Eichstätt
Unverzichtbar für Innenstadt

OB möchte VHS gerne im Zentrum halten die aber strebt in die Sollnau

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Der Gymnastikraum im Dom-Augusto-Haus ist gut ausgelastet. Am Donnerstag treffen sich Damen regelmäßig zu "Fitness Spezial - Wirbelsäulengymnastik"; den Kurs leitet Anja Bayer (rechts). - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Für die Eichstätter Volkshochschule steht wieder einmal ein Umzug an. An sich nichts Neues. Die städtische Einrichtung ist Nomadentum gewohnt. Aber diesmal will die VHS nicht so wie das Rathaus: Sie will ins Industriegebiet, während der OB eine innerstädtische Lösung anstrebt.

Um die künftige Herberge der Volksbildungseinrichtung und um eine einvernehmliche Lösung wurde am Mittwoch im VHS-Beirat gerungen. Die Ausgangslage ist so, dass die Katholische Universität langfristiges Interesse an der ersten und zweiten Etage des Dom-Augusto-Hauses angemeldet hat. Sie würde die beiden Etagen aber nur im Komplettpaket nehmen. Derzeit nutzt jedoch die VHS einen Teil des ersten Stocks für ihre Zwecke - Verwaltung, Lager, Lehrzimmer und Gymnastiksaal.

OB Andreas Steppberger erinnerte daran, dass es sich beim Gebäude am Domplatz 8 um die Grundausstattung der Dom-Augusto-Stiftung handle und die Stadt bestrebt sein müsse, zur Erhaltung des Stiftungsvermögens beizutragen. Mit anderen Worten: Einen potenten Mieter wie die Uni weist man nicht einfach ab.

Deshalb hat die Stadtverwaltung einen Plan ausgearbeitet, nach dem das Büro der VHS ins Erdgeschoss zur Tourist-Info ziehen solle. Steppberger: "Die VHS soll genauso gut unterkommen wie vorher." Damit ist es aber nicht getan: Für die Kursräume im Dom-Augusto-Haus müsste natürlich auch Ersatz gefunden werden. Die Suche gestaltet sich schwierig. Mehrere Objekte, darunter die ehemalige Gaststätte "Ammonit" wurden unter die Lupe genommen - und als ungeeignet verworfen.

Was blieb, war die Option, unter das Dach der Sparkasse zu ziehen. Dort, im dritten Obergeschoss, gäbe es zwei ehemalige EDV-Schulungsräume, welche angemietet werden könnten. Ein Foyer ist auch dabei, in dem die VHS-Verwaltung unterschlüpfen könnte. Was für den OB den Charme dieser Örtlichkeit ausmacht, lässt sich mit einem Wort wiedergeben: Innenstadtbelebung. Steppbergers Rechnung: "Die VHS zieht 500 Menschen pro Woche in die Stadt." Darauf könne nicht so ohne Weiteres verzichtet werden. Hier legten Eva Eisenkeil, die Leiterin der VHS, und die beiden Mitarbeiterinnen Michaela Kracklauer und Siglinde Fiedler ihr Veto ein. Die Räume in der Sparkasse seien ungeeignet. Beide seien durch die Dachschrägen nur eingeschränkt nutzbar. Außerdem seien gewisse Veranstaltungen mit Rücksicht auf die übrigen Mieter nicht möglich, etwa die geräuschvollen Zumba-Kurse. Gerade solche Kurse seien aber die "Geldesel", mit denen andere Angebote mitfinanziert würden, betonte Eisenkeil. "Der Sport ist das Herzstück der VHS." Und damit unverzichtbar. Die Räume im Dom-Augusto-Haus seien auch deshalb so wichtig, weil viele Kunden und vor allem Kundinnen Kurse am Vormittag und frühen Nachmittag wünschen, in dieser Zeit Schulturnhallen jedoch nicht nutzbar seien. Das angesprochene Foyer könne als Büro auch nicht als geeignet bezeichnet werden: Mitten in diesem Raum endet der Lift. Abtrennen ließe sich da nichts. Ebenso wenig Freude kommt bei Michaela Kracklauer und Siglinde Fiedler bei dem Gedanken auf, zur Tourist-Info zu ziehen, zumal auch noch Standortbeauftragte Beate Michel hierher umgesiedelt werden solle. Das angebotene Zimmer sei Durchgangsraum und daher alles andere als optimal. Und der Sozial- und Besprechungsraum würde auch nur zur Hälfte ihnen gehören.

Viel lieber würde die VHS in die Sollnau ziehen, konkret ins Obergeschoss des Postverteilerzentrums. Dort gibt es eine Fläche von rund 450 Quadratmetern, ein riesiger Raum, der entsprechend hergerichtet werden könnte. Im Gegenzug würde die VHS andere Räume, etwa im Alten Stadttheater, nicht mehr benötigen, was sich natürlich auf der Kostenseite bemerkbar mache, erläuterte Eisenkeil. Überdies hätte die Volkshochschule im Industriegebiet genügend Parkplätze zur Verfügung. Das Argument der Innenstadtbelebung konterte die Leiterin kühl: "Dafür sind wir nicht zuständig." Die Aufgaben der VHS wären andere.

Für OB Steppberger hatte Eva Eisenkeil eine Unterschriftenliste mit 476 Namen dabei; alle Unterzeichner fordern "gleichwertige und adäquate Räume für die VHS".

Für die "Chefin" und die beiden Mitarbeiterinnen sind noch zwei Dinge wichtig: möglichst wenig Zersplitterung und etwas mehr Kontinuität. Michaela Kracklauer: "Das ist dann der siebte Umzug, den ich mitmache." Gleichwohl zeigten sich alle Beteiligten kompromissbereit und äußerten größtes Verständnis für die jeweils andere Ansicht. Der Oberbürgermeister versprach, Sondierungsgespräche mit dem Eigentümer des Postverteilerzentrums zu führen, auch über die Mindestlänge einer Miete. Denn die Innenstadtlösung hat Steppberger - zumindest langfristig - nicht aufgegeben.

Hier und jetzt muss jedoch eine schnelle Lösung her, weil in absehbarer Zeit das neue Programmheft in Druck gehen muss, wie Eva Eisenkeil erinnerte.