Eichstätt
Angespannt und teuer

Beratungsfirma meldet 25 Prozent Immobilienpreissteigerung in Eichstätt: Experten setzen Fragezeichen

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Schaffe schaffe, Häusle baue im Eichstätter Baugebiet Weinleite-West. Sparsame Schwaben haben es in der Stadt aber schwer: Die Immobilienpreise steigen weiter. - Fotos: Hager/Hoedt/Schneider

Eichstätt (EK) Innerhalb eines Jahres sollen die Immobilienpreise in Eichstätt um 25 Prozent gestiegen sein: Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt bekannt gewordene Erhebung. Ganz teilen können das ortsansässige Experten nicht. Eines ist aber klar: Der Markt bleibt angespannt und teuer.

Kleines neues Häuschen gefällig? Reiheneckhaus, Massivholz-Bauweise, Neubau, 325 Quadratmeter Grundstück. Angebot in einem Immobilien-Internetportal für 498 000 Euro, zuzüglich Maklerprovision und Nebenkosten. "Das ist schon relativ hoch für Eichstätt", sagt Anna-Maria Meier. Die Leiterin der Hausverwaltung der Eichstätter Baufirma Meier beobachtet den Immobilienmarkt in der Domstadt seit über 30 Jahren - berufsbedingt. Aber dass ein vergleichbares Häuschen vor einem Jahr nur 373 000 Euro gekostet haben soll? Das wagt sie dann doch zu bezweifeln. Denn einen Preissprung von rund einem Viertel innerhalb eines Jahres könne sie nicht feststellen.

Die "Welt am Sonntag" hatte bei der Beratungsfirma Empirica eine Auswertung in Auftrag gegeben, bei der die Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser der Landkreise im ersten Halbjahr 2016 mit denen des Vorjahres verglichen wurden (wir berichteten am Montag auf der Titelseite). Vorne liegen nicht mehr München, Berlin oder Köln - sondern Kreise wie Oberspreewald-Lausitz, Erding und eben Eichstätt.

Nicht nur Meier setzt hinter das Ergebnis ein großes Fragezeichen. Auch Richard Alberter, der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereines, tut es: "Die Preise sind in den letzten Jahren gestiegen, das ist unbestritten." Aber nicht um diesen Prozentpunkt. Man müsse das Ganze unter dem regionalen Gesichtspunkt sehen. "Der Landkreis Eichstätt bekommt den Druck aus Ingolstadt", sagt Alberter. Man lebe "in der Boom-Zone", im "Bermudadreieck München, Ingolstadt und Augsburg", wo die Nachfrage das vorhandene Angebot mehr als deutlich übersteigt. Anna-Maria Meier und ihr Sohn Markus sehen das ähnlich: Man dürfe hier nicht die Stadt, wie in der Veröffentlichung der "Welt am Sonntag" geschehen, isoliert betrachten. Man müsse den gesamten Landkreis sehen. "Hier gehören eben auch Gemeinden wie Wettstetten und Kösching dazu, wo der Häusermarkt nahezu abgeräumt ist", sagt Markus Meier.

Die Preise seien allerdings bereits seit Jahren am Steigen und nicht erst seit ein paar Monaten, weiß Gerhard Meier von der Immobilienabteilung der Eichstätter Sparkasse. Spätestens mit dem Beginn der Immobilienkrise in den USA 2007 hätten auch die Wohnbaupreise hierzulande angezogen, so Gerhard Meier. Über diesen gesamten Zeitraum betrachtet müsste man heute wohl doppelt so viel für ein Einfamilienhaus hinlegen. "Das ist einfach eine organische Steigerung", erklärt Markus Meier.

Die sei aber nicht nur durch das fehlende Angebot auf steigende Nachfrage zurückzuführen, sondern auch mit den steigenden Qualitätsanforderungen der Kunden zu begründen. "Ich muss heute energetisch entsprechend bauen", verweist Markus Meier auf die geltenden Verordnungen. "Rohstoffe und Bodenpreise steigen auch", ergänzt Gerhard Meier. Und dann kämen, wie Sparkassenvorstandsmitglied Karl-Heinz Schlamp sagt, auch noch die Rahmenbedingungen hinzu. "Eine gute Lebensqualität ist mittlerweile auch ein gewichtiger Faktor."

Lässt sich diese Preisspirale aufhalten? Eher nein, konstatieren die Gesprächspartner unserer Zeitung. "Der Markt bleibt heiß", ist sich Richard Alberter sicher. "Solange es Audi und der Region gut geht, wird sich am Immobilienmarkt nichts ändern", sagt Karl-Heinz Schlamp. Auf absehbare Zeit wird man sich mit diesen Immobilienpreisen und entsprechenden Steigerungen wohl arrangieren müssen, sagt Gerhard Meier.

Dass hohe Preise die Menschen aber nicht vom Kauf abhalten, zeigt Schlamp mit Verweis auf die allein bei der Sparkasse in diesem Jahr bereits genehmigten Wohnbaufinanzierungen: "Sie liegen seit einiger Zeit auf sehr hohem Niveau." Eine konkrete Zahl? "Bis Juli haben wir 50 Millionen Euro Kredite vergeben." Das "Betongold" sei momentan eben auch eine Wertanlage.