Eichstätt
"Eine Universität belebt die Innenstadt"

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Viel zu tun gibt es für Oberbürgermeister Andreas Steppberger und seine Mitarbeiter im Rathaus. Wann was umgesetzt wird, ist allerdings noch unklar. - Foto: Knopp

Eichstätt (DK) In Eichstätt wird mit Millionensummen jongliert zumindest auf dem Papier. Zahlreiche Großprojekte stehen an. Allein für den Investitionshaushalt 2017 sind schon 19 Millionen Euro angemeldet. Wo werden die Prioritäten gesetzt? Dazu äußert sich Oberbürgermeister Andreas Steppberger im Interview. Ebenso geht es um die DJK, holprige Straßen, die Uni, den neuen Busbahnhof und um künftige Baugebiete.

Herr Steppberger, vor lauter anstehenden Millioneninvestitionen sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Stichwort Feuerwehrhaus, Bahnhofsgebäude oder Bauhof. Wo wollen Sie anfangen und wo aufhören?

Andreas Steppberger: Ganz klar, da gilt es, Prioritäten festzulegen. Der Neubau des Bauhofs ist ein Vorhaben, das keinen Aufschub duldet. Da hat sich ja der Stadtrat mit dem Umzug in die Stadtgärtnerei zu Recht für die kostengünstigere Lösung entschieden. Beim Feuerwehrhaus sind wir in einer entspannteren Situation mit Blick auf die Sanierung des bestehenden Gebäudes.

 

Kommandant Dieter Hiemer hat ja einen Neubau für die nächsten zehn bis 15 Jahre abgehakt.

Steppberger: Von solchen Zeiträumen möchte ich nicht sprechen. Der Fokus liegt hier auf der Grundstückssituation. Wir wollen nach wie vor einen optimaleren Standort für das Feuerwehrhaus.

 

Sie sprechen das Lidl-Grundstück an.

Steppberger: Das wäre sicherlich geeignet. Wir sind diesbezüglich stetig in Kontakt mit Lidl, auch wenn es derzeit keine neuen Sachstände gibt.

 

Was geschieht mit dem Bahnhofsgebäude? Hier steht die Nutzung durch Musikschule und Stadtkapelle im Raum. Eine Sanierung würde allerdings 2,7 Millionen Euro kosten.

Steppberger: Hier gilt es, wohlüberlegt vorzugehen. Klar gibt es private Investoren, die dort Wohnen, Dienstleistung oder Gewerbe realisieren möchten. Oder man behält das Gebäude in städtischer Hand mit den angesprochenen Optionen. 2,7 Millionen Euro sind natürlich kein Pappenstiel. Mit der Frage der Refinanzierung wird sich der Stadtrat noch einmal auseinandersetzen müssen.

 

Ein Verkauf ist also nicht ausgeschlossen.

Steppberger: Das ist eine ernstzunehmende Option. Wobei ich das schade fände. Die Stadt hat die Immobilie ja damals vor dem Hintergrund gekauft, dass es sich um ein sehr wertvolles Gebäude an diesem Platz handelt.



Wenn es zum Verkauf kommt: Was machen Sie dann mit Musikschule und Stadtkapelle?

Steppberger: Wenn sich die Stadt die Investitionen hier spart, kann sie das Ersparte an anderer Stelle verwenden. Die ganze Angelegenheit ist noch sehr offen. Wobei natürlich eine Lösung für Musikschule und Stadtkapelle ebenfalls keinen langfristigen Aufschub mehr duldet.

 

Apropos Lösung: Die scheint für den Neubau der DJK-Gaststätte nach dem Patt im Stadtrat in weite Ferne gerückt.

Steppberger: Ich hoffe weiter auf einen Lösungsweg zur Realisierung der DJK-Gaststätte trotz des vorgegebenen knappen Kostenrahmens seitens des Stadtrats, wobei die Möglichkeiten zur Reduzierung der Kosten weitgehend ausgeschöpft sind. Ich werde versuchen, zusammen mit Verwaltung und Planern weitere Wege aufzuzeigen, die für Verein und Stadt akzeptabel sind.

 

Kommen wir zur Universität, die ja erheblichen Raumbedarf hat. Wo sehen Sie hier Ansätze?

Steppberger: Ich bin ständig in Gesprächen mit der Universität und auch mit der Bistumsleitung. Ohne dass ich mich in deren Angelegenheiten einmischen möchte, wäre die ehemalige Maria-Ward-Schule, sollte sie irgendwann wieder frei werden, ein wünschenswertes Gebäude für die Uni - auch im Sinne einer städtischen Belebung. Wenn das nicht klappen sollte, müssen wir uns nach Flächen in Uni-Nähe umsehen. Ich möchte nicht, dass sich die Universität in anderen Städten nach Erweiterungsmöglichkeiten umsehen muss. Die Stadt Eichstätt steht ohne Wenn und Aber zu ihrer Katholischen Universität.

 

Die KU belegt auch zunehmend 1a-Lagen am Marktplatz. Hier wäre die ehemalige Volksbank zu nennen mit dem "International House". Als Nächstes steht der Einzug in die frühere Hypobank bevor.

Steppberger: Das "International House" entwickelt sich so wie gewünscht. Es finden dort öffentliche Veranstaltungen statt wie zuletzt die Präsentation der Publikation zum Thema "Eichstätt im Nationalsozialismus". Es wurde uns ja versprochen, dass es kein reines Verwaltungsgebäude wird, sondern ein Gebäude, das teilnimmt am öffentlichen Leben. Eine Uni in der Innenstadt schadet grundsätzlich nicht, eine Uni belebt die Innenstadt.

 

Wenn wir in der Innenstadt bleiben: Das immer noch geschlossene Café im Paradeis ist so ein kleiner Problembär.

Steppberger: Das ist eher ein großer Problembär. Natürlich haben wir Interesse daran, dass hier wieder Leben in die Bude kommt. Leider sind hier die Einflussmöglichkeiten der Stadt sehr begrenzt. Ich würde mir wünschen, dass beide Eigentümer zu einer Lösung im Sinne der Stadt kommen und die Gebäude wieder gastronomisch nutzen. Eigentum verpflichtet - so steht es ja auch im Grundgesetz.

 

Zurück zum Thema Investitionen: Die sind auch bei bestimmten Straßen in der Innenstadt nötig. Speziell in der Pfahlstraße und in der Luitpoldstraße tun sich teilweise tiefe Wannen auf.

Steppberger: Das sind die zwei markantesten Stellen. Die müssen nächstes Jahr angegangen werden. Die Gelder hierfür sind auch schon im Haushalt angemeldet. Erste Reparaturen sollen heuer noch stattfinden. Im Blick für Reparaturen ist auch der Residenzplatz, und auch das Thema barrierefreie Innenstadt wird vorangetrieben.

 

Wie sieht es mit der Errichtung des Kunstrasenplatzes aus?

Steppberger: Gut. Der Bauantrag vom VfB Eichstätt ist da, die Baugenehmigung wird wohl noch diesen Monat erteilt. Diese ist Voraussetzung dafür, dass der VfB beim Bayerischen Landessportverband den entsprechenden Förderantrag stellen kann. Von unserer Seite stehen keine Hürden mehr im Weg.

 

Realisierung im nächsten Jahr?

Steppberger: Das ist Sache des Bauherrn. Aber er hat davon gesprochen, dass Baubeginn in der ersten Hälfte 2017 sein soll.

 

Wann wird eigentlich der Omnibusbahnhof fertig?

Steppberger: Der ist fast fertig. Auch für das leidige Thema Toilette haben wir ja mittlerweile eine Lösung gefunden.

 

Hintergrund ist doch der, dass die Stadt eine juristische Auseinandersetzung mit der Firma hat, die den ZOB gebaut hat.

Steppberger: Das ist richtig. Mehr kann ich dazu aber nicht sagen.

 

Es geht also um Baumängel.

Steppberger: Ja.

 

Ebenfalls akut ist das Thema Bauland. Die Stadt hat aktuell nichts mehr in petto. In der Novembersitzung des Stadtrats sollen konkrete Vorschläge für mögliche Gebiete vorgelegt werden - darunter wohl auch in Landershofen und am Blumenberg.

Steppberger: Das sind zwei denkbare Optionen. Aber wir haben noch mehrere im Kopf. Allerdings ist es müßig, jetzt schon darüber zu sprechen. Denn man weiß ja: Jedes Sprechen über potenzielles Bauland erhöht die Kaufpreise. Den Blumenberg kann man schon mal beim Namen nennen, weil der schon öfter in der Presse aufgetaucht ist. Das ist sicherlich ein mögliches Gebiet. Es tun sich aber auch weitere Varianten auf. Wir sind da auf alle Fälle dran. Wir wollen auch weiter Bauland zu erschwinglichen Preisen anbieten.

 

Welchen Bedarf sieht die Stadt, und wie kann sie ihn langfristig decken?

Steppberger: Wichtig ist, dass wir immer Bauland anbieten sollten, ohne große zeitliche Lücken dazwischen zu haben. Es geht darum, ein flexibles Angebot zu schaffen, und dazu sollten wir die Dinge auch parallel angehen und nicht immer eins nach dem anderen machen. Auch Nachverdichtung spielt eine große Rolle. Insgesamt wären 25 bis 30 Bauplätze pro Jahr eine Größenordnung, die ein verträgliches Wachstumspotenzial für die Stadt mit sich bringen würde.

 

Das Interview führte

Jürgen Knopp.