Eichstätt
Blühwiesen versus Monokulturen

Bürgermeister wollen auf kommunalen Flächen mithelfen, den Rückgang der Insektenfauna zu stoppen

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Blühwiesen in der Stadt: Beispiel in Eichstätt "Am Graben". ‹ŒArch - foto: Bauch

Eichstätt (EK) Im Landkreis Eichstätt soll es mehr Blühflächen geben. Dies will Mörnsheims Bürgermeister Richard Mittl als Kreisverbandsvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages voranbringen.

Mittl lud deshalb die Bürgermeister der Landkreiskommunen ins Landratsamt zu einer Tagung mit dem Thema "Kommunale Blühflächen" ein. Die Informationsveranstaltung stieß auf großes Interesse. Zahlreiche Bürgermeister und Vertreter der Leader-Geschäftsstellen von Altmühl-Jura und Altmühl-Donau mit ihren Vorsitzenden, die neue Leader-Koordinatorin Agnes Stieglmaier vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten aus Ingolstadt und die Vertreterin des Naturparks Altmühltal waren gekommen. Tanja Schorer-Dremel, die Vorsitzende des Landschaftspflegeverbandes Eichstätt und Bienenpolitische Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion, wies auf die große Bedeutung kommunaler Blühflächen hin.

Referent war Umweltpädagoge Johann Bauch. Als Koordinator des Aktionsbündnisses "Eichstätt summt" weiß Bauch um die Bedeutung einer blühenden Landschaft als Grundlage für große biologische Vielfalt. "Die Defizite in der Natur sind groß, dem muss man entgegensteuern, indem man das Angebot an blühenden Pflanzen das ganze Jahr über optimiert", begann er seinen Vortrag. Er erklärte, dass die Landschaft durch Monokulturen wie beispielsweise durch großflächigen Maisanbau eintöniger geworden sei, Wiesen würden sehr schnell und oftmals abgemäht und die Hausgärten mit Kiesbeeten zunehmend naturfeindlicher. "Die Natur wurde aus den Hausgärten vertrieben", so die Worte des Umweltpädagogen. Seine Folgerung: Der Rückgang der Insektenfauna in 30 Jahren um 75 Prozent sei frappierend hoch. Das bedeute den Verlust der biologischen Vielfalt mit einem galoppierenden Artenschwund.

Die Landschaft solle blühen für Schmetterlinge und Bienen. Denn eine vielfältige Blütenlandschaft biete Lebensraum für verschiedene Insekten, die für die Bestäubung vieler Kultur- und der meisten Wildpflanzen dringend benötigt werden. Honig- und Wildbienen brauchten von Frühling bis Herbst das Nahrungsangebot. Bauch verwies auch auf die besondere Bedeutung der Biene: "Die Bienen sind neben Rind und Schwein das drittwichtigste Tier in der Landwirtschaft. Rund 85 Prozent der Erträge in Landwirtschaft und Gartenbau sind von der Biene abhängig."

Um das Angebot an blühenden Pflanzen zu vermehren, forderte Bauch, die Leute, die die Flächen haben, ins Boot zu holen, ein deutlicher Hinweis an die Bürgermeister, kommunale Flächen mit einer bunten Vielfalt an blühenden Pflanzen zu gestalten: "Eine Blumenwiese mit 50 bis 150 Pflanzenarten garantiert Artenreichtum, und die Pflege bringt bei einem einmaligen bis zweimaligen jährlichen Schnitt eine Kosteneinsparung."

In der Gesprächsrunde beschäftigten sich die Versammlungsteilnehmer mit der Kritik aus der Bevölkerung, die Flächen mit verblühten Pflanzen als schlampig bezeichne. Dazu Bauch: "Es wird immer Leute geben, die sich nicht vorstellen wollen, dass die Wiese nach einer vollen Blüte nicht sofort abgemäht werden darf." Bürgermeister berichteten von "Geschrei" und "blöden Kommentaren", wenn Gemeindeflächen nur einmal im Jahr gemäht würden.

Um kommunale Blühflächen voranzubringen, sollen die Gemeinden zur fachlichen Unterstützung weitere Ansprechpartner wie Landschaftspflegeverbände, LAGs, Gartenbau- und Imkervereine ins Boot holen, ein Netzwerk konstruieren und über eine gute Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung für die Notwendigkeit der Vielfalt in der Natur sensibilisieren.