Eichstätt
Gefährdet, bedroht, ausgestorben

Artenschutztag: Viele Tiere und Pflanzen werden in der Region seltener, manche kehren zurück

02.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Die Rückkehr des Wanderfalken in den Landkreis Eichstätt ist ein Erfolg für den Artenschutz - denn eigentlich geht der Trend in die andere Richtung. Der heutige Tag des Artenschutzes soll in Erinnerung rufen, dass die Bewahrung eines vielfältigen Ökosystems von enormer Bedeutung ist.

Wichtig sei, dass den Tieren "Nahrung und Wohnraum zur Verfügung stehen", sagt der Eichstätter Willi Reinbold vom Landesbund für Vogelschutz. Gebe es keine Wildkräuter auf den von Mais und Weizen bewachsenen Flächen, dann "gibt es eben auch kein Rebhuhn mehr". Man dürfe sich allerdings nicht nur mit einzelnen Tieren und Pflanzen, die selten oder deren Bestandsentwicklung auf niedrigem Stand sei, beschäftigen, sondern müsse das Ökosystem als Ganzes "im Hinterkopf" haben. Reinbold nennt als Beispiel die Fledermausart "Großes Mausohr". Bekämpfe man den Borkenkäfer, um den Wertstoff Holz zu schützen, "dann verursacht man beim Beutegreifer ein Artensterben". Für das Überleben des Großen Mausohrs sei man aber gerade hier in der Region verantwortlich, "weil es noch relativ viele bei uns gibt".

Andere Tierarten, die einmal in der Region heimisch waren, sind dagegen schon ganz verschwunden: "Den Brachvogel konnte man früher im Schuttermoos finden", sagt Mario Straßer, Sachgebietsleiter Naturschutz am Landratsamt Eichstätt. Für die Bekassine, den sogenannten "Meckervogel" machte der Bau des Main-Donau-Kanals das Überleben im Ottmaringer Moos unmöglich. "Man hat zwar Ersatzmaßnahmen ergriffen, aber die haben nicht funktioniert", sagt Mario Straßer, so sei es kein Wunder, dass die Bekassine nicht zurückgekehrt sei: Mit dem Bau des Kanals habe sich der Grundwasserspiegel im Moor abgesenkt, was man mit dem Einbau einer Spundwand zu verhindern versucht habe. Das Moor fiel trocken und die Bekassine, die laut der Roten Liste der Brutvögel in Bayern nur noch regional mit einem Bestand von 600 bis maximal 900 Brutpaaren vorkommt, wurde nicht mehr gesichtet.

Dem Wanderfalken hat man dagegen erfolgreich unter die Flügel greifen können. "1993 hat er erstmals im Landkreis wieder gebrütet, nachdem er fast 50 Jahre lang verschwunden war", sagt Willi Reinbold. Damals habe man festgestellt, dass die Nester ausgehorstet wurden, darum habe man sie sechs Jahre lang "Tag und Nacht bewacht", erklärt der ÖDP-Kreis- und Stadtrat. Von einem Wohnwagen aus wurde der Horst beobachtet, später sei zu unterschiedlichen Uhrzeiten jemand einmal am Tag vorbeigeschickt worden, um die Anzahl der Jungen zu überprüfen. Ein anderes positives Beispiel für den Artenschutz im Landkreis ist der Apollofalter. Als tierische Landschaftspfleger sorgen Schafe dafür, dass Magerrasen und Wachholderheiden im Altmühltal nicht verbuschen. "Hier kommt etwa der Apollofalter, der auf der Roten Liste steht, in relativ guten Beständen vor", sagt Mario Straßer, und auch seltene Orchideenarten seien hier zu finden.

Die Aufmerksamkeit für bedrohte Arten "hört an der Wasseroberfläche auf", kritisiert Matthias Polzer, Vorsitzender des Anglervereins Eichstätt. Sorgen machen sich die Fischer um die Barbe und die Rußnase, die auf der Roten Liste stehen. 30 000 Euro nimmt der Verein im Jahr für den Fischbesatz in die Hand, dazu kommen noch einmal 10 000 Euro Förderung durch das Artenhilfsprogramm des Fischereiverbands. "Ein Drittel des Geldes wird nur für den Artenschutz ausgegeben", sagt Polzer, denn an der Angel haben wollen die Fischer Barbe und Rußnase nicht. Trotz der Bemühungen - 2,8 Tonnen Fisch hat der Verein im vergangenen Jahr in der Altmühl freigesetzt und "nur" 1600 Kilo gefangen - werde die Situation für die gefährdeten Fischarten kaum besser, sagt der Vorsitzende. Ihnen macht zum einen der große Appetit des Kormorans zu schaffen, der am Tag ungefähr 500 Gramm Fisch verspeist, zum anderen sei auch der Bootsverkehr auf der Altmühl ein Problem. "Da wünschen wir uns vom Landratsamt noch mehr Unterstützung", sagt Polzer, denn von der "kleinen Lösung", einer halbseitigen Sperrung des Flusses, sind die Angler nicht überzeugt. Besser wäre es, einige Abschnitte in der Zeit von Mitte April bis Juni, wenn die Tiere ablaichen, ganz zu sperren. "Aber in den Pfingstferien ist das ein großes Problem", da geht der Tourismus vor.