Eichstätt
"Auf unsere Stärken besinnen"

FW-Fraktionsführer Anton Haunsberger über Profilbildung, Energiewende und Radwege

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Spricht sich für eine Stärkung des Standorts Eichstätt aus: Anton Haunsberger (FW). - Foto: smo

Eichstätt (DK) FW-Fraktionsführer Anton Haunsberger im Interview mit Marco Schneider über Profilbildung, Energiewende und Radwege

Herr Haunsberger, Sie stehen der größten Kreistagsfraktion nach der CSU vor. Deren Mehrheit ist knapp. Verschärfen Sie in den kommenden sechs Jahren die Oppositionsarbeit?

Anton Haunsberger: Zu erst einmal ärgert es mich, dass wir es nicht geschafft haben, auf 31 Stimmen (zusammen mit SPD, ÖDP, FDP und Grünen, d. Red.) zu kommen. Es ist aber ein Erfolg, dass wir die zweitstärkste Kraft geblieben sind. Positiv ist auch, dass wir es schaffen, einen Zusammenhalt über unterschiedliche Strömungen hinweg zu erreichen. Von den Grünen über die FDP bis zur SPD, das ist eine große Spreizung. Das gelingt ziemlich gut. Wir tauschen uns über Initiativen aus. Es wird sicher eine andere Qualität geben.

 

Ziel ist, den Landkreis voranzutreiben – der heute schon als einer der besten in Deutschland gilt. Was zeichnet ihn aus?

Haunsberger: Es ist der Naturpark Altmühltal, die Wirtschaftskraft, die rund um Audi und EADS entstanden ist, die ganze Dienstleistungsindustrie, die Sogwirkung hat und die zum Gedeihen des Landkreises beiträgt. Eichstätt selbst, das darf man allerdings nicht verkennen, hat diese Sogwirkung nicht. Wir profitieren von Ingolstadt. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen. Das kommt mir bei diesen Diskussionen immer viel zu kurz.

 

Wo könnte man da ansetzen?

Haunsberger: Man muss sich der Stärken Eichstätts bewusst werden. Die Stadt liegt am nördlichen Rand von Oberbayern und wird vielleicht aus dieser Richtung nicht so wahrgenommen. Das kann man jetzt als gegeben hinnehmen und jammern. Aber man kann aus dieser Randlage eine Zentrallage machen. Die Stadt als Landkreissitz hat nicht mehr die zentrale Funktion wie in der Vergangenheit. Ein richtiger Schritt ist jetzt, die Dienststelle aus Ingolstadt wieder in den Kreis nach Lenting zurückzuholen. Jetzt müsste man hergehen und von Eichstätt aus den Norden mit einbeziehen, die fränkische Umgebung – was ja letztlich durch den Naturpark passiert.

 

Die beiden Kliniken haben es in den letzten Jahren, sicher auch durch die politischen Rahmenbedingungen, nicht geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben: Ist es überhaupt sinnvoll, sich beide Häuser zu leisten?

Haunsberger: Grundsätzlich nehmen wir den Auftrag als Grundversorger für die Bevölkerung sehr ernst. Wir können es uns leisten. Wir haben den Spielraum, beide Häuser zu halten. Aber wir können nicht mehr überall alle Leistungen vorhalten. Man muss entsprechend spezialisieren. Dann kann’s auch funktionieren. Fatal wäre die Frage: ,Welches Haus schließen wir’ Wirtschaftlich wäre das Eichstätter dran. Aber wollen wir das? Wollen wir, dass alles nach Kösching geht? Man muss man hier auch aus Eichstätter Sicht ein Augenmerk darauf haben.

 

Der Landkreis will bis 2030 energieautark sein. Die geplante Stromtrasse hat die Diskussion um die Energiewende wieder neu entfacht.

Haunsberger: Was haben wir bisher gemacht außer diesem Lippenbekenntnis? Der Landkreis hat bei seinen Bauten energieschonend gebaut. Das kann es aber nicht gewesen sein.

 

Was würde den Landkreis da weiterbringen?

Haunsberger: Wenn ich mich hinstelle und sage: ,Ich brauche keine Stromtrasse!’, muss ich mir Gedanken machen über die Energieautarkie. Ich erinnere an unsere Anträge für einen Energieberater, der auch von der SPD unterstützt wurde: Die CSU hat uns zweimal niedergestimmt. Wie will ich die Mitbürger bewegen, etwas zu tun, wenn das nicht kanalisiert wird? Da fehlt der Zug, ein Leitbild, die Bürger mitzunehmen.

 

Wen sehen Sie da am Zug?

Haunsberger: Den Landrat. Es reicht nicht, nur Schulen und Straßen zu bauen. Der Landrat müsste nach vorne treiben und etwas entwickeln. Es wäre unfair zu sagen, es ist vieles schlecht gemacht worden. Aber Eichstätt weiterzuentwickeln, das ist nicht passiert. Das ist nicht erst die letzten sechs Jahre so, sondern schon länger. Man hat versäumt, für uns ein Profil zu entwickeln. Wir lassen die Gemeinden zu viel für sich arbeiten. Man müsste mehr lenken und leiten. Darin sehe ich die Aufgabe des Landkreises. Wir erhalten nur, wir sanieren unsere Straßen. Aber eine Profilierung, eine Neuausrichtung fehlt mir.

 

Wie sieht es mit dem Gemeinschaftstarif aus? Der Vorstoß der INVG ist auch bei Ihnen nicht auf Begeisterung gestoßen.

Haunsberger: Ich bin nicht der Meinung, dass wir darauf warten sollen, was uns die INVG präsentiert. Warum erweitern wir nicht die Stadtlinie auf die anderen Orte? Wir brauchen Strahlkraft in Eichstätt. Da darf jetzt der Stadtrat nicht auf der Bremse stehen: Man muss die Bürger von draußen reinbringen. Eichstätt muss ins Zentrum des Geschehens. Dann gilt es eine Verbindung zu schaffen mit dem mittlerweile zweiten Zentrum im Kreis – Kösching. Auch über den öffentlichen Nahverkehr. Dann wächst auch der Landkreis von der Seite her zusammen.

 

Immer wieder flammt die Diskussion um „asphaltierte Radwege“ und die Balance zwischen Tourismus und Natur auf.

Haunsberger: Es ist durchaus vertretbar, die Hauptachsen zu asphaltieren. Da müssen wir noch mehr tun. Ich kann das aber auch verbinden. Ich muss nur den Naturgenuss vermitteln. Je mehr Menschen ich in die Natur bekomme und sie diese genießen, desto mehr werden sie einen Sinn für die Natur entwickeln und sich einsetzen, sie zu erhalten.

 

Sie sind auch ein begeisterter Radler. Wo machen Sie eigentlich Urlaub?

Haunsberger: Ich bin ein Mensch, den Berge und Seen faszinieren – und dementsprechend gerne beispielsweise in Österreich bin. Ansonsten mache ich im Landkreis Eichstätt Urlaub. Wenn ich über Radwege spreche, kenn ich diese auch, weil ich viele fahre. Wir haben Natur pur und viele Erholungsmöglichkeiten: Man muss sie nur sehen.