Eichstätt
Beruf als "Rückgrat des Lebens"

Staatliche Berufsschule Eichstätt verabschiedet 257 Schüler und Schülerinnen

19.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:01 Uhr

Für ihre herausragenden Abschlussnoten wurden 28 Auszubildende geehrt. Neben Schulleiter Alfons Frey (3. von links) sprach auch Landrat Anton Knapp (links) ein Grußwort; Norbert Moller (2. von links), Geschäftsführer der Firma Grama Blend GmbH aus Sulzbach-Rosenberg, hielt die Festrede - Foto: ddk

Eichstätt (EK) 257 Auszubildende nahmen am Freitag in der Aula des Neubaus der Berufsschule Eichstätt ihre Abschlusszeugnisse in Empfang. Zahlreiche Absolventen erhielten zudem Preise als Jahrgangsbeste.

Schulleiter Alfons Frey begrüßte die große Zahl von Vertretern der Ausbildungsbetriebe, Eltern und Ehrengäste, darunter Landrat Anton Knapp, Domkapitular Josef Blomenhofer und Festredner Norbert Moller von der Firma Grama Blend aus Sulzbach-Rosenberg.

Frey reflektierte er über die Frage, ob sich die Entscheidung zur Berufsausbildung gelohnt habe, und beantwortete diese mit Bezug auf den Philosophen Friedrich Nietzsche positiv: „Sie haben mit Ihrem erfolgreichen Berufsabschluss Ihrem Leben ein Rückgrat gegeben.“ Die Absolventen könnten sich im Vokabular des Arbeitsmarktes gesprochen ab sofort auf das wichtige Prädikat „gelernt“ berufen, das ihnen nicht nur berufliche Zukunft, sondern auch viele Wege der Weiterbildung ermögliche: „Bleiben Sie mit dem heutigen Tag nicht stehen, sondern bilden Sie sich weiter“, riet Frey den Absolventen. Er dankte sowohl Landrat Knapp für die finanzielle Unterstützung im Ausbau der Schule als auch allen Lehrkräften und Ausbildungsbetrieben für ihre hervorragende Kooperation

Landrat Anton Knapp gratulierte den Absolventen zu ihrem Durchhaltevermögen und ihren guten Leistungen. Auch er thematisierte die Frage nach der Brauchbarkeit des in der Berufsausbildung Erlernten für das weitere berufliche und private Leben. „Sie haben im praktischen Teil Ihrer Ausbildung auch die Fähigkeit zur ganzheitlichen Aufgabenlösung gelernt“, betonte Knapp. Rein schulische Bildung, bei der es ausschließlich um Wissensvermittlung gehe, reiche alleine nicht aus. Im Unternehmen müsse immer eine der Situation angemessene Lösung für konkrete Herausforderungen gefunden werden, so der Landrat. Die duale Berufsausbildung biete den Absolventen daher beste Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt.

Damit Unternehmer der Region gut ausgebildete Arbeitskräfte fänden, habe der Landkreis Eichstätt seit 2011 große Summen in die berufliche Bildung investiert – nicht nur in die Gebäude der neuen staatlichen Berufsschule Eichstätt, sondern vor allem auch in deren Ausstattung. Er hob dabei die Sanierung der Klassenzimmer und der Werkstätten und deren Ausstattung mit einer Vielzahl modernster Maschinen und Medien hervor, sodass an der Berufsschule eine Ausbildung auf neuestem Stand von Technik und Pädagogik erfolgen könne. Die Entlassschüler ermutigte er mit den Worten des französischen Chemikers Louis Pasteur: „Der Wille öffnet die Türen zum Erfolg“ und forderte sie auf, die hervorragenden Startbedingungen für das Berufsleben zu nutzen.

Festredner Norbert Moller, Geschäftsführer des Unternehmens Grama Blend GmbH aus Sulzbach-Rosenberg, blickte auf seinen persönlichen beruflichen Werdegang zurück: „Die Zeiten, in denen man eine berufliche Entscheidung traf und diese für die nächsten 50 Jahre Gültigkeit hatte, sind Gott sei Dank vorbei“. Wie sein berufliches Beispiel zeige, könne man auch als Seiteneinsteiger ohne Universitätsabschluss beruflich einiges erreichen. Moller hatte zuerst den Schreinerberuf gelernt, absolvierte eine berufsbegleitende Fortbildung zum Holztechniker, war dann im Innenausbau tätig und ab 2004 in der Firma Grama Blend, einem Hersteller von Natursteinleichtbauelementen, zuerst als Projektleiter, dann in der Fertigungsleitung tätig. Dem erfolgreichen Abschluss einer weiteren berufsbegleitenden Fortbildung zum technischen Betriebswirt 2009 folgten die Ernennung zum Betriebsleiter und Prokuristen und 2014 zum Geschäftsführer des Unternehmens.

Zwei Schüler, Andrew Ashcroft aus England (Holz 12) und Gerve Dinuaku aus dem Kongo (BIJ-B), dankten in ihren Reden allen Lehrern, Ausbildern, Arbeitskollegen und Eltern. Beide Schüler betonten die anfänglichen kulturellen Eingewöhnungsprobleme, die aber im offenen und freundlichen Umfeld der Schule schnell behoben werden konnten. Ashcroft betonte den „Stolz auf den selbst ausgewählten Handwerksberuf“ und dankte für die wichtigen Lehrjahre. Der 21-jährige Gerve Dinuaku, der erst vor zweieinhalb Jahren ohne Deutschkenntnisse nach Eichstätt gekommen war, freute sich über den Erhalt des Qualifizierten Hauptschulabschluss, den er als kongolesischer Flüchtling zusammen mit zwei weiteren Flüchtlingen dank der neu eingeführten Berufsintegrationsklassen, intensivem Deutschunterricht und Praktika erreicht hatte. Mit einer eindrucksvollen Präsentation stellte Andrea Scheiblhuber, Mitarbeiterin der Jugendsozialarbeit an Schulen, erstmals das Thema „Integration an der Berufsschule Eichstätt“ vor. Zahlreiche Informationsveranstaltungen von Berufsschülern und Flüchtlingen hätten zum Abbau der Vorurteile beigetragen, mehr als 50 Berufsschüler arbeiteten inzwischen im Arbeitskreis Integration der Flüchtlinge mit, und mit dem „Culture-Kitchen-Projekt“ und köstlichen Gerichten hatten sich Flüchtlinge und Berufsschüler mit Koch Philipp Sochatzky beim Altstadtfest gemeinsam in der Öffentlichkeit gezeigt. Weitere Projekte seien bereits in Planung.

Charmant führten die Moderatorinnen Nadine Kirschner (BÜ 12a) und Cordula Nitsche (GH 12b) durch das Programm, das mit Musikstücken von Karlheinz Amler und Stefan Plank bereichert wurde.