Eichstätt
Es bleibt eng in Eichstätt

Das Semester hat begonnen und alle Studentenwohnheime sind voll - mit langen Wartelisten

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Die Studentenwohnanlage am Freiwasser am 19. Oktober 2017: Hier war schon im August keine einzige der freien Buden mehr zu haben. −Foto: Weimann,Kristina

Eichstätt (EK) Es ist ein stetes Kommen und Gehen: Jedes Semester verlassen Studenten Eichstätt und jedes Semester kommen neue.

Gerade haben rund 700 Studenten an der Katholischen Universität zum ersten Mal ein Studium aufgenommen. Sie brauchen alle eine Wohnung - die in Eichstätt nach wie vor knapp sind.

 

 

"Die Nachfrage ist groß, wir haben viele Studenten abweisen müssen."

Bernd Müller Klara Bernhofer GmbH

 

Viele private Angebote gibt es, aber auch öffentliche Träger. So verwaltet die Klara Bernhofer GmbH mit der Studentenwohnanlage Freiwasser 274 möblierte und unmöblierte Studentenappartments und das St. Gundekar-Werk vermietet 415 möblierte Appartments und eine Wohnung in sechs Wohnheimen. Der Ansturm ist jedes Jahr groß und eine Wohnung zu bekommen, ist oft schwierig.

Bernd Müller von der Klara Bernhofer GmbH berichtet, dass es im Freiwasser bereits Ende August keine freien Wohnungen mehr gab: "Die Nachfrage ist groß, wir haben viele Studenten abweisen müssen." Dennoch gebe es noch immer Anfragen. Auch beim St. Gundekar-Werk gibt es lange Wartelisten, denn günstige Wohnungen seien in Eichstätt knapp und der Wohnungsmarkt angespannt, heißt es von dort. Zum Wintersemester haben sich auch für die kirchlichen Wohnheime Edith Stein, Kardinal-Schröffer-Haus, Maria Ward, St. Michael, St. Stilla und Pater-Jakob-Rem-Haus mehr Studenten beworben als Appartements zur Verfügung standen.

Das oberste Gebot für Studenten: Je früher man mit der Wohnungssuche beginnt, desto mehr Chancen hat man. Markus Meier vom Bauunternehmen Meier, das in der Spitalstadt vollmöblierte Wohnungen zur kurzzeitigen Miete für Auslandsstudenten vorhält, erklärt optimistisch: "Man sollte mit der Suche früh anfangen, sich früh bewerben und sich vor Ort einen Überblick verschaffen, also herkommen und Wohnungen besichtigen. Auch wenn es manchmal länger dauert, am Ende bekommt jeder eine Wohnung." Im Gegensatz zum St. Gundekar-Werk schätzt Meier den Eichstätter Wohnungsmarkt als preisgünstig und fair ein.

Die Wohnungen in der Spitalstadt seien zwar vorrangig für Gaststudenten, es könne aber immer ein Wohnplatz frei werden, der auch Nicht-Auslandsstudenten zur Verfügung gestellt werden könne. Diese Aussage bestätigt auch Bernd Müller für das Freiwasser, wo die Studentenwohnungen zum Quadratmeterpreis von etwa neun Euro kalt angeboten werden. Jannik Neubauer, ein Erstsemestler, hatte Glück und konnte vergangene Woche noch ein freies Appartment ergattern. Er muss also nicht von Nürnberg zur Uni pendeln.

Das St. Gundekar-Werk teilt auf Anfrage mit, dass "den Studenten, die tatsächlich einen Wohnplatz in unseren Studentenwohnheimen suchten und beantragten, stets mit der Zuteilung eines Appartements geholfen werden konnte". Bei der diözesanen Wohnungsbaugesellschaft sind die Zimmer zwischen 170 Euro warm (15 Quadratmeter) und 518 Euro (für größere Doppelappartments) zu haben. Schaut man sich bei privaten Anbietern um, so liegen die Angebote warm beispielsweise bei 260 Euro (17 Quadratmeter) oder 375 Euro (37 Quadratmeter, möbliert). WG-Zimmer liegen - je nach Größe - zwischen 250 und 350 Euro.

Wenn Studenten keine Unterkunft in Eichstätt finden, sind die Gründe vielfältig: eigene Ansprüche, die finanziellen Möglichkeiten, Haustiere... Laura Schulz, erstes Semester Grundschullehramt, ist bislang erfolglos auf der Suche nach WG-Zimmern. Bei vielen Angeboten seien die Zimmer zu klein, zu weit von der Uni entfernt, zu heruntergekommen oder die Konkurrenz zu groß. Momentan pendelt sie von Pfaffenhofen in die Domstadt und zieht das mittlerweile für einen längeren Zeitraum in Erwägung: "Die Entfernung ist eigentlich in Ordnung, ich kenne Leute, die vier Stunden pro Strecke mit dem Zug pendeln, weil sie nichts finden oder lieber zu Hause wohnen."

Bei Erstsemesterstudentin Julia Hampel verlief die Suche problemlos: Bereits auf der Suche nach einer Universität im Frühjahr schaute sie an den jeweiligen Standorten über bestimmte Internetseiten und die sozialen Medien nach Wohnmöglichkeiten. Im August hatte sie einige Wohnungsbesichtigungen organisiert: "Der Kontakt verlief reibungslos, nur die Preise könnten besser sein. Aber dafür habe ich mit einer eigenen Wohnung im Gegensatz zu einem Wohnheim oder einer WG meine Privatsphäre", sagt Hampel. Bei der Entscheidung zwischen Wohnung und WG empfiehlt sie, sich zu überlegen, wie viel Zeit und Freiraum man für sich selbst braucht.
 

Studentin Sabrina Henning findet es vor allem wichtig, möglichst zentral in Eichstätt zu wohnen, um bei spontanen Aktionen mit Kommilitonen dabei zu sein: "So findet man besser Anschluss", berichtet Henning. Sie hat ein Appartment im Edith Stein gefunden und ist vollkommen zufrieden.

Gerade weil der günstige Wohnungsmarkt knapp ist in Eichstätt, will das St. Gundekar-Werk in der Spitalstadt bauen. Dort sollen rund 25 Appartements für Studenten zur Verfügung gestellt werden. Neue Büroflächen für die Diözese Eichstätt machen indes eine Generalsanierung im ehemaligen Müttergenesungswerk St. Stilla möglich - und so eine Belegung mit rund 45 Wohneinheiten für Studenten.

ZWEITWOHNUNGSSTEUER?

Mit einem Umzug ist die Anmeldung des neuen Wohnsitzes als Erst- oder Zweitwohnsitz verbunden.

Der Geschäftsleitende Beamte der Stadt Hans Bittl erklärt auf Anfrage, dass das ausschlaggebende Kriterium für die Anmeldung der überwiegende Aufenthaltsort darstellt.

Wer als Student also länger in Eichstätt als in seinem Heimatort wohnt, sollte im Rathaus beim Einwohnermeldeamt eine Anmeldung zum Erstwohnsitz durchführen. Auf das Kindergeld oder die Ausbildungsförderung durch das BAföG habe dies keine Auswirkungen. Im Fall einer Anmeldung als Zweitwohnsitz ist ebenfalls mit keinen zusätzlichen Kosten zu rechnen, da für Studenten in Eichstätt keine Zweitwohnungssteuer anfällt, sagt Bittl. | krw