Eichstätt
Schulzentrum 18 Stunden ohne Strom

Volltreffer: Bei Pflasterarbeiten zwei Kabel beschädigt

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Nichts ging mehr gestern Vormittag am Schulzentrum Schottenau. Alle Einrichtungen - Willibald-Gymnasium, Mittelschule, Förderzentrum und Altenpflegeschule - waren ohne Strom. Grund war eine bei Bauarbeiten beschädigte Leitung. Gegen 13 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden.

Für Schulleitungen und Schüler eine außergewöhnliche Situation, die allerdings in aller Ruhe gehandhabt wurde. "Jetzt läuft der Unterricht halt wieder ganz analog", meinte der Leiter der Mittelschule, Erich Kraus, nicht ohne einen Anflug von Sarkasmus. "Im Großen und Ganzen funktioniert's", wenn auch beispielsweise Fachunterricht wie Kochen natürlich nicht möglich sei. Die elektronischen Tafeln seien jedenfalls einsetzbar - diese können nämlich, ganz klassisch, auch ohne Strom beschriftet werden. Multimedia falle eben flach, das gute alte Schulbuch komme damit wieder mehr zum Einsatz.

Die Schülerinnen und Schüler nahmen es gelassen: "Die Lehrer machen das schon gut", war zu hören, "das passt alles". Für Michael Kasparik allerdings "eine große Umstellung", wie er sagte, ganz ohne digitale Hilfsmittel auskommen zu müssen: "Wie früher."

"Glücklicherweise müssen die Schüler bei der Witterung nicht frieren", fügte Schulleiter Erich Kraus hinzu. Denn die Heizung liefe schließlich auch nicht. Nachdem es gestern einigermaßen sonnig war, wurde auch kein Licht in den Klassenzimmern benötigt. Eine Einschränkung gab es aber doch: "In den Toiletten ist es stockdunkel", beklagte eine Schülerin. Die liegen nämlich innen und sind fensterlos.

Während die Wasserspülung der Toiletten funktionierte, setzte diese bei den Pissoirs aus. Die Spülung wird über Sensoren geschaltet - ohne Strom nicht möglich. Um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, durften die Schülerinnen und Schüler die Taschenlampenfunktion ihrer Handys nutzen, wie der stellvertretende Schulleiter des Willibald-Gymnasiums, Heribert Netter, erklärte. Auch dort ging nichts mehr: weder das Internet noch das Telefon noch der Kopierer oder die elektronische Schlüsselanlage. Schulleiter Claus Schredl hatte sich zusammen mit einer Mitarbeiterin des Sekretariats in deren Privathaus zurückgezogen, um von dort aus die Homepage der Schule mit den neuesten Informationen zu bestücken.

"Stockfinster" war es auch im Tagesheim. Er sei seit 27 Jahren Pächter, betonte Hans-Jürgen Weps, "aber so etwas habe ich noch nicht erlebt". Claudia Weps versuchte derweil, den unter diesen Umständen abgespeckten Pausenverkauf über die Bühne zu bringen: "Es gibt Käse- und Pizzastangen und Brezen - das, was der Bäcker liefern konnte." Das Angebot ist sonst weitaus üppiger, "aber wir können noch nicht einmal Wurstsemmeln machen, ohne Aufschnittmaschine". Der Dienstag sei generell der stärkste Tag, weil viele Schüler Nachmittagsunterricht hätten, berichtete Claudia Weps. Einige Hundert Mittagessen gingen hier über den Tresen. Dieser war gestern allerdings verwaist, und Hans-Jürgen Weps war nicht nur ziemlich angefressen, sondern begann auch allmählich, sich um die gelagerten Lebensmittel, die seit Stunden ohne Kühlung auskommen mussten, Sorgen zu machen. Wenn nichts mehr helfe, müsse ein Notstromaggregat her, meinte er schulterzuckend. Auf die Bauarbeiter, die den Schaden angerichtet haben, war Weps nicht sonderlich gut zu sprechen: "Ich hätte denen sagen können, wo die Stromkabel verlaufen."

Die waren bereits komplett im Rahmen der Neugestaltung der Außenanlagen verlegt. Bei den abschließenden Pflasterarbeiten allerdings kam es zum Blackout. Ein Mitarbeiter hatte mit einer Eisenstange ein verlegtes Kabel durchschlagen sowie ein weiteres beschädigt, wie der Leiter der Stadtwerke, Wolfgang Brandl, erklärte: "Ein Volltreffer." Da es sich um ein Niederspannungskabel gehandelt hatte, hatte der Arbeiter noch Glück. "Bei einer Mittelspannungsleitung wäre dies lebensgefährlich gewesen", so Brandl.

Nachdem seine Mitarbeiter bereits in der Nacht zu Dienstag bis 4 Uhr Früh nach der Ursache gesucht hatten, konnte im Laufe des Vormittags das beschädigte Kabel ausgegraben und repariert werden. Notdürftig zwar, aber so, dass ab etwa 13 Uhr der Strom wieder fließen konnte. Die Versorgung ist gesichert, hieß es.

Für die Schüler war allerdings bereits nach der fünften Stunde Unterrichtsschluss. Heute dagegen findet wieder regulärer Unterricht statt. Hätte der Schaden nicht behoben werden können, dann wäre heute schulfrei gewesen. Denn ohne Strom wird es rasch kalt in den Klassenzimmern und bei einer unvermutet auftretenden Notsituation könnten die Schüler nicht über die Schulsprechanlage informiert werden. Ohne Strom geht eben gar nichts.