Eichstätt
Die Kugel liegt frei

Auf dem Kirchturm von St. Walburg schreiten die Arbeiten voran Neues Kupferblech für die Zwiebel

28.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Eine "durchdachte Konstruktion" ist das hölzerne Tragwerk der Turmzwiebel von St. Walburg, wie Marianne Gremmelspacher vom Staatlichen Bauamt sagt.

Eichstätt (EK) Rund 860 000 Euro soll die Sanierung des Kirchturms von St. Walburg in Eichstätt kosten. Die Arbeiten schreiten voran. Seit einigen Wochen ist das Blech von der Zwiebelhaube abgenommen. Zum Vorschein gekommen ist eine höchst anspruchsvolle Holzkonstruktion.

Marianne Gremmelspacher vom Staatlichen Bauamt in Ingolstadt zeigte sich beim Ortstermin in luftiger Höhe - der Turm ist gut 50 Meter hoch - begeistert von der Konstruktion: Der Dachstuhl sei "äußerst durchdacht und in seiner Ausführung anspruchsvoll". Die Fachleute datieren ihn auch noch in die Bauzeit des Turms, 1746, dendrochronologische Untersuchungen am Holz habe man aber keine vorgenommen.

Schon vor sieben Jahren war der Turmhelm von St. Walburg mit einem Hubsteiger von Experten inspiziert worden, 2015 lag dann der Bericht vor: Vor allem das Holz im Inneren der etwa fünf Meter Durchmesser aufweisenden Kugel war teils massiv gefault, an manchen Stellen sogar gar nicht mehr vorhanden. Die Meinung: "Ein Abstürzen der Blechscharen und ganzer Teile der hölzernen Unterkonstruktion bei Sturm und Starkwind war absehbar." Das Gleiche trifft, wie man seit einigen Wochen weiß, übrigens auch auf die Figur der heiligen Walburga zu.

Als diese am 9. November vergangenen Jahres abmontiert worden war (wir berichteten), zeigte sich der sogenannte Kaiserstiel - jener Holzstab, an dem die Figur befestigt ist - eigentlich recht stabil. Bei genauerem Hinsehen kam jedoch die Erkenntnis: Der ist ordentlich angefault. "Hier hätte wahrscheinlich auch ein stärkerer Sturm ausgereicht", sagt Gremmelspacher und lässt den Satz im Raum stehen. Man dürfte wohl etwas profan ergänzen: ... und Walburga wäre nach unten gesegelt. Die Kupferverblechung wies übrigens undichte Nähte auf, an denen Wasser auf das Holz lief, teilweise waren Schäden bereits repariert - aber nur "notdürftig und unsachgemäß".

Vor wenigen Wochen hat der Spengler nun die kupferblecherne Abdeckung von der Kugel und auch der darunter liegenden Pyramide abgebaut; die Holzverschalung wurde komplett entfernt. Der sogenannte "Äquator", also jenes umlaufende Holzband, das die Kugel zusammenhält, muss fast komplett erneuert werden. Auch mehrere gebogene Spanten und Profilierungen müssen ausgetauscht werden, wie Gremmelspacher erläutert.

Ein sechs Meter hoher neuer eicherner Kaiserstiel ist mittlerweile nach oben gehoben worden - 250 Kilo schwer. In den nächsten Wochen kommt dann auch die Verschalung der Kugel wieder, und zwar ganz neu. Da hatte es offenbar zunächst Unstimmigkeiten mit dem Denkmalschutz gegeben, der gerne im Bestand saniert hätte. Aber dann hätte man wohl den ein oder anderen gravierenden Schaden nicht entdeckt, sind sich die Experten vom Bauamt in Ingolstadt sicher. Mittlerweile habe man sich mit den amtlichen Denkmalschützern darauf geeinigt, dass das Kupferblech erneuert werden kann.

Die Sanierung soll noch bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Auf die Mitarbeiter des Bauamts wartet zuvor übrigens schon die nächste größere Sanierung in Eichstätt: Anfang Juli soll die Mariensäule auf dem Residenzplatz eingerüstet werden.
 

44.000 Spenden für Wallburga

Walburga braucht Hilfe“ hat die Kirchenstiftung ihre Spendenaktion genannt: Immerhin muss sie für die Sanierung des Turms wohl rund 60 000 Euro an Eigenmitteln aufbringen. Vor allem die Sanierung der Figur der Bistumspatronin Walburga, die die Kirche krönt, schlägt hier zu Buche. Wie Dompfarrer Josef Blomenhofer auf Anfrage mitteilte, sind mittlerweile bereits rund 44 000 Euro eingegangen. Zu dieser Summe kam es durch größere aber auch viele kleinere Spendenbeträge, so Blomenhofer. Aktuell steht die Figur in einer Regensburger Firma zum Vergolden. Spenden sind weiterhin möglich: Kirchenstiftung St. Walburg, IBAN: DE ?48 7509 0300 0007 6013 44, Stichwort: „Spende für Walburga-Figur“.