Eichstätt
Alles für die Katz’

13.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:25 Uhr

Raubtierfütterung: Wenn Helene Knör die Katzenfutterdose öffnet, sind die hungrigen Stubentiger gleich zur Stelle - Foto: bsx

Eichstätt (bsx) Wer aufmerksam an dem grauen Haus am Frauenberg 2 in Eichstätt vorbeifährt, der sieht sie vielleicht – die Katzen, die neugierig aus den Fenstern das Leben außerhalb beobachten. Im sogenannten Katzenhaus des Tierschutzvereins „wohnen“ derzeit 21 Katzen und Kätzchen.

Zwei Etagen und sechs Zimmer stehen ihnen zur Verfügung. Die Tiere wurden entweder gefunden oder zurückgelassen und werden jetzt fast rund um die Uhr abwechselnd von den rund 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut.

„Damals hatten wir nur die untere Etage des Hauses zur Verfügung, als die Besitzerin aber vor vier Jahren gestorben ist, haben wir das ganze Haus für unsere Katzen von den Erben abgelöst“, erinnert sich Helene Knör (77). Sie ist die Leiterin der Katzenstation und schon seit 30 Jahren ehrenamtlich für den Tierschutzverein tätig. Wie die anderen Helfer erledigt sie im Katzenhaus alle anfallenden Aufgaben: putzen, die Katzen versorgen, Futter einkaufen zum Tierarzt fahren – und natürlich streicheln.

Das Geld für das Katzenhaus und die Verpflegung der Katzen stammt zu Teilen aus Spenden, vom Tierschutzverein selbst und aus Mitgliedsbeiträgen und Partnerschaften. „Wir kommen schon zurecht, aber es ist eigentlich nie genug, und freundliche, neue Mitarbeiter suchen wir eigentlich auch immer“, so Knör.

Besonders ins Gewicht fielen aber die Tierarztkosten. Denn jede Katze, die ins Katzenhaus kommt, wird erst einmal zum Tierarzt gebracht und entwurmt, geimpft und, wenn noch nicht geschehen, sterilisiert. „Wenn das alles zusammenkommt, kann diese Erstbehandlung schon an die 100 Euro kosten“, weiß die 77-Jährige. Daher sei es wünschenswert, dass jeder, der sich entschließt, eine Katze aus der gemeinnützigen Einrichtung bei sich aufzunehmen, möglichst eine Spende macht, die diese Unkosten deckt. „Wer sich das nicht leisten kann, der muss natürlich nicht den vollen Betrag zahlen, viel wichtiger ist, dass die Katze es im Nachhinein gut hat“, erklärt Knör. Deshalb schaut sich ein Mitarbeiter des Tierschutzvereins vor einer Vermittlung auch immer das Umfeld an, in das die Katze dann gebracht werden soll. Ist die Wohnung zu klein oder die Gegend zu viel befahren, kann es vorkommen, dass die Vermittlung nicht zustande kommt. „Auch wenn unser Haus zum Bersten voll ist, behalten wir die Katzen lieber, als sie in ein schlechtes Umfeld zu geben“, sagt Knör.

Nach ihrer langjährigen Erfahrung weiß sie auch, dass Katzen einen eigenen Charakter haben und zum Menschen passen müssen. Vor allem weibliche Katzen könnten oft zickig sein, wilde Katzen seien hingegen sehr scheu und bräuchten viel Zuwendung. Viele Katzen sind auch sehr ortsgebunden: „Einmal haben wir eine Katze nach Erkertshofen vermittelt und nach einiger Zeit hat man sie wieder in Eichstätt gefunden“, erzählt sie.

Viele Leute wüssten auch nicht, wie wichtig es ist, ihre Katzen sterilisieren zu lassen: „Dann würde es längst nicht so viele Straßenkatzen geben“, sagt Knör, die selbst Katzenbesitzerin ist. Eine Sterilisation koste zwischen 70 und 90 Euro, „wer aber nicht so finanzstark ist, der kann sich vom Tierschutzverein unter die Arme greifen lassen, Hauptsache es ist gemacht“, so die Stationsleiterin.

Neben diesem allgemeinen Problem gibt es aber auch Katzenschicksale, die Helene Knör den Kopf schütteln lassen: „Manchmal kann ich wirklich nicht verstehen, wie man Tieren so etwas antun kann... Unser Rosti zum Beispiel wurde von seinen Besitzern in einer Wohnung mit Reptilien zurückgelassen“, erzählt Knör. Eine andere Katze sei eingesperrt in eine Katzenbox an der Altmühl ausgesetzt worden. Viele der Katzen sind deshalb verstört oder sehr scheu, wenn sie ankommen.

Diesen Katzen versucht man dann, neues Vertrauen zu geben, und sie bekommen einen neuen Namen. „Ich versuche, den Katzen immer einen Namen mit Bezug zu geben. Wie bei Rosti, weil er rostrot ist, oder Polly. Die wurde von der Polizei eingefangen“, lacht Knör.