Eichstätt
Abergläubischer Feldarzt

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Eichstätt (je) Der vielseitig begabte und tätige Kriegstechniker Conrad Kyeser war auch als Feldarzt in Schlachten gefragt. Seine medizinischen Kenntnisse erwarb er sich wohl im Dominikanerkloster Eichstätt, das von 1271 bis zur Säkularisation 1806 bestand.

Für das Studium der "Arzneykunst" bei den Dominikanern waren fünf Jahre vorgesehen. Freilich war Kyeser noch den mittelalterlichen Geheimwissenschaften, dem Aberglauben und der Zauberei verhaftet. Geisterbeschwörung hielt er für eine wichtige "angewandte Wissenschaft". Aufputschmittel kannte der Krieger und Arzt auch schon: "Ein Diener, der auf die Reise geht, oder vom Wächter seines Herrn gerufen wird, aber von der Schwere des Schlafes benommen ist, nehme Kerbelkörner und zerkaue sie. So hört der Schlaf auf, seinen Kopf zu beschweren."

Der Feldarzt Kyeser bespricht in "Bellifortis" etwa die Behandlung von Stichwunden und geht der Frage nach, wie der Soldat mit möglichst wenig Dauerschäden vorübergehend kampfunfähig gemacht werden kann. Der Aufbau der Nabelschnur ist ebenso Gegenstand seines Buches wie die Vielfalt der Arznei. An anderer Stelle im "Bellifortis" fordert Kyeser die Wundärzte auf, sich zuerst den durch Stiche Verletzten zuzuwenden, weil diese bessere Heilungsaussichten haben, als andere Verwundete. Er beschreibt ferner den Wert des Dampfbades und der Heilpflanzen.