Eichstätt
BLLV sorgt sich um Erhalt wohnortnaher Schulen

Kreisverband Eichstätt befragte Landtagskandidaten zur Zukunft der Mittelschule im Landkreis

19.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

Eichstätt (EK) „Ob die Mittelschule die richtige Antwort auf die demografische Entwicklung im Freistaat Bayern ist“ Das gibt der Kreisverbandsvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) Eichstätt, Florian Rieß, mit einem großen Fragezeichen zu bedenken. Rieß betrachtet die voranschreitende „Entschulung“ des ländlichen Raumes mit Sorge. „Anstatt dafür zu sorgen, attraktive schulische Angebote vor Ort sicherzustellen, wurde versucht, das bestehende Auslesesystem zu erhalten.“ In vielen Gemeinden stünden bereits zum Teil teuer renovierte Gebäude leer, obwohl vielerorts trotz des Schülerrückgangs für viel Geld neue Gymnasien und Realschulen und auch Privatschulen gebaut würden.

In einem Schreiben wandte er sich an Direktkandidaten zur Landtagswahl im Landkreis Eichstätt. Der Kreisverband wollte von ihnen wissen, was sie unternehmen würden, um den Niedergang der Mittelschulen im Landkreis zu stoppen, welche Möglichkeiten sie sehen, um das Ansehen der Mittelschule zu steigern und wie sie der ungleichen Bezahlung und Unterrichtspflichtzeit der verschiedenen Lehrämter gegenüberstehen.

In den Antworten zeichnete sich folgendes Bild ab: Tanja Schorer-Dremel (CSU) spricht sich für den Zusammenschluss kleinerer Schulen zu Schulverbünden aus. Hier sieht sie die „Chance zur gemeinsamen Koexistenz“ und die Bereitstellung aller wesentlichen Bildungsangebote kann so ortsnah gelingen. Werner Widuckel (SPD) und Thomas Knott (Grüne) fordern die Einführung einer Gemeinschaftsschule, wie für Denkendorf-Kipfenberg als Modellschule beantragt, sofern dies von den Eltern gewünscht sei. Weiter sprechen sich beide für mehr Selbstständigkeit der einzelnen Schulen aus, um die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen zu erweitern und so den Übergang zwischen Schule und Beruf zu verbessern.

Janina Baier von den Piraten nennt „flexible Schulmodelle vor Ort und eine Online-Schule“ als wirksame Alternativen. Auch kleinere Klassen könnten laut Werner Widuckel und Willi Reinbold (ÖDP) eine Lösung für das Schulsterben sein und zusätzlich die pädagogische Qualität weiter steigern.

Der gesellschaftliche Wandel habe nach Ansicht des BLLV-Kreisverbandes dazu geführt, dass für viele Eltern Haupt- und Mittelschulen nicht mehr als mögliche Schullaufbahn für das eigene Kind gesehen werden. SPD, Grüne, ÖDP und Piraten sehen die Lösung des Problems wiederum in einer längeren gemeinsamen Schulzeit und damit einer als gleichwertig empfundenen Ausbildung. Willi Reinbold gibt darüber hinaus zu bedenken, dass dies nur funktioniere, „wenn praktische Fähigkeiten von der Gesellschaft als gleichwertig anerkannt werden – auch in der Bezahlung.“ Solange eine Friseuse nicht von ihrem Gehalt leben könne, würden Eltern ihre Kinder nicht gerne auf die Mittelschule schicken. Werner Widuckel fordert in diesem Zuge darüber hinaus die „Sicherstellung einer real wirksamen Durchgängigkeit durch eine entsprechende Wertigkeit des Mittelschulabschlusses“ sowie die Förderung der Berufsorientierung und des Aufstieges in der beruflichen Bildung. Thomas Knott fordert für jeden Schüler auch eine echte Perspektive nach dem Mittelschulabschluss. Im Gegensatz dazu sieht Tanja Schorer-Dremel diesbezüglich kaum Handlungsbedarf. Nationale und internationale Studien belegen ihrer Ansicht nach die Leistungsstärke der bayerischen Mittelschüler, und auch das Handwerk erkenne diese an. Im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel sei die Mittelschule die richtige Lösung zur Förderung des anschaulich-konkreten Denkens und der praktischen Begabung mit einer beruflichen Orientierung.

Die Vertreter von den Grünen, ÖDP, Piraten und SPD fordern höhere Investitionen im Bereich Bildung und eine einheitlichere und angemessenere Bezahlung aller Lehrer. Janina Baier fordert dies zusätzlich für den frühkindlichen Bildungsbereich im Kindergarten und in Kinderkrippen. Willi Reinbold gibt allerdings die aktuell noch unterschiedlichen Ausbildungsrichtlinien zu bedenken und fordert zunächst eine Angleichung. Werner Widuckel möchte die sozialpädagogische Betreuung, die Fortbildungsmöglichkeiten und die Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer verbessern.

Tanja Schorer-Dremel weist in diesem Zusammenhang auf die derzeitig bereits vorhandene Möglichkeit der funktionslosen Beförderung im Grund- und Mittelschulbereich hin und sieht darin bereits eine Verbesserung. Die ungleiche Arbeitszeit führt sie auf die für alle Beamten geltende wöchentliche Arbeitszeit und deren Verteilung auf Unterrichtspflichtzeit, außerunterrichtliche und inner- und außerschulische Aufgaben zurück.

Die Ergebnisse der Befragung zur Mittelschule sind auf der BLLV-Homepage (bllv.de) nachzulesen.