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"Das G 8 ist keine brennende Hütte"

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Quo vadis, Gymnasium? Diese Frage stellen sich am Willibald-Gymnasium Schulleiter Claus Schredl und Schülersprecher Benedikt Haunschild. - Fotos: Schneider

Eichstätt (EK) Ein Bekenntnis von Ministerpräsident Horst Seehofer zur Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium, angedeutete Gesetzentwürfe der Opposition, ein klares Elternvotum: Was sagen eigentlich die, die es betrifft?

Claus Schredl und Adalhard Biederer wissen es einfach nicht: wie es jetzt wirklich genau weitergeht mit dem Gymnasium. Wie die Rahmenbedingungen für eine mögliche - von Ministerpräsident Horst Seehofer erst vor wenigen Tagen verkündete - Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjähriger Form des Gymnasiums aussehen könnten. Wie ein paralleles Angebot beider Züge an einer Schule möglich sein würde... "Wir kennen keine Details."

Ein bisschen getrieben fühlen sich die Direktoren des Willibald- (WG) und des Gabrieli-Gymnasiums (GG). Es kehrt einfach keine Ruhe ein. "Das bayerische Gymnasium ist ein Hochseetanker", sagt Claus Schredl vom WG. "Den kann ich nicht schnell in die Kurve legen." Nach dem oftmals überstürzten Hin und Her der letzten Jahre wünschen sich die beiden, dass es Zeit für ein bisschen Verschnaufen wäre: "Jede große Reform bringt ja auch gewaltige Veränderungen mit sich." Dabei würde es jetzt doch gerade laufen: "Das G 8 hat sich entwickelt, viele Kinderkrankheiten sind beseitigt", zeigt sich Biederer überzeugt. "Es ist keine brennende Hütte, die man abreißen muss."

Sicher, Ecken und Kanten seien da, so Biederer. Aber es habe viele gute Neuerungen gegeben. Der GG-Chef nennt in diesem Zusammenhang Intensivierungsstunden, die individuelle Lernzeit für schwache Schüler oder auch die sogenannte "Integrierte Reserve", in der Lehrer für mehrwöchige Vertretungen innerhalb der Schule abgeordnet werden können. Da ist es irgendwie selbstverständlich, wenn sich Schüler wie Lehrer wünschen, dass diese Errungenschaften in einen möglicherweise neu gestalteten G-9-Zug integriert werden könnten.

Schülervertreter wie Hanna Neeser, Felix Auernhammer (beide GG) oder Benedikt Haunschild (WG) sind sich in einem einig: "Das G 8 ist sicher stressig." Haunschild bedauert dabei vor allem auch, dass für Hobbys oder Ehrenamt wenig Zeit bleibt. "Wenn du nach Schule und Hausaufgaben erst um halb acht zum ersten Mal durchschnaufen kannst..." Man könne aber damit leben, ergänzt Auernhammer. Auch wenn die drei Schüler es aus eigener Erfahrung nicht wissen, wäre im G 9 ihrer Ansicht nach vielleicht manches entspannter: "Im ein oder anderen Fach wäre die ein oder andere Stunde mehr gar nicht schlecht."

Claus Schredl nennt es eine oftmals fehlende "Diskussionstiefe". Um die müsse man teilweise kämpfen: "Das war im G 9 anders." Zudem, sagt er, der als Lehrer beide Gymnasialformen kennt, müsse seine Schulart "reife Erwachsene" entlassen. Gerade in dem Alter, in dem Schüler der Kollegstufe sind, merke man jedes Jahr - auch in Sachen Berufsfindung, ergänzt Schülersprecherin Neeser.

Dass nun wieder einmal alles über den Haufen geworfen werden könnte, lässt weder Schredl noch Biederer verzweifeln: "Es ist eine politische Entscheidung." Dass jetzt nicht der gleiche Fehler gemacht wird wie vor gut neun Jahren, als der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber nahezu in einer Nacht- und Nebelaktion das achtjährige Gymnasium eingeführt hat, heben sie positiv hervor - einschließlich der derzeit noch laufenden Dialogphase. "Dass jetzt zuerst geredet wird, bevor es eine endgültige Entscheidung gibt, ist gut", sagt Schredl.

Wie würden sich die Schulen entscheiden, wenn die Wahlfreiheit kommen würde? "Wir sind zu klein und mit zu vielen Zweigen, um beides anbieten zu können", mutmaßt Schredl, dessen Schule aktuell 580 Schüler hat. Sein Kollege vom musischen Gymnasium mit rund 850 Schülern dagegen könnte sich Parallelführung beider Züge vorstellen. Letztlich komme es aber auf die Details der Ausgestaltungsmöglichkeiten an. Eines ist sowohl Biederer als auch Schredl wichtig: "Wir müssen alle Gruppen der Schule in eine Entscheidung einbinden.