Eichstätt
Ein Stadtplan für die Hosentasche

P-Seminar des Willibald-Gymnasiums bringt eigene App heraus Einzelhändler können einsteigen

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Stolz auf die Vollendung der Eichstätt-App sind die betreuenden Lehrer Stephan Bleitzhofer (links) und Robert Meyer (erste Reihe, 2. von links), die beteiligten Schüler (vordere Reihe, 6. bis 10. von links) und die externen Partner Bernd Rothfuß von Geo-Mark (hintere Reihe, 2. von links) und Andreas Schlagbauer von GetINbyte (hintere Reihe, 4. von links). Martin Regensburger (vordere Reihe, 3. von links) wird mit seiner Firma Wintergreen die App ab jetzt weiterbetreiben. - Foto: Poese

Eichstätt (EK) Es ist ein ambitioniertes Projekt: Ein P-Seminar des Willibald-Gymnasiums hat eine App mit Kartenmodul für Eichstätt erstellt. Sie enthält Informationen, die Einheimischen und Touristen jeden Alters nützen sollen. Vor allem die Finanzierung war für das Schulprojekt eine Herausforderung.

Es war ein gewaltiges Stück Arbeit, das die Schüler und Lehrer des P-Seminars in ihr Projekt gesteckt haben. Eine App für Eichstätt wollten sie programmieren, die sowohl Touristen als auch Einheimischen jeden Alters nützt, die alle wichtigen Institutionen in Eichstätt vernetzt. Und sie traten mit dem Anspruch an, ihre Karte von Eichstätt besser zu machen als Google Maps - lokales Wissen sticht Internetgroßmacht.

Und tatsächlich: Gut eineinhalb Jahre später, nach vielen Mühen, Rückschlägen und lehrreichen Irrwegen, ist sie da: Ab sofort kann man die Eichstätt-App für die Betriebssysteme Android und iOS herunterladen. Es gibt auch eine Version als normale Website unter www.eichstaett-app.de.

Was kann diese App - ein kleines Programm, das auf Smartphones und Tablet-Computern läuft - denn nun tatsächlich? Wenn man sie öffnet, erscheint eine Karte von Eichstätt. Man kann zwischen verschiedenen Stadtplan- und Satellitenbild-Ansichten wechseln. Der Clou im Vergleich zu ähnlichen Angeboten ist das Menü, das sich seitlich aufklappen lässt. Dort ist nach Kategorien geordnet alles aufgelistet, was es in der Stadt so gibt. Institutionen, Sehenswürdigkeiten oder Geschäfte kann man sich dann mit kleinen bunten Icons - verschiedene Farben für verschiedene Kategorien - auf der Karte anzeigen lassen. Unter "Gesundheit" findet man beispielsweise die Apotheken und unter "Freizeit" kann man sich Wanderwege oder die Eichstätter Spielplätze zeigen lassen.

All das soll die Grundlage sein für eine App, die immer weiter wächst und andere Projekte einbezieht. Dabei ist zum Beispiel schon der Bienenschöpfungspfad, dessen Verlauf die Karte zeigt. Auch das interkulturelle Open Air "Refugium" hat einen Eintrag. Das entspricht genau der Idee: Die App soll alles, was in Eichstätt interessant ist, übersichtlich vernetzen.

Auf dem Weg dahin gab es allerdings einige Herausforderungen zu meistern, wie die Lehrer und Schüler bei der Vorstellung der App am Donnerstagabend im Willibald-Gymnasium berichteten. Ein Überblick über die Lösungen in diesem ungewöhnlichen Projekt:

 

n Finanzierung: Alle P-Seminare haben ein grundlegendes Problem. Ihr Ziel ist, dass Schüler ein Projekt auf die Beine stellen sollen, das möglichst nah am echten Berufsleben ist - und das bedeutet: Da muss auch Geld fließen. "Das Budget für ein P-Seminar ist null", erklärte Lehrer Robert Meyer. Schulleiter Claus Schredl ergänzte, er könne 300 Euro als Honorare für Profis abschöpfen, die an den Seminaren mitwirken. Danach ist Schluss. Das P-Seminar musste für die App aber rund 20 000 Euro auftreiben. Die kamen schließlich von Sponsoren. Mit 3000 Euro aus dem Kleinprojektefonds gab die Irma Anschubhilfe. Mit 2000 Euro beteiligte sich die Sparkasse, mit 1500 Euro die Willibald-Schmidt-Stiftung. Kleine Beiträge für Büromaterial und Portokosten stemmte die Schule selbst. Der Rest des Geldes floss in Form von Arbeitszeit ein: Die externen Partner arbeiteten zum Teil kostenlos mit.

 

n Fachwissen: Dass es bei einer App auf viele Details ankommt, von denen man zunächst nichts ahnte, das mussten sowohl die Schüler als auch die Lehrer des P-Seminars lernen. Professionelle Hilfe kam - teilweise kostenlos - von externen Partnern. Der Neuburger Geograf Bernd Rothfuß (Firma Geo-Mark) kümmerte sich um das Kartenmodul. Er half den Schülern, die Eichstätter Daten dort hineinzupacken. Die App programmiert hat Andreas Schlagbauer mit seinem Team der Ingolstädter Firma GetINbyte.

 

n Wie geht es weiter? Die Schüler des P-Seminars machen in den kommenden Wochen ihr Abitur. Damit die App danach nicht brachliegt, hat sie ein externer Betreiber übernommen. Apotheker Martin Regensburger hat dafür extra die Firma Wintergreen gegründet. Damit sich die App finanziert, können Einzelhändler für zehn Euro im Monat einsteigen. Sie erhalten dafür einen erweiterten Eintrag in der App - mit Telefonnummer, Fotos und Öffnungszeiten (Kontakt: wintergreenug@gmail.com). Der Gewinn fließt nach Abzug von 25 Prozent für die Betriebskosten wieder zurück in Schulprojekte, die die App weiterentwickeln wollen. So gibt es bei der nächsten innovativen Idee für ein P-Seminar zumindest schon einen finanziellen Grundstock.