Eichstätt
Prinz Eugens Badewanne

Das Palais Beauharnais, einst im Besitz von Napoleons Adoptivsohn, in Paris ist heute Residenz des deutschen Botschafters

18.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Der "Grüne Salon" im Erdgeschoss des Palais Beauharnais in Paris. Die noch erhaltenen Möbel waren von Prinz Eugen in Auftrag gegeben worden. - Foto: Ebeling

Eichstätt/Paris (je) König Ludwig II., Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck, Präsident Charles de Gaulle, Bundeskanzler Helmut Schmidt, Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele andere Größen der Politik waren schon im Palais Beauharnais in Paris. Das mit viel Gold und Kunst erlesen ausgestattete Haus an der Seine gehörte von 1803 bis 1817 Eugen Beauharnais, dem Adoptivsohn Kaiser Napoleons und späteren Herzog von Leuchtenberg, Fürst von Eichstätt.

In der Veranstaltungsreihe zum Leuchtenbergjahr gab es nun einen Vortrag über das Stadtpalais aus erster Hand. Der Direktor des Deutschen Forums für Kunstgeschichte, Dr. Jörg Ebeling, nahm auf Einladung des Historischen Vereins und des Freundeskreises Leuchtenberg die Zuhörer auf einen virtuellen Rundgang durch das Prachtgebäude mit.

Erbaut in den Jahren 1713 bis 1715 kam das Palais im Jahr 1817 in Besitz des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. "Mit Ausnahme von kriegsbedingten Unterbrechungen steht das Haus seitdem im diplomatischen Dienst", sagte der Referent. Darin kam die Preußische Gesandtschaft und später die Deutsche Botschaft unter; es ist 1944 beschlagnahmt und 1961 an die Bundesrepublik zurückgegeben worden. Zu dieser Zeit ist bereits ein Neubau für die Botschaft errichtet worden, weshalb an dem denkmalgeschützten Palais die Residenz für den Botschafter errichtet wurde. Das Grundstück hat eine Fläche von 3700, das Palais eine Nutzfläche von 6500 Quadratmetern.

"Beim Rundgang ist die Zeit Napoleons spürbar", sagte Ebeling und fügte hinzu, "alles wird in Schuss gehalten." Aus dem Jahr 1817 ist eine umfangreiche Inventarliste vorhanden, sie ist Grundlage für die Restaurierung im ursprünglichen Zustand. Es fehlen allerdings Uhren, Nippes und andere kleine Dinge, die beim Verkauf in Kisten verpackt nach München transportiert worden sind. Im Großen Salon sind das Mobiliar und sogar die Vorhänge in Grün gehalten, während im Speisesaal und Kirschzimmer als Grundstimmung Rot vorherrscht. Es gibt das Silberkabinett und den Großen Speisesaal, der heute als Bildergalerie genutzt wird. Von einem Wiener Mechaniker stammt das Panharmonicon (mechanisches Musikinstrument) im Musiksalon, und im Ägyptischen Salon hängen die Porträts von Scheichs.

Dr. Ebeling bekannte, dass das Haus im 19. Jahrhundert ein Millionengrab gewesen sei, aber immer erhalten wurde. Luxusausstattung im Schlafzimmer und Edeleinrichtung im Bad zeigen den ganzen Prunk des Stadtpalais in deutschem Besitz. Die Badewanne ist recht geräumig und hat eine Armatur aus Edelmetall. Der Garten ist nach Originalskizzen von 1817 neu angelegt worden.

Jörg Ebeling lud die Eichstätter zu einer Fahrt nach Paris und zum Besuch im Palais Beauharnais ein. Namens des Historischen Vereins und des Freundeskreises Leuchtenberg dankte Josef Ettle dem Referenten und meinte, durch den Prachtbau fällt auch ein bisschen Glanz des europäischen Hochadels auf die Leuchtenbergstadt Eichstätt.