Eichstätt
Ärzte regeln das untereinander

Terminservicestellen scheinen im Landkreis überflüssig zu sein

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Eichstätt (baj) Das Versprechen klingt prima: Statt monatelang auf einen Termin beim Facharzt zu warten, gibt es jetzt für Patienten die gesetzlich verankerte Garantie, innerhalb von vier Wochen beim Orthopäden, HNO-Arzt oder Internisten behandelt zu werden.

Möglich machen das die Terminservicestellen, die seit 23. Januar eingerichtet sind. Ärzte sind aber offenbar wenig begeistert von der neuen Einrichtung.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hält mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg. Auch im Landkreis Eichstätt, so macht der Internist Dr. Bernhard Mödl deutlich, sei der Service eigentlich überflüssig. Mödl ist stellvertretender Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Ingolstadt-Eichstätt. "Bisher sind die Patiententermine persönlich, zwischen Hausarzt und Facharzt, geregelt worden", erklärt Mödl, der im Internistischen Zentrum in Eichstätt wirkt. Probleme habe es seines Wissens nie gegeben. Er beschreibt, wie das im Internistischen Zentrum gehandhabt wird: Der Hausarzt rufe an, teile mit, dass ein dringender Fall zu behandeln sei und der Patient bekomme einen Termin - gleich am nächsten Tag. Wer einen Termin am nächsten Tag brauche, bekomme ihn am nächsten Tag. "Wir haben immer einen Notfallpuffer in unserem Terminkalender", bekräftigt der Internist. Wartezeiten gebe es natürlich. Sie gelten jedoch für Routine-Untersuchungen. Eine Patientenzuweisung über die Service-Hotline habe er bisher noch nicht bekommen, so der Arzt weiter. Mitunter gebe es in Ballungsräumen strukturelle Probleme, räumt Mödl ein. Da könne es vielleicht sein, dass sich ein Patient drei Monate gedulden müsse, bis er einen Orthopäden sehe. Aber diesen Defiziten würde nun mit einer Überbürokratie begegnet. Im Landkreis Eichstätt, bekräftigt Mödl, seien überlange Wartezeiten nie ein Problem gewesen.

Die KVB mit Sitz in München hat nach der ersten Woche Bilanz gezogen: Demnach gab es etwa 700 Anrufe, von denen sich etwa 300 auf konkrete Vermittlungswünsche bezogen hätten. 200 davon wurden durch die Vermittlung eines Termins abgeschlossen. Sämtliche Anfragen seien binnen der geforderten Wochenfrist abgearbeitet worden, teilt die KVB mit.

Auch die KVB weist auf das funktionierende Zusammenspiel zwischen Hausarzt und Facharzt hin und sieht die Zwischenschaltung einer Servicestelle kritisch. Schließlich basiere das Verhältnis zwischen Patient und Arzt auf Vertrauen. Das könne untergraben werden, wenn sich der Patient bei einem ihm zugewiesenen, aber ihm nicht genehmen Mediziner behandeln lassen müsse. Und bei einem Schmerzpatienten seien die zugesicherten vier Wochen sowieso zu lange. Deshalb betrachtet die KVB die Terminservicestellen als Ergänzung; der Anruf dorthin sollte jedenfalls nicht der erste Schritt sein.