Kipfenberg
Auf Wachstum angelegt

Der chinesische Investor JIC verfolgt seit der Übernahme der SGD Kipfenberg konsequent seine Ziele

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

−Foto: SGD Kipfenberg

Kipfenberg (EK) Werksschließungen und Stellenabbau bei Ledvance, Fachkräfte gesucht bei der SDG Kipfenberg. Beide Unternehmen sind in der Hand chinesischer Investoren. Während der Leuchtenhersteller vor gewaltigen Einschnitten steht, brummt beim Pharmaglasproduzenten das Geschäft.

Seit gut einem Jahr hat bei der SGD Kipfenberg, einem Werk der bislang französischen SGD-Gruppe, die chinesische Investmentgesellschaft China Jianyin Investment (JIC) mit Sitz in Peking das Sagen. Anfang Oktober vergangenen Jahres war der Deal zwischen dem US-amerikanischen Investor Oaktree perfekt. Der hatte fünf Jahre zuvor den französischen Konzern SGD Pharma übernommen und wieder verkauft.

Für das Werk in Kipfenberg veränderte diese Jonglage, betrieben von potenziellen Finanziers, relativ wenig (bis auf ein neues Logo). Die Produktion lief unvermindert weiter, für die etwa 240 Beschäftigten änderte das Hütchen-Wechsel-Dich-Spiel wenig. Das hat zum einen mit der Stärke der Kipfenberger zu tun, zum anderen auch mit den Zielen, die die Chinesen vor einem Jahr ausgegeben haben und an denen sich die Unternehmensleitung konsequent - und mit entsprechendem finanziellen Mitteln ausgestattet - orientiert.

"Wir sind weiter auf Wachstumskurs", sagt Bernd Schulda, Geschäftsführer der SGD Kipfenberg, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der gebürtige Konsteiner hat seit sechs Jahren die Führung in Kipfenberg inne. Den 59-jährigen Diplomkaufmann, der in dem Kipfenberger Unternehmen über 30 Jahre tätig ist und sich vom Vertrieb an die Spitze gearbeitet hat, überzeugt vor allem die Konsequenz, mit der die Chinesen ans Werk gehen. Für JIC sei, so Schulda, die Übernahme der Einstieg in den europäischen Markt gewesen. Dies habe sich zum einen mit der Eröffnung einer Zentrale in Paris sowie in der festen Absicht bemerkbar gemacht, die ganze SGD-Gruppe durch weitere Zukäufe zu stärken.

Dementsprechend seien Investitionen in ein neues Werk in Frankreich und in Indien weiter verfolgt worden. Und die für Kipfenberg geplanten Investitionen seien planmäßig und ohne Probleme weiter betrieben worden. Da gebe es "kein Erbsenzählen", die Zusagen würden klar eingehalten. "JIC hat einen zeitlich deutlich weiteren Horizont als der amerikanische Investor Oaktree", sagt Schulda. Der chinesische Investor sehe, so glaubt der Kipfenberger Geschäftsführer, die Übernahme der SGD-Gruppe als Aufwertung und Pflege seines Ansehens, um weiter auf dem europäischen Markt tätig sein zu können. Ein Handeln wie bei Ledvance schließt Schulda deshalb aus.

Dass der neue Eigentümer starkes Interesse an einer funktionierenden und leistungsfähigen Produktion hat, zeigt sich Schulda zufolge an den zahlreichen innerbetrieblichen Angeboten und Maßnahmen, die SGD-Gruppe insgesamt zu stärken. "Wir gehen immer mehr dazu über, uns die Abläufe in allen Werken gemeinsam anzusehen, das beste Verfahren nach und nach herauszuarbeiten und dann - entsprechend der Ausrichtung der einzelnen Werke - zu übertragen." Und dabei sei das Kipfenberger Unternehmen "sehr, sehr stark" und gelte als "Vorbildproduktionsstätte".

Um diesen Spitzenplatz innerhalb der Gruppe behaupten und ausbauen zu können, werden Fachkräfte dringend gesucht. "Wir benötigen gutes Personal, das wir gerne aus der gesamten Region rekrutieren möchten", sagt Schulda. Die eigene Ausbildung werde zwar weiterhin ein fester Bestandteil der Nachwuchsförderung sein, doch auch bereits fertige Ingenieure, Techniker oder Vertriebsleute würden gebraucht. Immerhin würden von Kipfenberg aus Kunden im gesamten deutschsprachigen Raum betreut. Gewünscht sind auch Mitarbeiter, die sich nicht scheuten, einen längeren Auslandsaufenthalt auf sich zu nehmen oder mit anderen Werken im Ausland zusammenzuarbeiten. "Wir werden zusehends globaler aufgestellt und wollen unsere Stärke auch in andere Werke exportieren, erklärt Schulda.

Von internen Fortbildungsmaßnahmen (im Jahr 2017 gab es Schulda zufolge 230 Schulungen mit insgesamt 12000 Stunden), über fest installierte Talentsuche und Talentförderung bis zu Gesundheitskursen (Rückenschule oder gesunder Schlaf) oder Laufgruppen reicht die Palette, mit der SGD das Arbeiten in einem effizienten Team fördern will. Dazu bietet das Unternehmen inzwischen auch ein duales Studium an.

Schulda: "Mit JIC als starkem Investor im Rücken sehen wir uns mit unseren Mitarbeitern und unserer Spitzenstellung im Pharmazieglas bestens aufgestellt."