Eichstätt
Barrierefreiheit in weiter Ferne

In Eichstätt-Bahnhof ist für Rollstuhlfahrer Endstation – Planungen für den Stadtbahnhof laufen

06.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:20 Uhr

Für viele Menschen ist es schon schwierig, schweres Gepäck die steilen Stufen der Unterführung von Eichstätt-Bahnhof nach oben zu bringen. Für Rollstuhlfahrer ist hier Endstation. Derzeit existieren bei der Bahn keine Pläne, diesen Bahnhof barrierefrei zu gestalten. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Rollstuhlfahrer, die per Bahn Eichstätt ansteuern, haben nichts zu lachen. In Eichstätt-Bahnhof ist Endstation für sie. Ein Aufzug oder wenigstens ein erhöhter Bahnsteig, um in den Waggon zu gelangen? Fehlanzeige! Und so schnell wird sich daran nichts ändern.

Dass der Status quo wohl noch eine Weile so bleibt, brachte eine Anfrage – bereits die zweite – der Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (FW) an das Bayerische Innenministerium an den Tag. Wie aus der Antwort, die unserer Zeitung vorliegt, hervorgeht, sind auf der Strecke Ingolstadt – Treuchtlingen die Bahnhöfe Eichstätt-Bahnhof, Eichstätt-Stadt, Adelschlag, Eitensheim und Gaimersheim nicht barrierefrei, ebenso wenig die Zusteigemöglichkeiten in Rebdorf-Hofmühle und Wasserzell.

Die Bahn verfolgt hier die Politik der kleinen Schritte: „Mehr als 80 Prozent der Reisenden in Bayern und damit täglich über eine Million Menschen erreichen die Bahnsteige bereits heute barrierefrei. Von den 1017 Bahnhöfen sind derzeit rund 360 barrierefrei ausgebaut“, schreibt die DB Mobility Logistics AG in einer Stellungnahme. Dafür seien zwischen 2009 und 2013 durch den Bund, den Freistaat und die Bahn 400 Millionen Euro investiert worden. Für die kommenden Jahre bis 2018 würden sich die Aufwendungen in die Barrierefreiheit in einer ähnlichen Größenordnung belaufen.

„Grundsätzlich werden die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel so eingesetzt, dass möglichst viele Reisende davon profitieren. Das heißt, dass große und mittlere Bahnhöfe sowie Umsteigebahnhöfe Priorität haben“, heißt es weiter.

Immerhin laufen erste Planungen für die Erhöhung des Bahnsteiges in Eichstätt-Stadt. Ein Umbau sei allerdings erst dann möglich, wenn die Finanzierung der Maßnahme gesichert ist, so DB Mobility Logistics. Dazu würden gerade Finanzierungsverhandlungen mit der Stadt geführt. Der Bahnsteig in Eichstätt-Stadt selbst ist relativ problemlos zu erreichen.

Der Knackpunkt ist aber Eichstätt-Bahnhof, den jeder Bahnreisende passieren muss, um in die Domstadt zu gelangen. Und zu dieser Station findet sich in der Stellungnahme von DB Mobility Logistics nur ein einziger Satz: „Aktuell gibt es keine Planungen für Umbaumaßnahmen.“ Damit ist für Reisende „mit eingeschränkter Mobilität“, die dort ankommen oder von dort weiterfahren wollen, die Verbindung gekappt.

Zwischen dem Vorplatz und dem Südgleis – die Verbindung von Treuchtlingen nach Ingolstadt – gähnt eine Unterführung: eine steile Treppe mit 28 Stufen hinab, unter den Gleisen durch und wieder 28 Stufen hinauf. Für Rollstuhlfahrer ein Ding der Unmöglichkeit. Schon Menschen tun sich hier schwer, die zwei Koffer zu schleppen haben. Eine Mutter mit Kinderwagen ist auf die tatkräftige Hilfe von Mitreisenden angewiesen, jemand mit Gehhilfe oder gar Rollator blickt ratlos auf die Unterführung und Menschen „mit eingeschränkter Mobilität“, also zum Beispiel Rolli-Fahrer, stehen vor einer für sie unüberwindbaren Barriere. Da nutzen auch freundliche Passanten nichts, denn einen Rollstuhl hier hinab- und wieder hinaufzutragen, wäre schlicht zu gefährlich.

Nicht ganz so dramatisch ist die Situation auf dem Nordgleis, das in Richtung Treuchtlingen führt. Den Bahnsteig kann auch ein Rollstuhlfahrer erklimmen. Aber aus eigener Kraft schafft er die Höhendifferenz von dort zum Abteil nicht. Hilfe wäre allerdings möglich. Nur steht in Eichstätt-Bahnhof ein Angebot nicht zur Verfügung, auf das die Bahn sonst so stolz ist: der Mobilitätsservice. Rollstuhlfahrer können an vielen Bahnhöfen damit rechnen, dass ihnen Mitarbeiter der Bahn beim Ein- und Ausstieg helfen. In Eichstätt-Bahnhof gibt es das nötige Personal nicht.

Der Rat der Bahn lautet daher, entweder in Treuchtlingen oder in Ingolstadt ein- beziehungsweise auszusteigen. Dort gibt es Aufzüge. Und dann muss der Reisende „mit eingeschränkter Mobilität“ selber sehen, wie er weiterkommt.