Eichstätt
Politik in der digitalen Welt

Der neue US-Präsident als Paradebeispiel? Volksvertreter aus dem Landkreis auf Facebook, Twitter und Co.

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

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Eichstätt (EK) Natürlich gibt es sie noch, die klassische Kommunikation über das direkte Gespräch und öffentliche Auftritte. Doch Politiker nutzen verstärkt auch soziale Netzwerke, US-Präsident Donald Trump, der heute sein Amt antritt, gilt als Paradebeispiel des virtuell aktiven Politikers. Wie halten es die hiesigen Volksvertreter mit Facebook, Twitter und Co.

 

Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger (Freie Wähler) kann sich mit den sozialen Netzwerken noch nicht so richtig anfreunden. Ein Facebook-Profil hat er zwar, doch dieses nutze er lediglich zur Informationsbeschaffung und Mitverfolgung von aktuellen Geschehnissen. "Wenn man konsequent aktiv sein will, muss man seine jeweiligen Zugänge auch ordentlich pflegen, und dafür habe ich einfach nicht die Zeit", sagt Steppberger. "Was Instagram und Twitter angeht: Ich wüsste gar nicht, wie das funktioniert." Problematisch ist für ihn vor allem die Verbreitung von Falschmeldungen sowie die Gefahr, schnell auf eine medial unseriöse Schiene abzurutschen.

Kreis- und Stadtrat Klaus Bittlmayer (Die Grünen) ist dagegen "auf allen möglichen Plattformen unterwegs", wie er selbst sagt. "Ich finde die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke gut, denn man kann auf unterschiedlichste Arten kommunizieren, insbesondere Dinge, die man persönlich als wichtig empfindet", so Bittlmayer. Allerdings ist er der Ansicht, dass es dennoch jedem selbst überlassen sei, wie er im Web 2.0 unterwegs ist: "Es gibt Menschen, die absolut nichts damit anfangen können, teilweise nicht einmal eine E-Mail-Adresse besitzen, und das ist auch völlig in Ordnung", betont er.

Als zentrales Element seiner Bürgerdiskussionen sieht der Eitensheimer Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) die sozialen Medien. Der Politiker hat mittlerweile über 6000 Follower auf Facebook und versucht, seinen Account regelmäßig zu pflegen: "Ich bin viel unterwegs und da hilft mir Facebook sehr als direkter Draht, mit den Menschen in Kontakt zu bleiben." Brandl meint, dass man durch die Netzwerke besonders die Jugend besser erreichen kann. "Man folgt sozusagen dem Trend und muss sich dementsprechend als Politiker auch damit auseinandersetzen", sagt er. Natürlich lauert die Gefahr der Falschmeldungen, weswegen man als Nutzer jede Nachricht, die man bekommt, auch hinterfragen muss. Dennoch: "Man muss dort sein, wo auch die Bürger sind, und dafür sind soziale Medien eine gute Möglichkeit", so der Bundestagsabgeordnete.

Mörnsheims Bürgermeister Richard Mittl (Wahlvereinigung) nutzt neben Instagram auch Twitter und Facebook. Auf letzterer Plattform pflegt er insgesamt drei Profile, einmal privat und zweimal öffentlich im Rahmen der Gemeinde. In dem umfassenden medialen Auftritt sieht er vor allem ein Ziel: Werbung für die Gemeinde und das Umland sowie Informationsverbreitung, zum Beispiel für anstehende Veranstaltungen. "Ich selbst gehe gerne spazieren und habe immer meine Kamera dabei, um schöne Bilder zu machen, die ich dann auf Facebook und Co. stelle, mit dem Zweck, den Menschen unsere schöne Landschaft und Umgebung zu zeigen", so Mittl. "Je mehr Likes man dann bekommt, desto größer wird natürlich der Umlauf und die Reichweite der Inhalte, die man postet." Trotz allem müsse man vorsichtig sein, vor allem als Privatperson: "In meiner Position als Bürgermeister muss ich natürlich aufpassen, was ich poste, like oder kommentiere."

Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (Freie Wähler) steht den Sozialen Medien mit gemischten Gefühlen gegenüber. "Für Politiker ist beispielsweise Facebook als Kommunikationsplattform ideal; es ist quasi die Dokumentation meines politischen Lebens", erklärt Gottstein. Doch sie bevorzugt die altbewährten Formen der Kommunikation: "Ich treffe mich lieber persönlich mit den Menschen. Hat man die Leute real und nicht nur virtuell vor sich, nimmt man vieles anders wahr und nutzt sein Bewusstsein und seine Sinne viel mehr", betont die Politikerin. "Ich glaube, dass der Hype mittlerweile wieder etwas zurückgeht, da die Menschen nach und nach erkennen, welche Gefahren und Risiken diese Plattformen mit sich bringen und dadurch immer sensibler damit umgehen."

"Ich bin passive Twitter-Nutzerin", sagt Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU). Facebook hat sie auch, nutzt es allerdings nur, um die Bürger hinsichtlich ihrer politischen Tätigkeit auf dem Laufenden zu halten. "Ich bin eher eine Person, die den persönlichen Kontakt mit den Menschen vorzieht", sagt sie. Für die Politikerin sind die sozialen Medien weder Fluch noch Segen, sondern sie gehören in der heutigen Zeit dazu, man müsse ein gesundes Mittelmaß in der Nutzung finden. "Ich habe lieber einen Termin mehr im Kalender, als ständig nur am Handy zu hängen", betont Schorer-Dremel. Hinsichtlich der Gefahr von Falschmeldungen hat die ehemalige Grundschullehrerin ein altbewährtes Rezept, das sie auch ihren Kindern rät: "Egal was du hörst, zieh immer eine zweite oder dritte Quelle hinzu, denn das kritische Hinterfragen von Informationen wird immer wichtiger." Auch wenn Schorer-Dremel eher zu den passiven Nutzern gehört, setzt sie dennoch eine Priorität: "Wenn ich etwas poste, dann bin ich auch dahinter, dass es der Wahrheit entspricht."

Professor Dr. Stefan Schieren von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bleibt lieber den klassischen Kommunikationswegen treu. "Ich habe weder Facebook noch Twitter noch auf einer anderen Plattform einen Account", sagt der Politikwissenschaftler und Fraktionsvorsitzende der SPD im Eichstätter Stadtrat. "Das heißt nicht, dass ich es als schlecht empfinde, sondern einfach die traditionellen Kommunikationswege, wie etwa ein persönliches Gespräch oder Pressekonferenzen, vorziehe." Seiner Ansicht nach kann ein Post auf Twitter auch schnell nach hinten los gehen, wie er an einem aktuellen Beispiel erklärt: "Trump hat getwittert, dass die Nato obsolet sei. Viele dachten, dass obsolet mit überflüssig gleichzusetzen ist, wobei es auch veraltet heißen kann. So entstehen schnell Missverständnisse", sagt Schieren. "Das Problem ist, dass in ein paar Sätzen, die mit zahlreichen Hashtags versehen sind, zu wenig Raum und Platz ist, um eine politische Nachricht vernünftig zu verbreiten."