Eichstätt
Bulani, Tabouleh und Pasta

Beim gemeinsamen "Cook 'n' Talk" mit Flüchtlingen kamen über 80 Gäste im Juze zusammen

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Gemeinsam kochen, lachen und ins Gespräch kommen - die Veranstaltung "Cook'n Talk" ermöglichte, Grenzen zu überwinden und sich kennenzulernen. Alles klappte wie am Schnürchen: Mit großem Appetit und in freudiger Erwartung nahmen die Gäste die Gerichte entgegen, viele davon aus Afghanistan und Syrien. - Fotos: Kusche

Eichstätt (EK) Zusammen etwas Schmackhaftes kochen, dabei ungezwungen plaudern und lachen, und all das mit der Aussicht auf ein gemütliches und leckeres gemeinsames Abendessen am schön gedeckten Tischen: Das gab es beim "Cook'n'Talk" im Eichstätter Jugendzentrum (Juze).

Eingeladen dazu hatten die beiden Studentinnen Christina Wein und Lisa Söder vom Studiengang "Bildung für nachhaltige Entwicklung" an der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (KU), die mit Christian Tontarra vom Technischen Hilfswerk (THW) Eichstätt, Christine Pietsch, Ehrenamtskoordinatorin für den Bereich Asyl, und Bernd Zengerle vom Haus der Jugend erfahrene Kooperationspartner gefunden hatten. Insgesamt über 80 Eichstätter Bürger und Geflüchtete - Familien, Studenten, Jugendliche und Kinder - trafen sich an der Wasserwiese, um gemeinsam ein schmackhaftes Mehrgänge-Menü zu kochen und einen fröhlichen Abend zu verbringen.

"Mit unserem Projekt wollen wir eine Brücke zwischen unterschiedlichen Nationalitäten, vor allem zwischen Geflüchteten und Eichstättern, schlagen, denn das gemeinsame Kochen ist eine wunderbare Möglichkeit, zwanglos zu reden, zu lachen und zu genießen", erläuterte Studentin Lisa Söder die Projektidee, die sie gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Christina Wein im Rahmen eines Projektseminars des Masterstudiengangs "Bildung für nachhaltige Entwicklung" entwickelt hatte. Was sich im ersten Moment gar nicht so schwierig anhört, entpuppte sich für die beiden Studentinnen jedoch als ganz große Herausforderung. Kooperationspartner finden, einen geeigneten Veranstaltungsort suchen, die Größenordnung der Kochaktivität einschätzen: "Wir waren kurz davor, zu sagen: "Komm, wir lassen's", erinnert sich Söder. Doch dann wendete sich das Blatt schnell. In der Ehrenamtskoordinatorin Christine Pietsch fanden sie eine begeisterte Unterstützerin ihrer Idee, rasch war die Brücke zu Bernd Zengerle gebaut, und angesichts der fehlenden Kochmöglichkeiten im Haus der Jugend boten Christian Tontarra und sein Team vom THW an, mit einer Außenfeldküche auszuhelfen.

"Heute morgen noch waren wir alle sehr gespannt, ob alles so klappt, wie wir es geplant hatten - das Einkaufen, Vorbereiten, Dekorieren, Kochen und gemeinsame Essen", gab Mitinitiatorin Lisa Söder dann am Abend zu. Doch es war für alle Gäste augenscheinlich: Das Projekt der beiden engagierten Studentinnen ist perfekt aufgegangen.

An den liebevoll gedeckten langen Tischreihen im Haus der Jugend versammelten sich gegen 19 Uhr über 80 Gäste verschiedenster Nationalitäten. Viele Kinder von geflüchteten Familien wuselten aufgeregt hin und her, während eine Kochgruppe draußen in der Feldküche noch die letzten Kochvorgänge abschloss. Eine "Ausgabegruppe" an der Juze-Theke wartete derweil bereits mit der Vorspeise - frischen Salat und Tabouleh, einem erfrischenden Mix aus Weizengrieß, Tomaten und Petersilie. Geduldig erklärten die jungen Geflüchteten den anstehenden Gästen ausführlich, was sie auf ihre Teller bekommen. "Viele der Anwesenden waren heute in einer der international bunt gemischten Gruppen aktiv, die den Abend gemeinsam vorbereitet haben", erläuterte Söder. Da gab es schon frühmorgens eine Einkaufsgruppe, die in der Suche nach Safran in der Weltbrücke fündig wurde, ferner drei Koch-, ein Dekorations- und ein Getränketeam, das unter anderem das beliebte nahöstliche Joghurtgetränk Ayran zubereitete.

Drei junge Flüchtlinge - Amir, Amrullah und Said - waren vom Planen über den Einkauf bis hin zum Kochen aktiv dabei, denn sie waren in ihrer Heimat schon erfolgreich als Köche tätig. Die Menükarte für das "Cook'n Talk"-Projekt sei dadurch sehr vielseitig geworden, erklärte Söder. Nach der Vorspeise standen afghanische "Bulani", mit Spinat, Kartoffeln oder Zwiebeln gefüllte Teigtaschen, ein typisches Reisgericht mit Rosinen und Orangenschale sowie Pasta Quattro Formaggi auf dem Speiseplan; zum Nachtisch gab es Vanilleeis mit heißen Himbeeren, Minze und Pistazien.

Beim Essen darf gesprochen werden - so lautete der ausdrückliche Wunsch der Organisatoren. Fröhliches Geplauder, angeregte Unterhaltung und Lachen waren dann auch bald an jedem Tisch zu hören - der eindeutige Beweis dafür, dass "Cook'n' Talk" und "Eat'n' Talk" hervorragende Möglichkeiten bieten, eine Brücke zu bauen, wo sonst vielleicht eher unsichtbare Grenzen bestehen. Lisa Söder und Christina Wein zeigten sich nach der Veranstaltung ebenso wie Christine Pietsch und Bernd Zengerle mehr als zufrieden mit dem Abend. Nicht nur sei die Zahl der insgesamt über 80 mitwirkenden "Köche" und anwesenden Gäste bei weitem höher als erwartet gewesen. "Wir hatten auch den Eindruck, dass das "Wir"-Gefühl der geflüchteten und der Eichstätter Mitwirkenden durch das gemeinsame Vorbereiten, Kochen und Essen sehr gestärkt wurde", meinten alle Organisatoren rückblickend. Unisono betonten alle drei Kooperationspartner: "Dieses Projekt sollte als Begegnungsraum für Einheimische und Flüchtlinge unbedingt regelmäßig fortgesetzt werden." Einzige Schwierigkeit: einen zentralen Veranstaltungsort finden, der über eine ausreichend ausgestattete Küche verfügt, in der eine größere Zahl an kochfreudigen Menschen Gerichte zubereiten kann." Die Küche des Jugendzentrums, so bedauert Bernd Zengerle, sei leider für solche Aktivitäten nicht benutzbar und entspreche längst nicht mehr den erforderlichen Standards für ein Jugendhaus.

Der nächste Cook'n'Talk" soll Mitte November stattfinden. Das erste Planungstreffen wird Mitte September sein, wie Lisa Söder mitteilt. Wer Lust hat, sich zu engagieren, soll sich bei Christine Pietsch melden: chirstine.pietsch@lra-ei.bayern.de.