Eichstätt
"Flucht ist kein Verbrechen"

Demonstration gegen Abschiebehaft in Eichstätt bringt 350 Menschen auf die Straße

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr
Ein stattlicher Zug mit rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Region und aus ganz Bayern bewegte sich durch Eichstätts Innenstadt. −Foto: Eva Chloupek

Eichstätt (chl) Der Juni rückt näher - und mit ihm der Tag, an dem die frühere Eichstätter Justizvollzugsanstalt Bayerns neues Abschiebegefängnis wird. Gestern Nachmittag brachte nun das Eichstätter Aktionsbündnis gegen Abschiebehaft 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Demonstration auf die Straße.

Aus Sicht der Veranstalter ist diese doch stattliche Zahl ein Erfolg, sie haben damit ihr Ziel bekräftigt: Sie wollen über die Lebensumstände und den teilweise menschenunwürdigen und rechtswidrigen Umgang mit Geflüchteten in Deutschland informieren und fordern, die Abschiebehaft an sich abzuschaffen.

"Wir wollen nicht hinnehmen, dass Menschen, die ihr Asylrecht wahrnehmen wollten und sich nichts zuschulden kommen ließen, ihrer Freiheit beraubt und wie Kriminelle behandelt werden", betonte Rebecca Baumann-Ranzinger vom Aktionsbündnis. Sie und ihre Mitstreiter verwiesen darauf, dass mit der Abschiebepraxis gegen individuelle Grundrechte verstoßen werde, forderte gerade mit Blick auf Afghanistan das Einhalten der Einzelfallprüfung bei Asylverfahren und nannte als eine der größten Fluchtursachen, die die Menschen aus ihrer Heimat vertreibt: "Die Waffen, mit denen die Diktatoren in den Heimatländern der Geflüchteten töten, sind meist ,deutsche Wertarbeit'." Der Slogan "Flucht ist kein Verbrechen" war das Motto, unter dem sich alle Demonstranten bei ihrem Zug vom Residenzplatz über den Marktplatz zum Bahnhofsplatz versammeln konnten - ansonsten war das Spektrum breit gestreut.

Neben Vertreterinnen politischer Parteien, allen voran Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Linke) und Bundestagskandidatin Agnes Krumwiede (Grüne) - Die Linke und Die Grünen gehören dem Bündnis ja ebenso an wie die Jusos - war auch der Kreisjugendring offiziell mit dabei; ebenso Mitglieder des linksorientierten Motorradclubs "Kuhle Wampe", Marxistisch-Leninistische Gruppierungen samt FDJ-Fahnenträger und verschiedene Bürger- und Menschenrechtsorganisationen sowie Einzelpersonen aus ganz Bayern. Bemerkenswert und viel beklatscht war unter anderem selbst von den Marxisten die Wortmeldung des Kapuzinerbruders Jeremias aus Altötting, der erklärte: "Es ist nicht christlich, was die C-Partei da tut." Thomas Nowotny vom Ärztebündnis für Geflohene erklärte mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl, man solle das Feld nicht den Politikern mit ihren "Textbausteinen" überlassen: "Eine große Mehrheit in Deutschland ist immer noch dafür, den Flüchtlingen zu helfen."