Eichstätt
Aus einem Euro drei machen

Projekt "Altmühlleiten" läuft aus: Ein Landschaftspflegeverband könnte die Nachfolge übernehmen

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Die Altmühlleiten, wie hier beim Burgsteinfelsen nahe Dollnstein, sind landschaftsprägend und beherbergen wertvolle Biotope. Ihre Pflege ist aufwendig, und nun stellt sich die Frage, was passiert, wenn das landkreis- und regierungsbezirksübergreifende Naturschutzgroßprojekt „Altmühlleiten“ 2017 ausläuft. Ein Landschaftspflegeverband könnte einspringen. Ein solcher müsste aber erst noch gegründet werden. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Das Großprojekt „Altmühlleiten“ wird von allen Seiten als Erfolgsmodell beschrieben. Nur ist es zeitlich befristet und läuft am 31. Oktober 2017 aus. Deshalb stellt sich die Frage, wie es danach weitergehen könnte. Eine Alternative wäre die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes.

Beate Krettinger stellte bei der Dienstbesprechung der Bürgermeister am Mittwoch im Landratsamt die Struktur und Grundprinzipien dieser Organisation vor. Sie leitet die Koordinationsstelle Bayern des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege. Bereits im Vorfeld hatte es mit den Gemeinden Sondierungsgespräche gegeben. Dabei äußerten sich 25 Kommunen grundsätzlich positiv, zwei ablehnend und drei waren noch unentschlossen.

Ein Landschaftspflegeverband agiere mit einer „Drittelparität“, erläuterte Krettinger: Im Vorstand eines solchen Verbandes seien Naturschutz, Landwirtschaft und Politik in jeweils gleicher Stärke vertreten. Das zweite Grundprinzip bestehe in Freiwilligkeit: Der Verband werde nur tätig, wenn ein konkreter Antrag an ihn herangetragen werde, so Krettinger. Schließlich gehöre die regionale Verankerung zu den Maximen. Inzwischen seien 60 Prozent der bayerischen Kommunen und 70 Prozent der Landkreise Mitglied in einem Landschaftspflegeverband. Eichstätt allerdings sei noch ein weißer Fleck auf dieser Karte. Der Verband arbeite mit Landwirten und – wichtig für das Altmühltal – mit Hüteschäfern eng zusammen.

Dabei erschöpfen sich die Aufgaben nicht mehr – wie in der Gründungsphase vor 30 Jahren – auf die Pflege der Landschaft und Artenschutz. Auch das Gebiet „Ausgleich und Ersatz“ gehöre dazu. „Das sind heiße Themen in den Kommunen“, sagte Krettinger. Ebenso in der Renaturierung von Gewässern werde der Verband tätig. Diese Aufgabe, die bei den Gemeinden liege, werde in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Vor allem brachte Beate Krettinger den finanziellen Aspekt ins Spiel, die Akquise von Fördermitteln. Die Landschaftspflegeverbände seien gut vernetzt, unter anderem mit dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium. „Wir nennen Ihnen die besten Möglichkeiten. Grob gesprochen können wir einen Euro verdreifachen“, warb Krettinger. Auch die externe Abwicklung von Projekten entlaste die jeweilige Verwaltung. „Wir sind antragsberechtigt“, lautete ein weiteres Argument. Das bedeute, dass ein Landschaftspflegeverband zum Beispiel Ausschreibungen vornehmen dürfe.

Falls ein Landschaftspflegeverband angestrebt würde, sollten Landkreis und Kommunen bereits jetzt tätig werden, sagte die Referentin. Es gäbe eine gewisse Vorlaufzeit. Die Bürgermeister wollten natürlich etwas über die Kosten erfahren, die auf die Gemeinden zukommen würden. „Es gibt zwei Säulen der Finanzierung: staatliche Fördermittel und Mitgliedsbeiträge“, antwortete Beate Krettinger. Die Verbände rechnen mit einem Euro pro Einwohner. Der Durchschnitt in Bayern liege, was der Beitrag der Gemeinden betreffe, bei 25 bis 30 Cent pro Einwohner. Eine grobe Größenordnung sei die Summe von 100 000 Euro, die ein Verband pro Jahr benötige.

Für die ersten beiden Jahre nach der Gründung gibt das bayerische Umweltministerium eine fixe Fördersumme von 30 Cent pro Hektar. Auf den Landkreis Eichstätt bezogen, wären das 36 000 Euro.

Stellvertretende Landrätin und Sitzungsleiterin Rita Böhm sprach von der Installation einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Gründung eines Landschaftspflegeverbandes befasst. Darin werden zwei Bürgermeister vertreten sein, von denen einer aus dem Gebiet der Altmühlleiten stammen sollte. Um die genaue Besetzung wird sich der Mörnsheimer Bürgermeister Richard Mittl kümmern. Denn eines wurde deutlich: Ohne eine entsprechende übergreifende Organisation wären die einzelnen Gemeinden bei der Bewältigung bestimmter Aufgaben auf sich allein gestellt.