Eichstätt
Außergewöhnliches "Pas de deux"

Das Duo Rall-Teichmanis präsentierte im Spiegelsaal der Residenz Klassiker in ungewöhnlicher Besetzung

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Christine Rall am Saxophon und Cellist Juris Teichmanis kreierten mit ihrer außergewöhnlichen Besetzung und ihrer spannenden Stückauswahl einen gelungenen Konzertabend im Spiegelsaal. - Foto: Greck

Eichstätt (EK) Sie hat mittlerweile eine lange Tradition: die Pro-Musica-Konzertreihe in Eichstätt. Seit 35 Jahren musizieren international renommierte Künstlerinnen und Künstler der Kammermusik im Spiegelsaal der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz. Veranstalter Andreas Meixner wählt die Gesangs- und Instrumentalabende sorgfältig aus und plant ab und zu einige Exoten ein.

So auch am vergangenen Mittwoch: Das Duo Rall-Teichmanis hatte mit Werken von Bach und Schostakowitsch Klassiker der Kammermusik im Gepäck, die sie in außergewöhnlicher Besetzung präsentierten: Saxophon und Cello. Höhepunkt dieses Konzerts war aber sicher das eigens für das Duo geschriebene Stück von Tobias P. M. Schneid.

Diesen ungewöhnlichen Abend der Pro-Musica-Reihe wollten sich viele nicht entgehen lassen. Der Spiegelsaal war fast ausverkauft, als Christine Rall und Juris Teichmanis auf die Bühne traten. Mit Bachs "Duetto I, III und IV" aus seinen "Clavierübungen", die entgegen ihrer Bezeichnung für nur einen Musiker an einem Tasteninstrument komponiert sind, begannen die beiden Musiker den Abend.

In einem Arrangement von Olaf Mühlenhardt kamen die barocken Stücke in einem ungewöhnlichen Gewand daher: Der samtige und manchmal schillernde Klang von Christine Ralls Altsaxophon übernahm häufig den Part der rechten Hand der Klavierstimme, während Juris Teichmanis am Cello die linke Hand als Bassstimme gab. Die klassischen barocken Wendungen und Figuren, die in der Regel sehr akkurat gespielt werden, bekamen durch das Saxophon eine angenehme weiche Durchlässigkeit im Klang, das jedoch an manchen Stellen Teichmanis €˜ Cellospiel dominierte - was aber sicher zum Teil auch der für dieses Duo nicht optimalen Akustik des Spiegelsaals geschuldet war.

Die Balance der Instrumente wirkte bei Tobias P. M. Schneids "Pas de deux - Ballett für Altsaxophon und Violoncello" ausgeglichener. Anders als beim Bach-Arrangement konnte er besser auf die Eigenheiten des Duos in seiner Originalkomposition eingehen: "Zuerst habe ich etwas die Stirn gerunzelt, als Christine Rall mit der Idee auf mich zukam, für ihr Duo etwas zu komponieren. Es war dann aber sehr spannend für eine so spezielle Besetzung zu schreiben", erzählte der Komponist zur Entstehungsgeschichte des Stücks. "Es ist das erste Werk, das im Original für unsere Besetzung komponiert wurde", freute sich die Saxophonistin Rall über die Arbeit des Komponisten.

Vier Notenständer mit vielen zusammengeklebten Notenblättern bauten die Künstler dafür auf - und dann wurde der Abend richtig außergewöhnlich: Die Musiker warfen sich Tonfetzen hin und her, spielten sich rasante Phrasen zu und beruhigten die erhitzen Tongemüter wieder gegenseitig in geschmeidigen ruhigen Linien. Dabei nutzte Komponist Schneid moderne ausgefallene Mittel wie das Schlagen des Cellobogens auf die Saiten oder Geräusche, die Rall mit ihrem Mundstück erzeugte.

Einige wenige Zuhörer hielten sich beim Applaus zurück, aber der Großteil des Eichstätter Publikums war begeistert von dieser modernen Originalkomposition und der Leistung der Künstler, die auch vom Schöpfer des Werks viel Zuspruch bekamen: "Das haben die beiden großartig gemacht!"

Außergewöhnlich ging der Abend nach diesem Höhepunkt weiter: Das Duo verwob zwei Solo-Stücke für ihre Instrumente ineinander, in dem sie sich räumlich trennten: Juris Teichmanis präsentierte Bachs "Cello-Suite d-moll" im Spiegelsaal, Christine Rall interpretierte Philip Glass €˜ "Melodies for Saxophone" im Treppenhaus der Residenz. Die beiden spielten die Sätze der grundverschiedenen Stücke aus Barock und der Moderne abwechselnd, verbanden sie durch die ähnlichen Charaktere der Teile und ihre Interpretation aber fast zu einem Stück.

Zum Abschluss des Abends fand sich das Duo wieder im Spiegelsaal zusammen und präsentierte die "Fuge IX" und das "Präludium VII" aus Schostakowitschs "24 Präludien und Fugen". Die beiden Hände der Klavierstücke waren wieder originell auf die beiden Instrumente verteilt und bildeten einen schönen Abschluss eines in der Besetzung, der Werkwahl und der Darbietung außergewöhnlichen Abends - eine mutige Besonderheit in einer traditionellen Kammermusikreihe.