Eichstätt
"Am liebsten würde ich Fußball spielen"

Der einst in Eichstätt tätige Künstler Rudolf Thieser wird heute 90 Jahre alt

06.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:05 Uhr

Rudolf Thieser. Archiv: aur

Eichstätt/Bischofswiesen (EK) Eichstätt verdankt ihm hübsche Zeichnungen von vielen malerischen und heimeligen Winkeln der Stadt. Und er denkt nicht im Entferntesten daran, den Stift aus der Hand zu legen, dabei wird er heute 90 Jahre alt: General in Ruhe Rudolf Thieser.

In den 1980er und 1990er Jahren stand Rudolf Thieser an der Spitze des Eichstätter Künstlerrings und bestimmte die Kunstszene der Domstadt entscheidend mit. Was ihn so sehr auszeichnet ist, dass er sein Wissen und Können in vielen Kursen weitergab und seinen „Zöglingen“ den Blick für die Schönheit der Heimat schärfte. Der Künstler ist sehr vielseitig begabt, interessiert und tätig. Er ist Sportler, sammelt Briefmarken, ist Übersetzer aus dem Französischen – und immer gut gelaunt. Sein Leben ist geprägt von Gottvertrauen.

Rudolf Thieser wurde am 7. Dezember 1921 in Ingolstadt geboren und bestand dort die Abiturprüfung. 1939 ging er zum Militär und war als Offizier an mehreren Fronten in Ost und West eingesetzt. Mehrmals schwer verwundet, bekam er einige Tapferkeitsauszeichnungen. Nach dem Krieg machte Thieser eine Kaufmannslehre bei seinem Vater, gründete eine Familie, bekam eine Tochter und zwei Söhne und kam 1951 zum Bundesgrenzschutz. Ausgezeichnet mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland wurde er als General 1981 in den Ruhestand verabschiedet. Das Altmühltal und Eichstätt zogen ihn an und wurden zu seinem Lebensmittelpunkt. Er hielt Vorträge, war gefragter Stadtführer und hat Tausenden Besuchern und Alteingesessenen die Stadt, deren Geschichte und Architektur erklärt.

Seinen Lebensabend verbringt Rudolf Thieser seit 2006 im Seniorenheim Insula in Bischofswiesen bei Berchtesgaden. Statt auf Frauenberg und Kugelberg hat er dort einen Traumblick auf Watzmann und Hohen Göll. Er hat Wegkapellen und Gotteshäuser in und um Berchtesgaden in seinem unverwechselbaren Stil gezeichnet und stellt die Werke in den nächsten Tagen aus.

Herzlich freute sich der Jubilar über den Telefonanruf aus Eichstätt, und auf die Frage nach dem werten Befinden kam die Antwort, die nicht besser ausfallen könnte: „Mir geht es gut, ich bin mobil und am liebsten würde ich Fußball spielen“. Vielleicht lässt sich Rudolf Thieser ja wieder einmal im Altmühltal sehen, wo er viele Freunde und Bekannte hat?