sie von einem unbekannten Mann angesprochen wurde. Im Verlaufe des Gesprächs kam laut Angaben der Polizei ein weiterer Mann hinzu, er bedrängte die Frau und forderte sie zum Geschlechtsverkehr auf. Als sie sich wehrte, zog er sie ins Gebüsch und vergewaltigte sie dort. Trotz lauter Hilfeschreie des Opfers griff der andere Mann nicht ein, sondern sah dem Polizeibericht zufolge teilnahmslos zu. Anschließend flüchteten beide Männer in unbekannte Richtung. Die 60-Jährige trug Blutergüsse und Kratzwunden davon.

Die Frau beschreibt die beiden Männer wie folgt: Beide sollen etwa 1,75 Meter groß gewesen sein und mit ausländischem Akzent gesprochen haben. Der mutmaßliche Vergewaltiger soll ein weißes T-Shirt mit Aufdruck getragen haben und von kräftiger Statur sein. Außerdem soll er kurze schwarze Haare haben. Die Bekleidung des anderen Mannes kann nicht beschrieben werden. Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Ingolstadt unter der Telefonnummer (0841) 934 30 entgegen.

Der DONAUKURIER war bereits am Wochenende auf das Verbrechen aufmerksam gemacht worden. Zwei Leserinnen hatten sich über soziale Medien dezidiert an die Online-Redaktion gewandt. Eine Bestätigung durch die Polizei war jedoch zunächst nicht zu bekommen. Die Beamten der Polizeiinspektion Eichstätt verwiesen an die Kriminalpolizei in Ingolstadt. Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt wiederum mochte übers Wochenende und über den Feiertag trotz mehrmaliger Nachfrage keinerlei Stellungnahme abgeben - unter anderem mit allgemeinem Verweis auf Opferschutz und Klärung von Detailfragen.

Kundgebung am Franz-Xaver-Platz: "Frauen mit Respekt begegnen"

Über soziale Netzwerke hat die Eichstätterin Heidi Strobl spontan gestern Abend am Franz-Xaver-Platz in der Nähe des Tatorts eine Kundgebung auf die Beine gestellt - als Privatperson und Frau, wie sie betonte, und weil sie wie die Frau, die am Donnerstagabend am Herzogsteg Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, 60 Jahre alt ist. "Ich kenne diese Frau nicht, aber ich möchte ihr Mut zusprechen und ihr sagen, dass viele Frauen mit ihr solidarisch sind.

Ich wünsche ihr, dass sie alle Hilfe bekommt, die sie jetzt braucht, dass sie aufsteht und trotzdem glücklich leben kann." Heidi Strobl ist auch als Mitglied der Amnesty-International-Gruppe und als engagierte Frauenrechtlerin bekannt, deshalb war ihr eine deutliche Stellungnahme zu den Frauenrechten ein großes Anliegen: "Ich habe seit meiner Jugend dafür gekämpft, und ich nehme es nicht hin, wenn man mir als Frau nicht mit Respekt begegnet", sagte sie. Heidi Strobl forderte alle Frauen auf, Grenzüberschreitungen im Alltag, etwa durch Zunahekommen an der Supermarktkasse, nicht stillschweigend hinzunehmen, sondern laut zu werden und Öffentlichkeit herzustellen, wenn ein Mann ihren Freiraum einschränkt; nicht erst dann, wenn es strafrechtlich bewehrt ist.

"Jedes Wort ist eine Macht", sagte sie. Unter dem Applaus der rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer erklärte Strobl, es sei "unerträglich", jetzt auf dem Weg zum Parkplatz am Herzogsteg solche Angst haben zu müssen. Auf die Täter ging Strobl gestern bewusst nicht ein - aus Respekt vor dem Opfer. Am nächsten Dienstag will sie um 19 Uhr wieder am Herzogsteg stehen und sich dann über "Männer, die Frauen nicht respektieren", äußern.