Eichstätt
Radeln und wandern kann man überall

Tourismuskonzept: Landkreis muss auf Alleinstellungsmerkmale setzen Mit Dinopark punkten

04.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:27 Uhr

Liegestühle als "Markenbotschafter": Gefertigt aus europäischem, nicht heimischem Buchenholz, können sie für 35 Euro gekauft werden. Naturparkgeschäftsführer Christoph Würflein, Andrea Möller von dwif, Landrat Anton Knapp und Diplom-Geograf Daniel Zacher von der KU (von links) sahen sich die verschiedenen Motive an. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Der Naturpark Altmühltal ist eine etablierte Urlaubsregion in der Mitte Bayerns. Von seinen Gästen bekommt die Destination regelmäßig Bestnoten. Trotz dieser positiven Nachrichten muss der Naturpark einiges tun, um sein Niveau nicht nur zu halten, sondern es noch zu steigern.

Die Mitglieder des Tourismusausschusses hörten interessiert zu, als die Ergebnisse einer zweijährigen Studie vorgestellt wurden. Die dwif Consulting GmbH aus München und die Kommunikationsagentur Sandstein aus Dresden waren beauftragt worden, das Tourismuskonzept für den Landkreis Eichstätt fortzuschreiben. Mit im Boot war auch der Lehrstuhl für Touristik an der KU.

Das Deutsche wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) an der Universität München und Sandstein haben sich neue Strategien für die touristische Vermarktung der Region überlegt und dazu zunächst den Ist-Zustand analysiert. Der Naturpark an sich sei etabliert, finde sich aber nicht unter den Top Ten wieder, erläuterte Dr. Andrea Möller von dwif. Die Bestnoten der Gäste hätten auch einen Haken: Die Urlauber, die schon lange und regelmäßig kommen, wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Doch Änderungen seien nötig, machte Möller klar. Der Naturpark verfüge über Premiumprodukte wie den Altmühlpanorama-Wanderweg und den Altmühltal-Radweg. Das seien wichtige Ankerprodukte. Nur: Radeln und wandern könne der Gast praktisch überall. Das seien keine Alleinstellungsmerkmale.

Deshalb müssten der Naturpark und der Landkreis "starke Themen" besetzen. Möller nannte einige Möglichkeiten. Punkten ließe sich mit dem Archaeopteryx und dem künftigen Dinosaurier-Museum in Denkendorf. "Wir müssten uns trauen, das ganz nach vorne zu stellen. Das kann einen Schub nach außen gerade für Familien mit Kindern geben." Diese Kulturthemen durch den Bereich "Römer" zu erweitern, wäre ebenfalls eine Überlegung wert. Das Unesco-Welterbe "Limes" dagegen wollte die Expertin nicht ganz so hoch hängen. "Dafür sind wir nicht bekannt."

Ein weiterer touristischer Trend liege bei Klöstern, Kirchen und Spiritualität. Diese Themen seien ausbaufähig, zumal in Eichstätt "Glaubwürdigkeit durch Tradition" bestehe. "Entschleunigung" laute das viel zitierte, aber hier durchaus passende Schlagwort.

Das Profil ließe sich auch durch Naturschätze und die Schäferkultur schärfen. Möller zählte die raue Kulturlandschaft, die Jurahäuser, schroffe Felsen und Flüsse auf. Gerade die typische Hauslandschaft sei ein Alleinstellungsmerkmal. Die historischen Gebäude müssten nicht einmal unbedingt restauriert sein. Schließlich fahren viele Menschen nach Griechenland, um sich Ruinen anzusehen.

Mit der Marke Altmühltaler Lamm und der Schäferei ließe sich Kulinarik und Natur sehr gut verbinden. "Hohes Interessenpotenzial, unterschätztes Thema!" steht in dem Konzept. "Das Altmühltal muss man noch mehr schmecken", forderte Möller und schlug die Gründung einer Schafskäserei oder die Zusammenstellung eines Picknick-Korbes mit regionalen Produkten vor.

Aus drei Leitthemen ließe sich eine Marke schaffen, gab sich Möller zuversichtlich: Schäferkultur und Altmühltaler Lamm, Jurafelsen, Stein, Archaeopteryx und Wasser sowie Klöster, Spiritualität und mediterranes Flair.

Zielgruppen seien die entspannten Rad- und Wanderurlauber über 55 Jahre, Auszeit-Reisende, Unternehmen und Geschäftsreisende, werteorientierte Familien sowie anspruchsvolle Aktiv-Kultur-Urlauber. In diesem Zusammenhang plädierte Möller dafür, den Mut zu finden, an der Preisschraube zu drehen. In Hinsicht auf den Begriff "Familie" gab sie zu bedenken, dass es die Durchschnittsfamilie nicht mehr gebe. Es müsse auch Angebote für den Opa mit den Enkelkindern oder für den alleinerziehenden Vater mit seinem Sohn geben. Interessante Nischen seien beispielsweise Schifffahrtsgäste oder "Hardcore-Pilger".

Die Studie macht sich auch Gedanken über eine engere Bindung zwischen Region und Gästen. Hier schlagen dwif und Sandstein vor, Urlauber aktiv in Aktionen einzubinden, etwa bei der Pflanzung einer Streuobstwiese.

Auch die Beherbergungsbetriebe sollten ihre Verbundenheit demonstrieren. Beispiele: Seifen aus Schafsmilch oder Decken aus Schafswolle bereitstellen.

Insgesamt sollte großer Wert auf originelle, aber typische Unterkünfte wert gelegt werden. Stichworte seien "Zu Gast im Denkmal" oder "Unterkunft im Kloster", was ja bereits praktiziert werde. Die Expertin sprach dabei von "Traumwelten", in die die Gäste geführt werden müssten. Mit einer regionalen "Traumstube" wird sich der Landkreis konkret befassen (siehe eigenen Bericht).