Eichstätt
Brandbrief aus den Rektorenzimmern

Auch der BLLV-Kreisverband Eichstätt fordert Entlastung für Schulleiter und Verwaltungsangestellte

16.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Immer mehr Belastung durch Verwaltungsaufgaben aller Art beklagen die bayerischen Schulleiter, die im BLLV organisiert sind. Auch der BLLV-Kreisvorsitzende Florian Rieß, der Rektor der Grundschule Am Graben, sieht das so. - Foto: Auer

Eichstätt/München (aur) Die Schulleiter der bayerischen Grund- und Mittelschulen sehen sich immer stärkeren Belastungen ausgesetzt. So gehe es nicht mehr weiter, heißt es in einem Brief an die Staatsregierung. Mit dabei: der Kreisverband Eichstätt des Lehrerverbands BLLV.

"Die Probleme, die in dem dreiseitigen Brandbrief an Ministerpräsident Horst Seehofer beschrieben werden, spiegeln die Realität unserer Schulen wieder", erklärte Florian Rieß, der Kreisverbandsvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Eichstätt und selbst Schulleiter der Grundschule Am Graben in Eichstätt. "Wenn unsere Schulleitungen nicht endlich das bekommen, was sie seit Jahren einfordern - mehr Leitungszeit, eine bessere Ausstattung, mehr Anerkennung und Unterstützung - ,werden wir frei werdende Stellen bald nicht mehr besetzen können. Schon jetzt ist es schwierig, Nachwuchs zu finden, weil sich kaum noch Leute finden, die diesen nervenaufreibenden Job machen wollen."

Er erwarte, so Rieß, dass der Ministerpräsident auf den Brandbrief des BLLV reagieren werde. "Nicht nur mit beschwichtigenden Worten. Davon haben wir in den vergangenen Jahren genug gehört."

Der Brandbrief wurde vor wenigen Tagen nicht nur an den Ministerpräsidenten geschickt, sondern auch an alle Abgeordneten des Bayerischen Landtags. Dort wird er zudem als Petition eingereicht. In dem Schreiben, unterzeichnet von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, heißt es unter anderem: "Viele der rund 5000 Schulleiterinnen und -leiter an Grund- und Mittelschulen und ihre Verwaltungsangestellten sind am Ende ihrer Kraft." Sie überschritten ihre persönliche Belastungsgrenze dauerhaft. Die Fülle der Aufgaben und Anforderungen sei immens und ständig kämen neue dazu. "So kann es nicht weitergehen", stellte Florian Rieß klar. Schulleitungen und Verwaltungsangestellte würden zwischen ihren Aufgaben zerrieben. Die kleinen Verbesserungen der vergangenen Jahre zeigten kaum Wirkung. "Wir brauchen keine Zuckerl. Wir brauchen eine echte Reform." Mit neuen Aufgaben müsse nun Schluss sein. Auch der BLLV-Kreisverband Eichstätt fordert nun mehr Leitungszeit für die Schulleitungen, eine bessere Ausstattung mit Verwaltungsangestellten an Grund- und Mittelschulen sowie das Aussetzen der Externen Evaluation als belastungsmindernde und ressourcenschonende Sofortmaßnahme.

Heike Bürkl, beim BLLV-Kreisverband Eichstätt Sprecherin für die Schulleiter, weiß als Leiterin der Grundschule Adelschlag genau, wovon die Rede ist: An zwei Vormittagen in der Woche gibt es an der Schule eine Sekretärin jeweils von 7.30 bis 12.30 Uhr. "Den Rest der Zeit bin ich alleine." Natürlich hat Bürkl die Leitung einer Klasse - im Vergleich zu den anderen Vollzeitkollegen hat sie fünf Stunden weniger Unterricht in der Woche zu erteilen. Fünf Stunden in der Woche für das Management einer Schule mit 110 Kindern. "Ich bemühe mich, dass meine Schüler da keine Nachteile haben", betont die Rektorin. Die Konsequenz ist für sie, dass sie Verwaltungsarbeit mit nach Hause nimmt, ins Wochenende. "Anders geht es nicht." Jammern will sie freilich nicht: "Mein Beruf ist der beste der Welt." Bloß werde die Schreibarbeit scheibchenweise immer mehr. "Dieses dauernde Dokumentieren von allem!", sagt sie. "Das ist der Bereich, der mich am meisten belastet."

Ihrem Kollegen Stefan Rank, Rektor an der Grundschule in Schernfeld und beim BLLV stellvertretender Schulleitersprecher, geht es nicht anders: Auch er hat nur an zwei Vormittagen die Woche eine Verwaltungskraft an der Schule. "Die Arbeiten, die zu erledigen wären, sind in dieser Zeit einfach nicht zu schaffen", sagt er. Und hängen bleibt es natürlich am Schulleiter. Der müsse sich generell zu viel mit bürokratischem Kleinkram beschäftigen. "Als Schulleiter hat man immer den Zustand, dass sich auf dem Schreibtisch die Akten stapeln, leer bekommt man ihn erst in der unterrichtsfreien Zeit" - in den Ferien also. Dabei, so gibt Rank zu bedenken, hat er es in Schernfeld noch gut: Zwergschulen mit weniger als vier Klassen, etwa in Pondorf, haben gar keine Verwaltungsangestellte, und einzügige Grundschulen bekommen gerade mal eine Sechstel-Stelle fürs Büro: "Das ist schon der Wahnsinn."

Auch Stefan Rank hat festgestellt, dass immer wieder neue Aufgaben für die Rektoren hinzukommen, jede einzelne nicht dramatisch, in der Summe aber doch sehr zeitaufwändig. Bei Ganztagsangeboten der Schulen zum Beispiel ist auch der Rektor Tag für Tag gefragt. Und vor Jahren wurde den Schulleitern die Zuständigkeit für die schriftliche Beurteilung der Lehrer übertragen, früher hatte das ausschließlich der Schulrat getan. "Ein Riesenaufwand", sagt Rank. Seine Forderung: "Es muss sich etwas ändern. Viele Leute von den Schulleitungen sind wirklich ausgebrannt."