Eichstätt
Die Patientenkurve hat bald ausgedient

In den Kliniken im Naturpark Altmühltal gibt es demnächst Tablets für die Visite am Krankenbett

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Diktiert die Erkenntnisse aus Röntgenaufnahmen in Echtzeit via Spracherkennung in den Computer: Dr. Behrus Djavidani. - Foto: Müller

Eichstätt (EK) Die Digitalisierung schreitet rasch voran: Die Kliniken im Naturpark Altmühltal haben allein vergangenes Jahr in Neuanschaffung und Unterhalt von Soft- und Hardware rund eine Million Euro investiert. Noch heuer soll ein Pilotprojekt anlaufen - die Bettvisite mit Tablets statt mit Krankenakten.

Die Zeit der Karteikarten ist schon lange vorbei: Patientendaten werden in den Kliniken im Naturpark Altmühltal auf elektronischem Weg gespeichert und verarbeitet. Seit zehn Jahren gibt es ein hochprofessionelles Computerprogramm dafür. Auch Röntgenbilder und Ultraschallaufnahmen werden in den digitalen Patientenakten gespeichert. Die Pflegeplanung im Krankenhaus läuft ebenso über den Computer. Und bald soll auch die von den Visiten am Krankenbett bekannte "Kurve" verschwinden: Die Kliniken arbeiten daran, bis Herbst die Dokumentation von Ärzten und Pflegern in einem System zu vereinen.

Auf zwei chirurgischen Stationen an den Standorten Eichstätt und Kösching soll es dann statt unhandlichen papiergebundenen Patientenkurven nur noch Tablets geben. Kommendes Jahr soll das Ganze Schritt für Schritt auf die anderen Stationen ausgeweitet werden. "Das ist ein großer Vorteil", sagt Prokurist Alfred Schimmer, der auch für die gesamte EDV in den Kliniken verantwortlich ist. So kann der Arzt künftig direkt am Bett Anordnungen treffen - ohne Papierkram und Telefoniererei Röntgen, Blutabnahme oder Medikation bestellen. Und zu Dokumentationszwecken und für die Nachfolgedienste kann der Arzt Bilder machen, beispielsweise von Wunden. "Das erleichtert die Arbeit und bietet auch für die Patienten eine größere Sicherheit", zeigt sich Schimmer überzeugt. Ärztehandschriften sind ja bekanntlich nicht immer einwandfrei zu entziffern.

Aus diesem Grund ist gerade auch beim großen Verbundsystem "Nevas" (Neurovaskuläres Versorgungsnetzwerk) für Schlaganfallpatienten von einer handschriftlichen Schnellbefundung auf eine digitale Meldung umgestellt. "Dabei müssen die Ärzte nun auch Felder ausfüllen, die man vielleicht in der Eile handschriftlich weggelassen hätte, für den Patienten und dessen Symptome aber wichtig sind", erklärt Irina Bader, die das Projekt an der Klinik in Eichstätt betreut. Zudem sei das Ganze praktisch in Echtzeit im gesamten Haus verfügbar.

Übrigens ähnlich wie die Erkenntnisse aus Röntgen- oder Computertomographieaufnahmen: In Kösching diktiert Dr. Behrus Djavidani alles via Mikrofon und computergesteuerter Spracherkennung in den PC. Alfred Schimmer sieht auch hier einen Pluspunkt: "Der Patient ist noch nicht auf Station, da wissen die Ärzte dort schon, was rausgekommen ist." Und eine Sekretärin braucht es auch nicht. Die Fehlerquote liegt übrigens bei null, so Schimmer. "Man muss sich halt entsprechend damit befassen." Hier wäre allerdings eine Ausweitung auf andere Klinikbereiche wünschenswert, wie Schimmer meint. "Das geht ein bisschen langsam."

Alles wird auf dem Server gespeichert. Aber ist der überhaupt gesichert, Stichwort Datenschutz? "Wir haben eine Firewall und Passwörter." Zudem sei alles nur über sogenannte VPN-Leitungen erreichbar. "Da kann ich ganz genau steuern, wer welchen Zugriff hat", erklärt Irina Bader. Man müsse sich sicher immer wieder neu Gedanken machen, ob man auf der Höhe der Zeit sei. Aber "wir haben das sehr genau im Blick".

Das gilt auch für das Arztportal, in dem Hausärzte ihre Patientenbriefe abspeichern können und umgekehrt ein Austausch mit der Klinik möglich wäre. "Aber da beteiligen sich leider noch sehr wenige dran", bedauert Schimmer. "Da gäbe es so viele Möglichkeiten." Man habe aber schon im Blick, dass man diese Vernetzung vorantreiben wolle. Man dürfe in der Digitalisierung nicht nachlassen: "Das sind alles Wettbewerbsfaktoren", und die würden heute wichtiger denn je, auch für ein kommunales Krankenhaus.

Schimmer ist sich sicher, dass es bald eine App geben wird, die nicht nur für die Ärzte (wir berichteten am Mittwoch im Bayernteil) relevant ist. "2020 könnten wir eine App haben, in der ich als Patient meine Daten von der Klinik abfragen kann." Eines soll bei aller Digitalisierung aber nie verloren gehen: der direkte Arzt-Patientenkontakt. "Der ist uns wichtig."