Eichstätt
Auf 19 Pfählen sicher gegründet

Evangelische Kirchengemeinde legte symbolisch den Grundstein für ihr neues Zentrum am Holbeinplatz

04.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Mit drei Hammerschlägen legten Vertrauensfrau Ursula Wawra, Pfarrer Sieghart Schneider und Kirchenvorstandsmitglied Dr. Christian Reinl den symbolischen Grundstein für das neue Gemeindezentrum der evangelischen Kirche in Eichstätt. Der Bau wird hinter dem bestehenden Dommherrnhof Welden am Holbeinplatz gegenüber des Alten Stadttheaters errichtet. - Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Der Neubau des evangelischen Gemeindezentrums geht weiter - zumindest symbolisch: Gestern legten die Verantwortlichen den Grundstein für das etwa 3,6 Millionen Euro teure Vorhaben. Witterungsbedingt macht die Baustelle jetzt aber erst einmal Pause bis ins Frühjahr.

"Endlich!" rief Ursula Wawra und ließ den Hammer auf den Betonpfahl niedersausen. Die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands der Eichstätter evangelischen Gemeinde machte aus ihrer Freude über die Grundsteinlegung gestern Mittag keinen Hehl: Im ausgehenden Herbst 2008 habe sie die ersten Gedanken für ein neues Gemeindezentrum ins Spiel gebracht. "Das tut schon gut, jetzt, nach vielen Gesprächen zu sehen, das wird etwas", sagte Wawra am Rande der kleinen Feier nach dem Hauptgottesdienst. Die Schaffung eines neuen gesellschaftlichen Mittelpunkts für die etwa 3000 Gläubige zählende evangelisch-lutherische Gemeinde in und um die katholischen Bischofsstadt war dringend notwendig, wie die Verantwortlichen immer wieder betonten: Nicht nur, dass der Gemeindesaal samt Pfarramt im barocken Domherrnhof am Residenzplatz renovierungsbedürftig war. Auch der Anbau aus den 1950er-Jahren entsprach in keiner Hinsicht mehr dem üblichen Standard - vom allgegenwärtigen Schimmel in den Räumen ganz abgesehen.

Im Prozess der Verwirklichung des neuen Hauses gab es auch schmerzliche Diskussionen - immerhin musste sich die Gemeinde von ihrem zweiten Pfarrhaus Am Graben trennen und den Erlös aus dem Verkauf in die Finanzierung des mittlerweile 3,6 Millionen Euro teuren Vorhabens einbringen. Von diesen Geldern muss die Kirchengemeinde selbst rund 1,1 Millionen Euro aufbringen. Wie Pfarrer Sieghart Schneider gestern sagte, sind neben dem Erlös des Pfarrhausverkaufs und Rücklagen bereits rund 40 000 Euro zweckgebunden für das neue Zentrum gespendet worden. Das wird nach den Plänen des Eichstätter Architekturbüros Diezinger gestaltet - an einer städtebaulich spannenden Stelle: Der Neubau soll den barocken Domherrnhof Welden, den Ulmer Hof und die aus dem 19. Jahrhundert stammende Backsteinkirche zu einem Ensemble verbinden.

Quasi als "Scharnier" (Pfarrer Schneider) soll der mittelalterliche Rundturm dienen. Der ist mit einem zusätzlichen Fundament unterfangen worden, so Schneider: Ein Riss an der Nordseite hatte diese Sicherungsmaßnahme erforderlich gemacht, dem vorhandenen Fundament habe man nicht mehr getraut. Der Rundturm, wohl der älteste in der Stadt, ist aber nicht das einzig Historische an dieser Stelle, wie Ursula Wawra unserer Zeitung sagte: So hätten die Archäologen Bruchsteinmauern, Keramikscherben und mittelalterliche Tonöfen gefunden. Die seien nun unter einer Konservierungsschicht bewahrt.

"Wir bauen hier nicht auf Sand", sagte Pfarrer Schneider vor mehreren Dutzend Gläubigen in Anspielung auf das Lukas-Evangelium, wo es heißt: "Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute." Deswegen habe man auch insgesamt 19 Betonpfähle bis zu 16 Meter tief in den Boden gerammt. Das hätten Statiker berechnet, um einen möglicherweise unsicheren Untergrund auszugleichen.

Das Zentrum selbst, in dem neben der Pfarrerswohnung ein mittelgroßer Gemeindesaal sowie ein Jugend- und ein Kinderraum unterkommen sollen, wolle man - ebenso wie den Domherrnhof vorne - als "offenes Haus für die Gemeinde und auch für die nichtkirchliche Öffentlichkeit" etablieren. "Das ist uns wichtig", sagte Pfarrer Schneider. Zu einem konkreten Zeitplan wollte man sich - aktuell ist man etwa eineinhalb Monate hintendran - nicht äußern. Im Frühjahr soll es mit der Bodenplatte weitergehen. "Ich würde schon gern noch in die Pfarrerswohnung einziehen." Fünf Jahre hat Pfarrer Schneider noch bis zum Ruhestand. So lange dürfte der Neubau dann wohl aber doch nicht mehr dauern.