Eichstätt
Asyl-Helfer sollten keine "Einzelkämpfer" sein

Ehrenamtliche Unterstützung für die Flüchtlinge in der Erstaufnahmeunterkunft wird koordiniert

17.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Das Interesse, ehrenamtlich zu helfen, ist groß und muss koordiniert werden: Bei Johanna Lang (2. von links) und Mathias Schmitt (nicht im Bild) laufen die Fäden zusammen - Foto: chl

Eichstätt (EK) Die Hilfsbereitschaft der Eichstätter ist enorm. Doch um die derzeit 181 Flüchtlinge in der Aufnahmeunterkunft in der ehemaligen Maria-Ward-Schule am Residenzplatz effektiv zu unterstützen, müssen die verschiedenen ehrenamtlichen Aktionen professionell aufeinander abgestimmt werden.

Die Fäden dazu laufen bei Mathias Schmitt von der Caritas und bei Johanna Lang von den Maltesern zusammen. Sie zeigten sich von der großen Resonanz beim Informationsabend zu diesem Thema sehr erfreut: Gut 90 Eichstätter, die sich für die Flüchtlinge ehrenamtlich engagieren wollen, waren zu dem Treffen gekommen. Der Leiter der Unterkunft, Michael Fütterer, gab einen Zwischenstand über die Situation im Maria-Ward-Gebäude: Demnach sind jetzt alle der 181 Flüchtlinge ärztlich untersucht: „Es gab viele Löcher in den Zähnen und Mandelentzündungen zu behandeln, aber keiner der Leute hat eine schwerwiegende Krankheit“, sagte Fütterer. Seine wichtigste Botschaft lautete: Die Leute in der Unterkunft sind „Menschen wie du und ich“, die allerdings schlimme Schicksalsschläge hinter sich haben. Mathias Schmitt, der bisher vor allem die dezentral untergebrachten Asylbewerber im Landkreis betreut, erklärte die Rahmenbedingungen für eine sinnvolle ehrenamtliche Betätigung, quasi einen „Verhaltenskodex“: Wer die Unterkunft besuche, müsse die Privatsphäre der Leute respektieren. „Die Leute haben viel verloren und leben jetzt mit Fremden in einem Raum, sie haben eh nicht viel Privatsphäre.“

Außerdem sollten die Helfer nicht überheblich auftreten: Die Leute könnten zwar meist kein Deutsch, seien jedoch erwachsen und oft auch bestens ausgebildet und sollten nicht bevormundet werden. Außerdem sollten die kulturellen Unterschiede respektiert werden: „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass alles ausschließlich so gemacht werden muss, wie wir es hier für richtig halten.“ Die Menschen hätten selbst die Entscheidungsgewalt über ihr Handeln.

Schmitt erklärte weiter, „Einzelkämpfer“ als ehrenamtliche Helfer seien kontraproduktiv: „Das muss Teamarbeit sein. Denn nur wenn es koordiniert ist und auch Kommunikation stattfindet, ist es effektiv.“ Ein absolutes Tabu wäre es, Originaldokumente an sich zu nehmen oder in ein laufendes Asylverfahren einzugreifen: „Das schadet meistens mehr als es nutzt, bitte nie ohne die Asylberater der Caritas“, sagte Schmitt.

Wichtig sei außerdem, dass sich ehrenamtliche Helfer regelmäßig zur Verfügung stellten: „Die Leute freuen sich darauf“, sagte Michael Fütterer am Beispiel der „Deutsch-Stunden“, die die Volkshochschule seit Kurzem anbietet.

Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind eigentlich unbegrenzt, versichert werden die Helfer dann als Mitglied der jeweiligen Trägerorganisation. Die Caritas sucht Unterstützer in der Asyl- und Sozialberatung. Hier sind Dolmetscher ebenso gefragt wie Helfer, die schwangeren Frauen beistehen, den Menschen den Weg zur Caritas-Kleiderkammer zeigen oder Fahrdienste übernehmen, Spielzeug verteilen und anderes mehr. Wer sich bei der Caritas engagieren möchte, wendet sich per Mail an mathias.schmitt@caritas-eichstaett.de. Die Malteser organisieren hauptsächlich eine regelmäßige Kinderbetreuung – am besten zu den gleichen Zeiten wie die Deutschkurse für deren Eltern, bei denen neben der VHS auch die Universität mit im Boot sein wird (Bericht darüber folgt). Hier haben auch die Georgspfadfinder, der Kreisjugendring und der Joke e.V. mit seiner Spielerei die Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet. Einzelpersonen sind jedoch weiterhin herzlich willkommen und können sich per E-Mail an johanna.lang@malteser.org wenden.

Darüber hinaus sind Sport- und Freizeitangebote, auch Musik und Künstlerisches willkommen. „Wir sind eigentlich für alles offen“, sagt Michael Fütterer. Selbstverständlich seien auch private und unorganisierte Besuche in der Unterkunft möglich, „das ist ja kein Gefängnis hier“, sagte Fütterer, jeder dürfe hier rein und raus. Auch wenn derzeit das Hauptaugenmerk der Öffentlichkeit auf den Flüchtlingen in der Erstaufnahmeeinrichtung liegt, so gibt es doch im Landkreis viele Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften in verschiedenen Gemeinden des Landkreises, die ebenfalls für Hilfestellungen dankbar sind. Darauf verwiesen Simone Zink, Anna Speer und Deborah Foth von der Tun.Starthilfe.